
Methanemissionen und Roboter beeinflussen Viehzucht in der Schweiz
Die Verdauung von Gras produziert bei den Kühen Methan. Doch nicht bei allen Kühen ist der Methanausstoss gleich. Die...
Das nasse Jahr 2024 zieht seine Spuren bis ins Jahr 2025. Die Nässe sorgte für unbewirtschaftete Felder, Schimmel und hohen Druck bei Pflanzenkrankheiten. Dies wiederum wirkte sich negativ auf die Futterqualität aus. «Diese tiefe Futterqualität spüren wir noch immer», sagte Swissherdbook-Präsident Markus Gerber vor den Delegierten des grössten Schweizer Viehzuchtverbandes. «Vor 180 Jahren hätte eine solche Missernte zu einer Hungersnot geführt. Heute bemerken das die Konsumentinnen und Konsumenten kaum mehr. Die Regale sind voll, fehlende einheimische Produkte werden einfach durch Importe kompensiert.»
Das letztjährige Wetter war auch perfekt für die Gnitzen. Stechmücken, welche die für Schafe, Rinder und Ziegen gefährliche Blauzungenkrankheit übertragen. Die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter ASR unterstützt deshalb die Impfempfehlung des Bundes. «Wir sind überzeugt, dass eine gute Impfabdeckung die Symptome und die damit verbundenen wirtschaftlichen Einbussen auf unseren Betrieben mindern kann», so Markus Gerber.
Neben der Blauzungenkrankheit ist in diesem Frühjahr im Osten Europas die Maul- und Klauenseuche wieder ausgebrochen und aus den USA machen Fälle von Vogelgrippe in Milchviehställen Schlagzeilen. «Das zeigt uns, dass immer globaler, immer grösser und immer mobiler auch Schattenseiten birgt», so Markus Gerber. Es sei deshalb umso wichtiger, Sorge zu den bäuerlichen Familienstrukturen und der Vielfalt in der Landwirtschaft zu tragen, wie Swissherdbook diese mit seinen acht Milchviehrassen aufzeige.
Erstmals als neuer Direktor war Michel Geinoz an der Delegiertenversammlung. Michel Geinoz ist gleichzeitig Direktor von Holstein Switzerland. Der gemeinsame Direktor steht für das Projekt Alliance, mit dem die beiden Verbände zusammenrücken. Ziele von Alliance sind die Bündelung von Aufgaben der Zuchtorganisationen sowie eine Effizienzsteigerung mit schlankeren Strukturen. Das langfristige Ziel ist eine gemeinsame Organisation mit Erhalt der Rassevertretungen und der Standorte. «Das Projekt ist eine einmalige Chance, die Zukunft im Interesse der Schweizer Rinderzüchter zusammen zu definieren», so Holstein-Switzerland-Präsident Hans Aebischer, der das Projekt den Delegierten vorstellte.
Verabschiedet wurde an der Versammlung der langjährige Direktor Matthias Schelling, der im vergangenen Jahr als neuer Direktor zu Swissgenetics gewechselt ist.
«Wir haben heute in der ökologischen Nachhaltigkeit 19 Prozent Biodiversitätsförderflächen – wir müssten 7 Prozent haben. Wir haben 44 Prozent Qualitätsstufe 2 auf den Flächen – wir müssten 40 Prozent haben. Und wir haben 84 Prozent vernetzte Flächen – wir müssten 50 Prozent haben», sagte Bauernverbandspräsident Markus Ritter in seinem Referat bei Swissherdbook zur künftigen Agrarpolitik. «Wir haben also im Bereich der Biodiversität sämtliche Ziele deutlich überschritten. Wir haben auch die letzten 25 Jahre viel ins Tierwohl und in die Reduktion der Ammoniakemissionen investiert.»
Gleichzeitig seien Direktzahlungen nominal immer bei 2,8 Milliarden Franken geblieben und der Selbstversorgungsgrad gesunken. Und die meisten Betriebe könnten ihre Kosten nicht mehr decken. «Was uns Sorgen machen muss, ist die soziale Nachhaltigkeit», so Markus Ritter. Für ihn ist deshalb mit Blick auf die Agrarpolitik 2030 klar: «Wir alle stehen zur Ökologie, aber wir haben genug getan. Es braucht nicht mehr Ökologie. Wir müssen die Schwerpunkte im Bereich der Produktion und der sozialen Nachhaltigkeit im Bereich Einkommen und Wertschöpfung setzen.» Jetzt müssten die Weichen dafür gestellt werden.
Markt als zentraler Punkt
Es sei wichtig, ein Paket für die ganze Landwirtschaft zu schaffen und die gesamte Wertschöpfungskette einzubeziehen. Die Märkte spielten hier eine wichtige Rolle, denn von diesen komme 80 Prozent des Einkommens. Auch deshalb sieht Ritter die Märkte als zentralen Punkt in der künftigen Agrarpolitik. Und um auf diesen erfolgreich zu sein, brauche es gute Rahmenbedingungen.
Eine elementare Bedingung sei ein adäquater Grenzschutz. «Die Produktionskosten in der Schweiz sind viel zu hoch, als dass wir ohne Grenzschutz erfolgreich mit den Kolleginnen und Kollegen in Frankreich, Deutschland oder Italien mithalten könnten», sagte der Bauernverbandspräsident. Der Bauernverband habe deshalb eine Arbeit in Auftrag gegeben, was im Bereich des Grenzschutzes noch möglich sei. «Aber so weit wie Präsident Trump wollen wir nicht gehen», so Markus Ritter.
Neben einer Vereinfachung bei den Direktzahlungen hält es der Bauernverbandspräsident auch für wichtig, die Strukturverbesserungen nicht mehr stiefmütterlich zu behandeln, wie es die letzten Jahre gewesen sei. Gerade im Bereich der Gebäude brauche es höhere finanzielle Beiträge von Bund und Kantonen, um zukunftsfähige Betriebe zu schaffen.
Parlamentswahlen 2027 im Fokus
Markus Ritter ist bereits daran, die Parlamentswahlen 2027 vorzuspuren. «Es wird für die AP 2030 matchentscheidend sein, wer im Oktober 2027 gewählt wird. Mit einem landwirtschaftsfreundlichen Parlament haben wir die Chance, mit der nächsten Agrarpolitik die Weichen für unsere Betriebe und unsere Familien zu stellen.» Und weiter: «Wenn wir das vermasseln, ist die Gefahr gross, dass es wieder ins alte Fahrwasser geht. Nichts für die Märkte, nichts fürs Einkommen, nur mehr für Ökologie.»
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