Anzahl Betriebe nimmt weiter ab
In der Schweiz gab es 2023 noch 47’719 Landwirtschaftsbetriebe – 1,3% weniger als im Vorjahr. Das zeigen die Zahlen d...
Vor 5 Jahren wurde Anne Challandes zur Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes gewählt. «Ich muss zugeben, dass ich mich auch ernsthaft gefragt habe, ob ich die Fähigkeiten dazu habe», erklärte Challandes in der Eröffnungsrede zur zweitägigen Delegiertenversammlung in Neuenburg. Fünf Jahre später sei sie froh, es gewagt zu haben.
«Es gibt keinen neuen Schritt, ohne ein gewisses Mass an Herausforderung oder Ungewissheit oder ohne etwas, das man lernen kann», so Challandes. «Die Frauen vor uns haben den Schritt gewagt. Ihrem Willen und ihrem Mut verdanken wir die bisherigen Fortschritte.» Sie rief die anwesenden Bäuerinnen und Landfrauen deshalb dazu auf, sich zu trauen. Auf allen Ebenen, ob in der Familie, dem Beruf oder im Verein.
Challandes führte konkrete Projekte an, bei denen der SBLV vorwärts gegangen ist und den entsprechenden Mut und Tatendrang gezeigt hat.
So dient der im Herbst 2023 lancierte Lehrgang «Wir gestalten die Zukunft, kompetent, engagiert und vernetzt» dazu, Frauen, die sich im Vereinsleben und im öffentlichen Leben engagieren wollen, die entsprechenden Werkzeuge in die Hand zu geben. «Es ist eine Hilfe, sich zu trauen», wie Challandes sagt.
Auch das Projekt «Mehr Frauen in die Politik» anlässlich der Parlamentswahlen vom letzten Herbst hatte zum Ziel, die Kandidaturen von Frauen sichtbar zu machen und zu fördern.
Von 48 Frauen, die auf der SBLV-Plattform vertreten waren, wurden 15 gewählt (4 Ständerätinnen, 11 Nationalrätinnen), wie Geschäftsführerin Kathrin Bieri-Straumann erklärte. Damit habe der SBLV mit 15 Mitgliedern im Parlament sehr gute Kontakte in die Politik.
Als drittes führte Anne Challandes die Beobachtung an, dass die Anzahl weiblicher Betriebsleiterinnen und Co-Betriebsleiterinnen steigt. «Dies insbesondere bei jungen Menschen, was mich sehr freut», so Challandes. 7,2 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe wurden 2022 von Frauen geführt.
Anlässlich ihrer fünfjährigen Präsidentschaft zog Anne Challandes eine Zwischenbilanz. Innerhalb des Verbandes wurde 2019 die Vision für das Jahr 2030 entwickelt, wurden die Statuten überarbeitet sowie die Strukturen zugunsten grösserer Agilität angepasst. Intensiver wurden die Präsenz auf sozialen Medien und die Website erhielt einen neuen Auftritt.
Verbesserungen für die Frauen im ländlichen Raum sind das stete Ziel des SBLV. Challandes zeigte sich zufrieden damit, dass in den letzten Jahren die Sichtbarkeit des Verbandes und der Mitglieder gesteigert werden konnte. Auch konnten zahlreiche Projekte wie die Plattform zur Burnout-Prävention sowie die Sensibilisierungskampagne zur sozialen Absicherung lanciert werden.
Aber auch politisch verbuchte der Verband Erfolge, wie eine Änderung in der landwirtschaftlichen Begriffsverordnung, dank welcher die Ungleichbehandlung von Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern, die in Partnerschaft leben und eine Betriebsgemeinschaft gründen wollen, beseitigt wurde.
«In Bezug auf alle Frauen vom Land setzen wir uns insbesondere für eine echte Aufwertung der Betreuungs- und Hausarbeit ein, diese berühmte Care-Arbeit, die noch viel zu oft - konkret und mental - allein von den Frauen getragen wird», so Challandes. Es gehe um eine effektive Aufteilung innerhalb der Paare und Familien und schliesslich um eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dies im Interesse beider Elternteile und der Kinder.
Der SBLV ist mit fast 50'000 Mitgliedern einer der grössten Frauenverbände der Schweiz. Challandes rief weitere Frauen dazu auf, sich anzuschliessen und Mitglied zu werden: «Weil wir gemeinsam stärker sind. Dieser Zusammenschluss, diese gegenseitige Unterstützung verleiht uns ein Vielfaches an Kraft, die uns antreibt, die uns nach vorne trägt und uns Schwung verleiht.» Das sei es, was sie seit der Wahl jeden Tag in ihrem Amt trage.
