Gelber Enzian als Grundlage für Schnaps und Kosmetik
Die Wurzeln des Gelben Enzians werden seit Jahrhunderten zu Schnaps verarbeitet. Auch im Paznaun im Tirol. Seit 2017 ...
1889 gründet Louis Morand in Martigny im Unterwallis die Distillerie Morand – der traditionelle Familienbetrieb kann also bereits auf eine über 130-jährige Geschichte zurückblicken. Die Distillerie konzentriert sich zu Beginn auf Brände aus Trester und anderen Spirituosen wie Liköre auf der Basis von lokalen Pflanzen wie Absinth, Genepi, Wacholder oder Enzian.
André Morand entwickelt das Unternehmen in der zweiten Generation schliesslich vom kleinen Handwerksbetrieb zu einem Industrieunternehmen. Die Produktions- und Lagerkapazität wird erhöht und das Sortiment erweitert: Der Familienbetrieb versucht sich neben Bränden und Likören fortan auch in der Herstellung von Limonaden und Sirupen. Hinzu kommt die Distribution von zahlreichen anderen Schweizer Getränkemarken und sogar Vertretungen von ausländischen Produkten. Mit Ausnahme von Wein reicht das Sortiment der Distillerie Morand schliesslich von eigenen und fremden Spirituosen, über Mineralwasser, Limonaden, Sirup und gar «Coca-Cola», bis hin zu verschiedenen Biersorten und Champagner der Marke «Moët».
Mit dem 1932 in Kraft tretenden Alkoholgesetz wird es für Schweizer Spirituosenhersteller schwieriger sich zu behaupten: Professionelle Brennereien müssen eine Konzession besitzen und die Preise für alkoholische Getränke verdoppeln sich. André Morand schafft mit einem Fruchtbrand aus Williamsbirnen aber ein Alleinstellungsmerkmal: In den 1950er-Jahren lässt er die Marke «Williamine» eintragen und international schützen und vom Wallis aus erobert das Eaux-de-vie schliesslich die ganze Welt. Mit dem Erfolg der «Williamine» erlebt nicht nur die Distillerie Morand einen Aufschwung, sondern auch der Walliser Obstbau: In den Obstgärten der Walliser werden immer mehr Williamsbirnbäume gepflanzt und die Obstsorte wird bald zu einer der wichtigsten im Wallis.
Lange Jahre reitet die Distillerie Morand auf der Erfolgswelle ihrer «Williamine» bis sich in den 1990er-Jahren die Wirtschaftslage unter anderem aufgrund der abgeschwächten Konjunktur verschärft: Die Alkoholkonsum nimmt stetig ab und die Verkäufe von Bränden und Likören laufen nicht mehr ganz so rund. Und auch die Getränkedistribution schwächelt, da die Konsumentinnen und Konsumenten je länger je mehr kaufen bei den Grossverteilern einkaufen. In den 2000er-Jahren sorgt eine neue Reglementierung der Alkoholsteuern schliesslich dazu, dass die inländischen Produkte den ausländischen gleichgestellt werden und mit der 0,5-Promille-Grenze für Automobilisten gerät der Digestif definitiv aus der Mode.
Ab den 1940er-Jahren versuchen mehrere Produzenten, die Williamsbirne zu destillieren. Bei der Distillerie Morand verlaufen die durchgeführten Tests so vielversprechend, dass sich André Morand zur Produktion entscheidet. Die Distillerie kauft daher tonnenweise Walliser Williamsbirnen und sorgt so für die rasche Verwertung der empfindlichen Früchte. Bis dahin wurde die Williamsbirne vorwiegend als Tafelfrucht oder als Konserve konsumiert. Die Auswirkungen auf den Walliser Obstbau lassen nicht auf sich warten: Die Obstgärten für Williamsbirnen werden beträchtlich ausgedehnt.
Die «Williamine» setzt sich durch, das Unternehmen erzielt mit ihr die Hälfte des Umsatzes. Mit Unterstützung seines Bruders Aloys Morand, der später Kantonsrichter wird, schützen André Morand und sein Sohn Louis ihre Marke, deren Name so bekannt geworden ist, dass er zum Gattungsbegriff zu werden droht.
Drei Faktoren haben der «Williamine» zu weltweitem Erfolg verholfen: die Qualität des Produkts, das Savoir-faire des Unternehmens in Sachen Kommerzialisierung sowie der Schutz der Marke.
Um im zunehmend schwierigen Umfeld zu bestehen, ist eine Umstrukturierung nötig: Von der Getränkedistribution hat sich die Distillerie Morand längst verabschiedet und konzentriert sich heute vor allem auf die eigenen Produkte. Die Spirituosenspezialitäten lasten die Infrastruktur aber nicht mehr aus, darum brennt die Distillerie nicht mehr nur eigene Produkte, sondern bietet ihre Brennblasen auch anderen Unternehmen an. So destillieren in Martigny nicht nur Williamsbirnen und Aprikosen, sondern auch Wacholder in Ethanol für Gin oder mit Genepi und Edelweiss verfeinerter Wodka.
Die Entwicklung neuer Produkte ist für den weiteren Erfolg des Unternehmens sehr wichtig und geschieht je länger je mehr auch in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern – zum Beispiel für Speiseeis mit «Williamine». Daneben führen Synergien mit dem Gastgewerbe zu exklusiven Rezepten auf Basis von Produkten der Distillerie und Besichtigungen und Kurse sollen den Spirituosen auch wieder zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Der Renner unter den Morand-Produkten waren zuletzt aber nicht die Brände und Liköre der Distillerie, sondern die verschiedenen Sirupe. Die Distillerie führt mittlerweile Sirupe mit über fünfzig verschiedene Aromen und dieses Jahr wurde mit diesem Sortiment erstmals mehr Gewinn erzielt als mit dem Spirituosengeschäft. Die Weiterentwicklung der Sirupe wird von der Distillerie entsprechend stark vorangetrieben: Bio-Sirupe, Sirupe ohne Zucker oder auch sogenannte «Barman»-Sirupe speziell zur Verwendung in Cocktails schliessen den Kreis zum Ursprungsprodukt wieder.
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