Genfer Hightech-Salat
In Perly im Kanton Genf wächst der Salat in der Luft. Auf seinem ultravernetzten Betrieb experimentiert Jeremy Blondi...
2023 stellte die Fenaco vor Herausforderungen: Eine schwächelnde Nachfrage und stark gestiegene Kosten prägte das Geschäftsjahr. Dennoch zeigte sich Fenaco-Präsident Pierre-André Geiser zufrieden: «Wir blicken auf ein solides und insgesamt positives Geschäftsjahr zurück.» Mit einem Nettoerlös von 7,54 Milliarden Franken verzeichnete Fenaco trotz eines Rückgangs von 6,5 % im Vergleich zu 2022 den zweithöchsten Wert in der Unternehmensgeschichte.
«Treiber für den preisbedingten Umsatzrückgang war nebst dem Geschäft mit fossilen Brenn- und Treibstoffen der Geschäftsbereich Futtermittel und Getreide», erklärte Finanzchefin Marta Pruneddu an der Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz in Bern. Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung, betonte die ausserordentlichen Preiseffekte im Geschäftsjahr 2022, die sich im vergangenen Jahr wieder normalisierten.
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT sank wegen Lagerabwertungen auf Rohwaren und Dünger auf 107 Millionen Franken. Keller merkte an, dass die Nettoerlösrendite von 1,4 % knapp unter der Zielsetzung und dem mehrjährigen Durchschnitt liegt, aber dennoch zufriedenstellend sei. Das Unternehmensergebnis lag mit 97 Millionen Franken klar über dem Vorjahr und profitierte vom gestiegenen Zinsniveau sowie guten Finanzerträgen. Als besonders erfreulich beurteilt Keller die Eigenkapitalquote von 63,1 %. Damit sei die Zielmarke von 60% erstmals übertroffen worden. Als Keller den Geschäftsleitungsvorsitz 2013 übernommen hatte, lag die Quote bei rund 40 %.
«Wir brauchen faire Abnahmepreise und mehr Ertragssicherheit. Der beste Richtpreis nützt der Bauernfamilie nichts, wenn die Ernte ausbleibt.»
Im vergangenen Jahr sorgten Wetterturbulenzen im Pflanzenbau für schwache Erträge, was auch die Fenaco spürte. So lag etwa die Kartoffelernte im dritten Jahr in Folge unter der Zielmarke von 90 % Inlandversorgung. Das liegt für die Fenaco aber nicht nur am Wetter: «Gleichzeitig fehlten den Landwirtinnen und Landwirten wirksame Mittel, um ihre Kulturen zu schützen», konstatierte Pierre-André Geiser. «Der Bund entzog in den letzten Jahren einer Vielzahl von Mitteln die Bewilligung und liess nur wenig Alternativen zu.» Die Folgen dieser Zulassungspolitik würden zunehmend auf den Feldern sichtbar. Martin Keller betonte, dass es nicht ausreicht, nur über Produzentenpreise zu diskutieren. «Wir brauchen faire Abnahmepreise und gleichzeitig mehr Ertragssicherheit. Der beste Richtpreis nützt der Bauernfamilie nichts, wenn die Ernte ausbleibt.»
Pierre-André Geiser rief dazu auf Gegensteuer zum sinkenden Selbstversorgungsgrad zu geben. Es brauche Offenheit gegenüber neuen Lösungen und technologischem Fortschritt, mehr Innovationen und weniger Mikromanagement. Damit sprach er die viel kritisierte administrative Arbeit an, welche viele Bäuerinnen und Bauern als stetig ansteigende Belastung wahrnehmen. Als Beispiel für solche Innovationen nannte Martin Keller die Technologieplattform Innovagri, mithilfe derer neue Methoden für nachhaltigen Pflanzenschutz möglichst schnell bei den Landwirtinnen und Landwirten eingesetzt werden sollen. Für die einzelnen Betriebe wäre die Anschaffung von entsprechenden Maschinen und Geräten zu teuer, mit Innovagri soll der Zugang aber sichergestellt werden. Aktuell verfügt Innovagri über 17 Maschinen. Neu im Fenaco-Portfolio ist Sencrop, welches auf genaue lokale Wetterdaten und Prognosemodelle spezialisiert ist.
«Es braucht mehr Raum für Innovationen und weniger Mikromanagement»
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Keller mit einem Nettoerlös auf Vorjahresniveau. «Die Kostensituation dürfte angespannt bleiben, Sonderaufwände wie 2023 fallen hingegen weg», so Keller. Die Fenaco geht deshalb von einem leicht besseren EBIT und Unternehmensergebnis aus. Mit hohen Preisvolatilitäten wird sich die Fenaco aber abfinden müssen: «Solange die Welt in Unruhe ist, müssen wir mit stärkeren Preisschwankungen leben», so Heinz Mollet, Leiter der Division Agrar, «sei es bei Dünger oder sei es bei Futtermitteln.»
Mit keiner Unruhe verbunden sind die anstehenden Wechsel in der Geschäftsleitung. Die Stellen werden intern besetzt. Martin Keller hat seinen Rücktritt als Vorsitzender der Geschäftsleitung auf Ende Juni 2025 bereits diesen März angekündigt. Seine Nachfolge tritt Michael Feitknecht an, der aktuell Leiter des Departements Pflanzenbau ist. Dort übernimmt Jürg Friedli, aktueller Geschäftsleitungsvorsitzender bei Landor, die Leitung. Nach 40 Dienstjahren geht der Divisionsleiter Agrar Heinz Mollet Ende 2025 in den vorzeitigen Ruhestand. Auf ihn folgt Markus Hämmerli, der aktuell das Departement Frische/Lebensmittelsicherheit leitet.
Am 8. Mai hat der Bundesrat den Zwischenbericht zur Umsetzung des «Aktionsplans Pflanzenschutzmittel» gutgeheissen. Auch dort wird die Problematik aufgrund des Rückzugs verschiedener Mittel thematisiert. Mit dem Rückzug mehrerer Wirkstoffe seien grosse Lücken im Pflanzenschutz entstanden, heisst es in der Mitteilung. Der Schutz sei dadurch sehr anspruchsvoll geworden. Mit der zunehmenden Belastung durch neue Schädlinge dürfte sich die Lage weiter verschärfen. Es brauche vertretbare und wirksame Alternativen, um einen ausreichenden Schutz der Kulturen und damit die Produktion gesunder Lebensmittel sicherzustellen sowie gleichzeitig die Umwelt zu schützen, heisst es weiter.
Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die neuen Direktzahlungsprogramme, die im Rahmen des Absenkpfades PSM eingeführt worden sind, auf reges Interesse der Landwirtschaft stossen. Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bewirtschafteten die Landwirtschaftsbetriebe im Jahr 2023 rund 19 Prozent der gesamten Acker-, Reb- und Obstanlage ohne Einsatz von Herbiziden. Zudem verzichteten rund 14'000 Betriebe auf 102'000 Hektaren Anbaufläche auf den Einsatz von Fungiziden und Insektiziden. Diese Ergebnisse seien erfreulich, so das BLW.
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