Während die Schweiz auf dem Butterberg sitzt, haben Deutschland und Österreich zu wenig Butter
Die Schweiz sitzt auf einem Butterberg so hoch wie die Dufourspitze – mit 4’634 m ü. M. der höchste Schweizer Berggip...
Auf räumlicher Ebene sind Stadt und Land in der Schweiz sehr nah beieinander. Trotzdem ist ein Stadt-Land-Spannungsfeld deutlich spürbar und prägt beispielsweise auch die Politik in Bundesbern. Um das Verhältnis zwischen Stadt und Land aufzuzeigen und besser greifbar zu machen, hat die Agrargenossenschaft Fenaco in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo 2021 den Stadt-Land-Monitor lanciert.
Bereits zum zweiten Mal wurden Daten und Umfragen ausgewertet. Dabei wurde ersichtlich, dass sich einerseits der politische Stadt-Land-Graben zwar stabilisiert hat, auf der anderen Seite die von der Bevölkerung wahrgenommenen Unterschiede aber grösser geworden sind.
«Ein erster Teil des Stadt-Land-Monitors beruht auf realen Abstimmungsdaten – damit können wir langfristigere Aussagen machen», erklärt Michael Hermann, Inhaber und Leiter des Forschungsinstituts Sotomo. So haben sich die Abweichungen zwischen Grossstadt und Land bei den Abstimmungsergebnissen 2022 im mehrjährigen Durchschnitt bewegt – mit Ausnahme der Volksinitiative gegen Massentierhaltung. Sie gehört laut Stadt-Land-Monitor zu den Top-5-Abstimmungen mit der grössten Stadt-Land-Differenz seit 1981 und steht sinnbildlich dafür, dass das Thema Landwirtschaft zwischen Stadt und Land besonders kontrovers diskutiert wird.
Tatsächlich würden die grossen Städte bei Volksabstimmungen häufig überstimmt und trotzdem zeigten die Ergebnisse aus dem Monitor, dass eine Mehrheit der Bevölkerung das Gefühl habe, dass die Städte in der Schweiz eher das Sagen hätten, erläutert Michael Hermann weiter. Gleichzeitig seien aber immer mehr Städterinnen und Städter der Ansicht, dass die urbanen Anliegen in der Schweiz zu wenig Gehör finden würden. So zeigt die Auswertung, dass sich sowohl die städtische wie auch die ländliche Bevölkerung mit jeweils rund 60 Prozent gleichermassen unverstanden fühlt.
Neben den politischen Daten flossen mit zwei entsprechenden Umfragen aber auch Daten ein, mit denen sich eine gegenwärtige Momentaufnahme zeichnen lässt und räumliche Aussagen zu aktuellen Themen zulassen. So wurde bei der zweiten Ausgabe des Monitors der Fokus auf Spezialthemen wie Selbstversorgung und Bodennutzung sowie Energie und Klima gelegt und aufgezeigt, wo bei diesen Themen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Spannungsfelder verlaufen.
Und hier zeigt sich fast eitle Einigkeit: Der Stadt-Land-Monitor 2023 zeigt, dass sich die Schweizer Bevölkerung unabhängig vom Wohnort eine Stärkung der einheimischen Produktion wünscht. Die Bevölkerung möchte sowohl bei Lebensmitteln als auch bei der Energie einen Selbstversorgungsgrad von 70 Prozent. Bei der Lebensmittelproduktion würde das einer Steigerung von rund 13 Prozent bedeuten, die Energieproduktion müsste für einen derart hohen Selbstversorgungsgrad sogar mehr als verdoppelt werden.
Die Bevölkerung fordert zwar einen höheren Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln, kann sich gleichzeitig aber kaum mit der logischen Konsequenz anfreunden: Einer Ertragssteigerung in der Landwirtschaft. Einen möglichen Ausweg aus dem scheinbaren Dilemma zwischen Nachhaltigkeit und Produktivität könnte das international anerkannte Konzept der ökologischen Intensivierung zeichnen.
«Ziel der ökologischen Intensivierung ist es, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, ohne die Umwelt zusätzlich zu belasten», erläutert Michael Feitknecht, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Departements Pflanzenbau bei der Fenaco. Es gehe also darum, mehr Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung bei gleichbleibenden Ressourcen zu produzieren.
