Naturschutz auf dem Acker: Bauern schaffen Lebensräume für Wildtiere

Auch konventionelle Landwirtinnen und Landwirte tun etwas für gefährdete Wildtiere. Zwischen 2022 und 2024 haben der regionale Naturpark Parc Jura Vaudois, Pro Natura und Pro Natura Vaud Bäuerinnen und Bauern beim Bau kleiner Strukturen aus Holz oder Steinen sowie Hecken oder Hainen, die als Unterschlupf oder Korridor für Wildtiere dienen, begleitet.
Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2024
von Etienne Arrivé / AGIR
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Da fühlen sich Hermelin und Wiesel wohl – die umstrukturierte Parzelle von Landwirt Christophe Meylan. (Etienne Arrivée/AGIR)

«Wir haben uns für das Projekt entschieden, weil wir unseren Teil zu den Bemühungen beitragen und unseren Kindern zeigen wollen, dass wir nicht untätig bleiben», erklärt Christophe Meylan. «Wir sind die erste Generation von Landwirten, die sich mit diesen neuen Praktiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel auseinandersetzen muss – und die Massnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt werden für uns zu einem eigenständigen Sektor», ergänzt der Landwirt aus Montricher im Kanton Waadt weiter.

Im Herbst 2022 begann Christophe Meylan, der einen 150 Hektar grossen konventionellen Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet, damit, eine zu wenig ertragreiche Getreideparzelle in einen Hochstammobstgarten umzuwandeln. Quentin Kohler, Projektleiter bei Pro Natura, betreut derweil die Einrichtung von Kleinstrukturen auf dem Gelände – fünf Kleinstrukturen pro Hektar zwischen den Apfel-, Birnen-, Quitten- und Mirabellenbäumen. Er kann auch Zeugnis der täglichen Bemühungen ablegen, die der Landwirt ergreifen musste, um den Hochstammobstgarten im Laufe des zu heissen und zu trockenen Jahres 2023 zu erhalten.

Rund zwanzig Standorte eingerichtet

Innerhalb von drei Jahren wurden in Zusammenarbeit mit dem Parc Jura Vaudois rund 20 solche Standorte eingerichtet. Zwischen Aubonne, Bière und Orbe wurden sowohl in landwirtschaftlichen als auch in forstwirtschaftlichen Gebieten Stein- und Asthaufen, Hecken, gestufte Waldränder, Obstbaumpflanzungen und ein Teich angelegt, um Hermelin, Wiesel und die Zauneidechse zu fördern. «Und wir legen Wert darauf, dass es funktioniert», sagt Landwirt Christophe Meylan, «wie bei allem, was wir tun.»

Das Hermelin und sein seltenerer Verwandter, das Wiesel, sind hervorragende Jäger und ihre Anwesenheit kann die Populationen von Wühlmäusen und anderen Nagetieren drastisch reduzieren, deren Appetit und verzweigte Gänge die Felder stattdessen verarmen lassen. «Hermeline und Wiesel sind ausgezeichnete natürliche Helfer für die Landwirte», fügt Valérie Collaud, Verantwortliche für Natur und Biodiversität beim Parc Jura Vaudois, hinzu.

Nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verträglich

«Auch wenn es für uns immer noch schwierig ist, sie zu zählen, weil sie sehr scheu sind, kann eine einzige Hermelinfamilie 50 Mäuse pro Woche beseitigen», sagt Christophe Meylan. Eine Broschüre, die sich sowohl an Gemeinden als auch an Privatpersonen und an Lehrerinnen und Lehrer für ihre Schüler richtet, beschreibt detailliert die Grundsätze für den Bau dieser kleinen Strukturen und ihre Vernetzung. Die grösste Herausforderung beim Bau von solchen Strukturen für Hermeline und Wiesel besteht in der Vernetzung: Bewegungskorridore und Unterschlupfe, in welche die Tiere sich flüchten können, müssen miteinander verbunden sein.

«Wir denken nun darüber nach, wie wir die Früchte dieses Obstgartens am besten an Bedürftige abgeben können – denn wir wissen, dass wir über den ökologischen Leistungsnachweis auch in gewisser Weise über die Steuern der Bevölkerung entlöhnt werden», sagt Christophe Meylan, «das ist in vielerlei Hinsicht positiv und in unserem Umfeld tut das der Moral gut.»