Warum Herkunftsbezeichnungen bei Käse wichtig sind

Geschützte Herkunftsangaben wie «Le Gruyère» stärken die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Käseprodukten im internationalen Handel. Eine neue Studie zeigt, wie sich klare und einfache Bezeichnungen positiv auf die Preisentwicklung und das Konsumentenvertrauen auswirken – und welche Herausforderungen komplexe Namen mit sich bringen.
Zuletzt aktualisiert am 16. Januar 2025
von Renate Hodel
4 Minuten Lesedauer
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Geschützte geografische Herkunftsangaben wie AOP helfen den Käse auf dem Markt ideal zu positionieren. (jin)

Die Schweiz ist bekannt für ihre erstklassigen Käseprodukte und geografische Herkunftsangaben wie «Le Gruyère» oder «Raclette du Valais» spielen dabei eine entscheidende Rolle. Und gerade geschützte Herkunftsbezeichnungen dienen nicht nur als Qualitätssiegel, sondern beeinflussen auch den internationalen Handel mit Käse erheblich. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie sich verschiedene Arten von geografischen Herkunftsangaben auf die Preise von Schweizer Käse im Import und Export auswirken.

Geografische Herkunftsangaben?

Geschützte geografische Herkunftsangaben wie die geschützte Ursprungsbezeichnung AOP («Appellation d’Origine Protégée») oder die geschützte geografische Angabe IGP («Indication Géographique Protégée») garantieren, dass ein Produkt in einer bestimmten Region hergestellt wurde und besondere Eigenschaften besitzt, die mit dieser Region verbunden sind. Ein Beispiel für AOP ist «Le Gruyère», bei dem sowohl der Name als auch die gesamte Produktion geografisch geschützt sind. Bei IGP wie «Raclette du Valais» ist nur ein Teil des Produktionsprozesses an die Region gebunden – hier ist nur der volle Name «Raclette du Valais» geschützt, der Käsetyp «Raclette» ist alleine hingegen nicht geschützt. Diese Bezeichnungen tragen dazu bei, lokale Traditionen und handwerkliche Fertigkeiten zu bewahren, während sie gleichzeitig Konsumentinnen und Konsumenten Orientierung und Vertrauen bieten.

Studie zu Schweizer Käsepreisen

Eine Forschungsgruppe aus dem Forschungsbereich Nachhaltigkeitsbewertung und Agrarmanagement des nationalen landwirtschaftlichen Forschungsinstituts Agroscope analysierte den Handel mit Schweizer Käse zwischen 2002 und 2021. Dabei wurden umfangreiche Handelsdaten ausgewertet, um die Auswirkungen von geografischen Angaben auf die Preise zu untersuchen. Unterschieden wurde zwischen:

  • Einfachen Namen, bei denen die geografischen Herkunftsangaben den gesamten Namen schützen – beispielsweise «Gruyère» oder «Roquefort»
  • Komplexen Namen, bei denen die geografischen Herkunftsangaben einen allgemeinen Begriff wie «Gouda» oder «Raclette» enthalten, kombiniert mit einer geografischen Angabe wie «Holland» oder «du Valais»
  • Markenprodukten, also Käse mit eingetragenen Marken wie «Appenzeller»
  • Und Käseprodukten ohne Kennzeichnung, also Käse ohne geografische Herkunftsangabe oder Marke

Die Analyse zeigte, dass die Wahl der Schutzstrategie wesentlichen Einfluss auf den Markterfolg eines Produkts hat.

Der Marktvorteil klarer Herkunftsangaben

Die Ergebnisse zeigen, dass Käse mit einfachen Namen auf dem internationalen Markt deutlich höhere Preise erzielen als Produkte mit komplexen Namen oder ohne geografische Herkunftsangabe. Beispielsweise lag der Preis von «Gruyère» im Durchschnitt um 5 Prozent höher als der von nicht geschütztem Käse. Dagegen konnten komplexe Namen wie «Raclette du Valais» keinen signifikanten Preisvorteil erreichen. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Unterschiede in beiden Handelsrichtungen – Import und Export – konsistent beobachtet wurden.

Einfachen Namen gelingt es besser, sich von Konkurrenzprodukten abzuheben, da sie komplett geschützt sind. Verbraucher können diese Produkte leicht erkennen und assoziieren sie mit hoher Qualität und Tradition. Komplexe Namen müssen hingegen mit generischen Produkten konkurrieren, die denselben allgemeinen Begriff wie «Raclette» verwenden dürfen. Diese Konkurrenz schmälert laut Studie die Differenzierungsmöglichkeiten und damit auch die Preisvorteile.

Einfache Namen, klare Herkunft

Für Schweizer Käseproduzenten ist die Wahl der richtigen Schutzstrategie entscheidend. Ein einfach geschützter Name wie «Le Gruyère» bietet nicht nur bessere Preismöglichkeiten, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt. Bei komplexen Namen besteht die Gefahr, dass die Vorteile des Schutzes durch die geografische Herkunftsangabe von der Konkurrenz verwässert werden. Die Studie verdeutlicht, dass Käseproduzenten mit komplexen Namen verstärkt in Marketing und Aufklärung investieren müssen, um ihre Produkte deutlicher von generischen Alternativen abzuheben.

Geografische Herkunftsangaben sind daher ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung und Differenzierung von Käseprodukten. Doch nicht alle geografischen Herkunftsangaben sind gleich effektiv. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet dies, dass Produkte mit einfachen Namen oft eine höhere Qualität und Authentizität garantieren. Für die Landwirtschaft zeigt die Studie, dass eine klare und eindeutige Herkunftsbezeichnung der Schlüssel zu höheren Preisen und einer nachhaltigeren Wettbewerbsfähigkeit ist.