Anzahl Betriebe nimmt weiter ab
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Die Gemeinde Diessbach BE mit ihren rund 1000 Einwohnern war die einzige Gemeinde im Amt Büren, in der bis dato noch keine Melioration durchgeführt wurde. Vernünftiges Wegenetz – Fehlanzeige. Viele Landwirte hatten umständliche und weite Wege zurückzulegen, um ihre Felder zu erreichen und zu bewirtschaften. Die Drainagerohre sind völlig veraltet. Schaut man auf die Karte mit Stand 2008, sieht die Struktur von Diessbach wie ein wilder, bunter Flickenteppich aus. Das sollte sich ändern.
Vor 14 Jahren gründete sich die Bodenverbesserungsgesellschaft Diessbach. Seitdem arbeitet Hansueli Baumann als Präsident der Gesellschaft mit den Betroffenen, Bund und Kanton an diesem Projekt. Baumann ist Landwirt und bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau und Legehennen. Er selbst ist von der Melioration nicht sehr stark betroffen, da er das Glück hat, dass seine Flächen grösstenteils arrondiert um die Hofstelle liegen. Anders sah das bei seinen Berufskollegen aus.
Die Gesamtmelioration sei ein Mehrgenerationenprojekt. «Und», sagt Hansueli Baumann, «es war ein weiter Weg, der teilweise hoch emotional war.» Nachvollziehbar! Denn wenn Bauernfamilien über Generationen ihre Flächen bewirtschaften, bauen sie dazu eine Bindung auf. Dieses Feld gegen ein anderes einzutauschen kostet Überwindung für die Besitzer und andererseits Überzeugung der Vermittler. 396 Hektaren mit 93 Grundeigentümern und 15 aktiven Bauernfamilien mussten an den Tisch gebracht werden. Mittlerweile sei das Vorhaben kurz vor dem Abschluss. Gerade wurden die neuen Wege abgenommen. Einzig die Sanierung des Drainagesystems stehe noch auf der Agenda. Diese wird im kommenden Jahr fertiggestellt.
Zwei Jahre vor der Beschlussfassung führte Hansueli Baumann viele Gespräche, denn es brauchte einen Mehrheitsentscheid für die Durchführung der Melioration. Entweder mussten 50% der Grundeigentümer zustimmen, oder aber 50% der Fläche mussten zusammenkommen. Nach dem positiven Mehrheitsbeschluss nahm die extern beauftragte Schätzungskommission mit einem technischen Leiter den Bestand auf und bewertete nach Bodenpunkten die Flächen. Sie schlug den Beteiligten den jeweiligen Flächentausch vor und führte die Verhandlungen. Das begrüsste Hansueli Baumann, um nicht mit seinen Kollegen aus der Gemeinde im Clinch zu liegen. Dadurch, dass Baumann insgesamt weniger betroffen war, bestand nicht die Gefahr, dass er sich selbst als Präsident in eine Vorteilsstellung brachte.
Bis der erste Vorschlag des sogenannten Neuverteilungsplanes für die Flächen stand, dauerte es vier Jahre, also bis 2012. Im Herbst 2018 kam es zum sogenannten «Neulandantritt». Rund zehn Jahre dauerte der Prozess an. Daran erkennt man, wie komplex die Zusammenhänge sind.
Das neue Wegenetz bewirkt eine höhere Effizienz für die landwirtschaftlichen Betriebe. Sie erreichen ihre Flächen auf befestigten Wegen. Gleich mehrere Effekte kommen aus Sicht der Wirtschaftenden zum Tragen. Die Betriebsgrundlage verbessert sich, und die Produktionskosten sinken. Zeitersparnis, ressourcenschonende Bewirtschaftung bewirken eine nachhaltige Betriebsführung und tragen zum Erhalt der Höfe und Wertschöpfung in der Region erheblich bei.
Jetzt werden die vorliegenden Drainagen, deren Rohre teilweise noch aus Ton bestehen, erneuert und instand gesetzt.
Gleichzeitig liessen die Planer Gedanken zu Naturschutzmassnahmen in das Projekt mit einfliessen. Die Schätzungskommission führte eine ökologische Bestandsaufnahme durch. So wurden naturnahe Gewässer wie der Zäglichbach und der Wartbach, die in Teilen verrohrt waren, ausgedolt. Für Wildtiere legten sie da, wo es passte, Wildkorridore an. Amphibienteiche mit Anpflanzungen werten die Region auf.
Das Wegenetz ist auf die breiteren landwirtschaftlichen Geräte ausgerichtet. Spaziergänger und Velofahrer erfreuen sich ebenso daran. Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf 7,5 Mio. CHF. Bund und Kanton beteiligten sich mit gut 70%. Der kantonale Renaturierungsfonds und der BKW-Oekofonds beteiligten sich ebenfalls an den Kosten respektive an den Restkosten der ökologischen Massnahmen.
Fazit: «Mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.» So könnte man es auf den Punkt bringen: Die Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse für die landwirtschaftlichen Betriebe wurden verbessert zum Schutz des Kulturlandes, aber auch der ökologische Gedanke floss mit ein. Ein Prozess, der viel Zeit, Feingefühl, Geduld und Durchhaltevermögen beansprucht. Die Landeigentümer müssen sich an der Instandhaltung der Wege, abhängig von ihren am Weg liegenden Flächen, finanziell beteiligen.
Als Melioration werden Massnahmen zur Bodenverbesserung und zur besseren Bewirtschaftung von Kulturland bezeichnet.
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