Für die ökologische Intensivierung seien zwei Dinge entscheidend, erklärt Michael Feitknecht: «Es braucht einerseits Forschung und technologische Fortschritte und andererseits die Offenheit und Akzeptanz der Gesellschaft und der Politik, diesen Fortschritt umzusetzen beziehungsweise zuzulassen.» Mit verschiedenen Projekten und Programmen engagiere sich auch die Fenaco für eine Entwicklung in diese Richtung: So bringe beispielsweise die Innovationsplattform Innovagri modernste Technologien auf die Schweizer Felder. Daneben biete die Fenaco unter dem unter dem Label «UFA Swiss Climate Feed» ein Milchviehfutter an, das die Verdauung der Milchkühe verbessere und damit die Methanemissionen reduziere und setze mit Agroline Bioprotect auf die Zucht von Nützlingen.
Die Schweizer Landwirtschaft brauche also agronomische, technologische und digitale Innovationen, um den heutigen Selbstversorgungsgrad vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung auf nachhaltige Weise zu halten – oder gar zu steigern. Um diesen Weg zu gehen, brauche sie aber auch die Offenheit und gesellschaftliche Akzeptanz, meint Michael Feitknecht und ergänzt: «Wir möchten den Konsumentinnen und Konsumenten beweisen, dass sich Produktivität und Nachhaltigkeit nicht ausschliessen.»
Bei den Methoden zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades zeigen sich dann aber Unterschiede und zum Teil auch Widersprüche: So wollen fast 50 Prozent der Befragten den Selbstversorgungsgrad bei der Lebensmittelproduktion beispielsweise mit einer Ausdehnung der landwirtschaftlichen Anbauflächen erhöhen – wobei diese Massnahme vor allem von der ländlichen Bevölkerung unterstützt wird. «Mit dem Druck auf den Boden ist diese Massnahme aber kaum umzusetzen», gibt Michael Hermann zu bedenken. Die pflanzliche Lebensmittelproduktion zulasten der tierischen Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen, stösst hingegen primär in den Städten auf Zustimmung.
Eine Ertragssteigerung bei gleichen Flächen wird von beiden Lagern eher kritisch beurteilt und so befürworten nur 25 Prozent der Befragten eine intensivere Nahrungsmittelproduktion in der Schweiz. «Die Steigerung des Ertrags pro Flächeneinheit wäre wohl am ehesten umzusetzen, die Ergebnisse zeigen aber, dass dies niemand will», erläutert der Sotomo-Leiter weiter. Mehr Hoffnungen setzen die Befragten auf neue Anbaumethoden, die Digitalisierung oder auch neue Züchtungsmethoden: So lehnen lediglich 34 Prozent der Befragten Genom-Editing grundsätzlich ab.
Der Krieg in der Ukraine und die drohende Energiemangellage haben bei der Bevölkerung auch den Wunsch nach mehr eigener Energie intensiviert. So wird der Zubau von Solaranlagen von 85 Prozent der Befragten befürwortet. Daneben wird von einer deutlichen Mehrheit auch der Ausbau von Wasserkraftwerken und Solaranlagen auf Freiflächen als geeignete Massnahmen gesehen, um den Selbstversorgungsgrad bei der Energie zu erhöhen. Ähnlich wie bei der Steigerung der inländische Nahrungsmittelproduktion beissen sich auch hier die Massnahmen teilweise mit den geäusserten Präferenzen was beispielsweise die Bodennutzung angeht.
So tangiert ein Ausbau von Wasserkraftwerken oder Solaranlagen auf Freiflächen den Wunsch der Bevölkerung, zukünftig die Bodennutzung zugunsten beispielsweise von Wald oder Naturschutzzonen auszurichten. «Die meisten Schweizerinnen und Schweizer wollen sich grundsätzlich nicht allzu stark mit dem Thema beschäftigen – sie möchten einfach, dass die Energie aus der Steckdose kommt und dabei möglichst sauber ist und auch keine Fläche verbraucht», erklärt Michael Hermann. Sobald es dann konkret werde, stünden dann oft die Nachteile im Fokus und was grundsätzlich als richtig empfunden werde, werde plötzlich zum Problem: «Wenn Projekte wie Windkraftanlagen oder andere Freiflächenanlagen konkret werden, wird der Widerstand plötzlich grösser – obwohl diese Art der Energiegewinnung grundsätzlich eigentlich nicht Frage gestellt wird», erläutert Michael Hermann abschliessend.
Die Schweiz sitzt auf einem Butterberg so hoch wie die Dufourspitze – mit 4’634 m ü. M. der höchste Schweizer Berggip...
Von der Drohne im Rebberg bis zum KI-gestützten Backprozess: Innovative Technologien revolutionieren die Land- und Er...
Pilze sind nicht nur schmackhaft, sondern auch nährstoffreich und könnten in Zukunft vermehrt dazu beitragen, die vie...