«Wir schliessen mit einem Minus von 27'782 Franken ab, aber das Minus ist besser als vorgesehen», konnte Geschäftsführerin Kathrin Bieri-Straumann bekanntgeben. Deshalb sei der Verband mit dem Abschluss zufrieden. Ohne den oft auch ehrenamtlichen Einsatz vieler Frauen, wäre die ganze Arbeit aber nicht möglich, betonte Bieri-Straumann und dankte allen, die sich einsetzen.
«Ich glaube, es gibt nicht viele Berufe, welche die Anzahl Absolventinnen und Absolventen dermassen steigern konnten wie Bäuerin mit Fachausweis und diplomierte Bäuerin», sagte Jeanette Zürcher-Egloff von der Kommission Bildung Bäuerin.
Seit 2002 haben 2578 Personen den Fachausweis erhalten, mit zuletzt deutlich steigender Tendenz. «Diese Zahlen zeigen, dass die Bildung Bäuerin gefragt und auf einem hohen Niveau ist», so Zürcher-Egloff.
Es sei klar, dass der SBLV im Rahmen der Revision der Berufsbildung am Beruf Bäuerin festhalten werde und eine Spezialisierung ausgearbeitet werden solle. Die erlernten Kompetenzen entsprächen gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit – etwa im Bereich Food Waste - dem heutigen Zeitgeist.
Daran schliesst auch Hauswirtschaft und Ernährung an, ein weiteres wichtiges Standbein des SBLV. Silvia Amaudruz erklärte, dass die Hauswirtschaft von grösster Bedeutung sei, aber noch immer nicht genügend wertgeschätzt werde. Als Schaufenster dient u.a. der Tag der Hauswirtschaft, an welchem der SBLV jeweils aktiv ist.
Rahel Brütsch konnte zudem bekanntgeben, dass künftig in der «Schweizer Familie» monatlich eine Doppelseite in Zusammenarbeit mit dem SBLV erscheinen wird. «Damit können wir den Stellenwert der Hauswirtschaft aufzeigen und Konsumentinnen und Konsumenten für saisonale Produkte und weitere Aspekte sensibilisieren», so Brütsch.
Im Fachbereich Agrarpolitik ging Corina Blöchlinger auf die Biodiversität ein. «Ob bewusst oder unbewusst, die Biodiversität ist bei uns auf dem Betrieb ein steter Begleiter», so Blöchlinger. Und die Biodiversität beschränke sich keinesfalls auf die Biodiversitätsförderflächen. Schon die Brennnesseln neben dem Miststock würden eine imposante Artenvielfalt bieten. «Zeigt dies den Städterinnen und Städtern», so Blöchlinger mit Blick auf die kommende Biodiversitätsinitiative.
Die Resonanz auf die neue Plattform Überlastung und Burnout-Prävention sei gross, so Gabi Schürch-Wyss vom Fachbereich Familien- und Sozialpolitik. Dass die Unterstützungsangebote des SBLV vermehrt genutzt würden, sei zwar erfreulich, da es den Bedarf dafür bestätige. Es sei aber eben auch schmerzlich, dass die Angebote so oft genutzt werden müssten.
Die Delegierten wählten Jenny Grin in den SBLV-Vorstand. Grin wohnt in Belmont-sur-Yverdon im Kanton Waadt und ist Präsidentin ihrer Regionalgruppe in der Association des Paysannes Vaudoises. Sie ist Gärtnerin EFZ, Fachfrau Betreuung EFZ sowie aktuell in Ausbildung zur Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis. Sie unterstützt zudem ihren Mann auf dem heimischen Betrieb. Sie habe ein grundsätzlich grosses Interesse an den Themen des ländlichen Raums und insbesondere bezüglich der Rolle der Bäuerin, so Grin.
Grin folgt auf Silvia Amaudruz, welche auf die DV hin demissioniert hat. Ebenfalls aus dem Vorstand zurückgetreten ist Flavia Ursprung als Vertreterin der Kantone BL, BS, AG und SO. Ihr Sitz bleibt aktuell vakant.
In der Schweiz gab es 2023 noch 47’719 Landwirtschaftsbetriebe – 1,3% weniger als im Vorjahr. Das zeigen die Zahlen d...
Der Bundesrat hat das Verordnungspaket 2024 verabschiedet. Es bringt unter anderem einen besseren finanziellen Schutz...
Der Arbeitsverdienst von Landwirtinnen und Landwirten ist zwischen 2015 und 2022 um rund ein Viertel gestiegen. Zwisc...