Schädlinge und Krankheiten bedrohen Schweizer Zuckerrübenanbau

Die Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld verarbeiten aktuell rund 390 Tonnen Zuckerrüben pro Stunde. Verschiedene Krankheiten und Schädlinge führen zu tiefen Zuckergehalten.
Zuletzt aktualisiert am 25. November 2024
von Jasmine Baumann
3 Minuten Lesedauer
2024 Zuckerrubenmaus

Wer in der Region Aarberg oder Frauenfeld wohnt, hat es schon gemerkt, die Zuckerrübenernte ist in vollem Gange. «Die Ernte verläuft bisher gut – da der Boden trocken ist, können die Erntemaschinen gut arbeiten», sagt Raphael Wild, Leiter Kommunikation der Schweizer Zucker AG.

Die Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld laufen auf Hochtouren. Sie verarbeiten pro Stunde 390 Tonnen Zuckerrüben. Die Maximallast wäre bei rund 400 Tonnen. Dass zwischendurch in dem ganzen Prozess von Ernte, Verlad, Transport und Anlieferung in der Fabrik ab und zu kleinere Pannen eintreten, sei normal, und so schwankt auch die Auslastung in den Fabriken, sagt Wild.

Zuckerfabriken suchen Produzenten

Auch dieses Jahr müssen die Fabriken Rüben aus dem süddeutschen Raum importieren, damit sie ausgelastet sind. «Wir suchen nach wie vor Landwirte in der Schweiz, die Zuckerrüben anbauen», bestätigt Raphael Wild.

Immer mehr Landwirte erwägen, aus dem Anbau auszusteigen. Die Erträge sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Verschiedene Krankheiten und Schädlinge wie Erdfloh, Blattläuse, Zikade oder Rüssler machen den Rüben das Leben schwer.

Rübenkrankheiten Syndrome Bases Richesses und Viröse Vergilbung

Die Krankheit Syndrome Bases Richesses (SBR) sorgt seit 2017 für bedeutende Schäden in Zuckerrübenkulturen in der Schweiz. Als Folge nimmt der Zuckergehalt stark ab und der Zucker lässt sich auch schlechter extrahieren. Die SBR-Krankheit wird durch das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus verursacht und führt zu Gelbfärbungen und Deformationen der Blätter sowie zu einer deutlichen Verringerung des Zuckerertrags. Das Bakterium wird von der Schilf-Glasflügelzikade auf die Rüben übertragen. (Quelle Agroscope Merkblatt Nr. 97)

Eine Andere Krankheit ist die «Viröse Vergilbung». In der Schweiz wird die viröse Vergilbung durch drei Viren verursacht, die durch die Grüne Pfirsichblattlaus und die Schwarze Bohnenlaus übertragen werden: das Beet Yellows Virus, das Beet Chlorosis Virus und das Beet Mild Yellows Virus.

Quelle: Agroscope

Blattflecken kaum zu kontrollieren

«Das Anbaujahr war durchzogen, dennoch dürften Zuckerrüben eine der besseren Kulturen 2024 sein», sagt Luzi Schneider, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau (SFZ). Die Erträge schwanken dieses Jahr stark. Es gäbe Betriebe mit 100 Tonnen und solche mit nur 40 bis 50 Tonnen. Die Schwankungen sind sowohl regional als auch national sehr stark.

Aufgrund der hohen Feuchtigkeit und der warmen Nächte im August sind die Blattflecken kaum zu kontrollieren gewesen. Auch das Syndrome Basses Richesses (SBR) wandert immer weiter. «Dennoch gibt es auch hier erfreuliche Entwicklungen und Projekte, die eine Verbesserung der Situation versprechen», so Schneider.

So werden Rüben transportiert

Die Zuckerrüben werden entweder mit Traktor und Wagen oder mit Bahnwagen in die Zuckerfabrik geliefert. Entscheidend dafür ist die Entfernung zur Zuckerfabrik. Ist der Rübenhaufen in der Nähe der Zuckerfabrik, fahren die Landwirte die Rüben mit dem Traktorzug in die Fabrik. Zuckerrüben von weiter her, werden mit der Rübenmaus in Bahnwagen verladen.

Fachstelle forscht nach neuen stärkeren Sorten

Die SFZ forscht in allen Bereichen an der Weiterentwicklung: «Wir investieren viel in die Sortenprüfung für neue, leistungsstärkere Sortentypen», sagt Luzi Schneider. Derzeit laufen Forschungen in den Bereichen SBR, Viröse Vergilbung, Rüsselkäfer oder Blattgesundheit. «Ziel ist es, dass die Zuckerrübe in jeglicher Hinsicht eine interessante und finanziell lukrative Kultur bleibt», ergänzt Schneider.

Ruebenjahr Lid
Zucker

Von der Rübe zum Zucker

Infomaterial zur Zuckerproduktion in der Schweiz.