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Kritik am Schweizer Milchmarktsystem: Warum immer mehr Milchbauern aufhören
Immer mehr Schweizer Milchbäuerinnen und Milchbauern geben ihre Betriebe auf. Eine neue Studie beleuchtet die Hauptpr...
Massnahmenbasierte Abgeltungen honorieren landwirtschaftliche Betriebe für die Umsetzung spezifischer Massnahmen, unabhängig davon, ob sie tatsächlich die gewünschte Umweltwirkung erzielen. Wirkungsbasierte Abgeltungen hingegen vergüten Betriebe auf Grundlage nachweisbarer, messbarer Effekte.
Laut Annelies Uebersax von Agrofutura kommt es darauf an, den richtigen Ansatz für die jeweilige Zielsetzung zu finden. «Denn nicht immer ist die Wirkung einer Massnahme direkt messbar oder einfach zuzuordnen – in vielen Fällen sind Mischformen oder innovative Herangehensweisen gefragt», erklärte sie an der Agrofutura-Fachtagung zum Thema «Wirkung erreichen – Ziele vor Augen statt Massnahmen im Nacken».
Ressourcenprojekt N-Effizienz: Stickstoffverluste reduzieren
Das Projekt «Einzelbetriebliche Stickstoff-Effizienz steigern und Stickstoff-Verlustrisiko reduzieren» im Kanton Zürich verfolgt das Ziel, die Stickstoffeffizienz auf landwirtschaftlichen Betrieben zu steigern und Verluste in die Umwelt zu minimieren. Hier wurde ein wirkungsbasierter Ansatz gewählt. Die Betriebe erhielten eine Abgeltung, wenn sie bestimmte Zielwerte in der Stickstoffbilanz erfüllen.
Eine der grössten Herausforderungen ist die starke Abhängigkeit der Ergebnisse von der Witterung: «Wenn wir die beiden Jahre 2022 und 2024 Revue passieren lassen, sehen wir, dass in einem einzelnen Jahr gerade aufgrund der Witterung eine planbare Verbesserung der Stickstoffeffizienz kaum erreicht werden kann», erklärte Andreas Buri vom Zürcher Bauernverband. Die Betriebe mussten zudem umfangreiche Daten dokumentieren, um einen Vergleich zu ermöglichen und die Abgeltung musste flexibel gestaltet werden, damit sie für verschiedene Betriebsstrukturen praktikabel war.
Andreas Buri betonte auch, dass die Betriebe motivierter seien, wenn sie eigenverantwortlich Entscheidungen treffen können: «Es ist viel interessanter, wenn man Verantwortung übernehmen kann, wenn man seine Eigeninitiative einsetzen kann und dann noch Interesse an der Sache hat.» Eine faire Gestaltung der Abgeltung sei essenziell, damit auch vorbildliche Betriebe nicht benachteiligt würden.
PFLOPF: Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming
Das Ressourcenprojekt «PFLOPF – Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming» untersucht den Einsatz digitaler Technologien zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Hier wurde eine massnahmenbasierte Abgeltung gewählt, da der direkte Effekt vieler Technologien schwer zu quantifizieren ist.
Laut Christian Eggenberger, Leiter für Beratung, Entwicklung und Innovation am Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg, gab es erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung: «Die Wirkung einzelner Technologien war schwer vorhersehbar – wir wussten, dass sie ein Einsparpotenzial haben, aber nicht genau, in welchem Ausmass.» Prognosemodelle erwiesen sich oft als unzuverlässig, was sich negativ auf die Motivation der Landwirte auswirkte. «Ohne eine massnahmenbasierte Entschädigung hätten viele Betriebsleitende die neuen Technologien nicht weiterverwendet», so Christian Eggenberger.
Ein weiteres Problem war die Zuverlässigkeit der Technologien. «Wir haben festgestellt, dass einige Innovationen im Labor gut funktionierten, aber in der Praxis auf dem Feld nicht die erwarteten Ergebnisse lieferten – die Abgeltung half, Frustration zu vermeiden», erklärte Christian Eggenberger und empfiehlt, dass Massnahmen einfach erklärbar sein müssen und deren Wirkung klar zugeordnet werden sollte.
ZiBiF: Zielorientierte Biodiversitätsförderung
Das Ressourcenprojekt «Zielorientierte Biodiversitätsförderung (ZiBiF)» setzt auf eine standortangepasste und leistungsabhängige Biodiversitätsförderung. Die Betriebe können selbst über geeignete Massnahmen entscheiden, um ihre natürliche Vielfalt zu erhöhen. Die Vergütung erfolgt je nach erreichten Biodiversitätsqualitäten.
Martin Graf von der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich erklärte, warum man sich für diesen Ansatz entschieden hat: «Die massnahmenorientierte Förderung wird der Biodiversität nicht gerecht und die Motivation der Landwirte nimmt dadurch eher ab – unser Ziel war es, mehr Eigenverantwortung zu schaffen und Anreize zu setzen, um langfristig eine bessere Biodiversität zu erreichen.»
Eine zentrale Herausforderung war die intensive Beratung der Betriebe. «Viele Landwirte haben einen gewissen Respekt vor der Verantwortung, die sie übernehmen müssen – eine fachliche Begleitung ist daher essenziell», so Martin Graf. Dennoch zeigt sich, dass die Motivation der Landwirte durch diesen Ansatz deutlich gesteigert werden konnte. «Alle 29 Betriebe sind sehr engagiert dabei», bestätigte Martin Graf weiter.
Wirkungsbasierte Abgeltungen eignen sich besonders dann, wenn eine messbare Wirkung durch Indikatoren nachgewiesen werden kann. Sie bieten Landwirtinnen und Landwirten mehr Flexibilität und Eigenverantwortung, was oft zu besseren Ergebnissen führt. «Unsere Erfahrung in diesen Projekten zeigt, die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sind bereit für mehr Eigenverantwortung und Freiheit», resümierte Annelies Uebersax von Agrofutura. «Wenn sie die Massnahmen ihrer Wahl umsetzen können, ist das motivierender und oft effektiver», ergänzte sie.
Massnahmenbasierte Abgeltungen seien vorteilhaft, wenn die Wirkung nicht eindeutig oder kurzfristig messbar ist, wenn innovative Technologien erprobt werden sollen oder wenn die Motivation der Landwirte trotz unsicherer Effekte erhalten bleiben soll.
Die Wahl des Abgeltungssystems muss sich nach den spezifischen Zielen und Rahmenbedingungen richten. Eine fundierte Beratung und praxisnahe Umsetzung sind entscheidend, um langfristig eine nachhaltige Wirkung in der Landwirtschaft zu erzielen.
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