Naturschutz auf dem Acker: Bauern schaffen Lebensräume für Wildtiere
Auch konventionelle Landwirtinnen und Landwirte tun etwas für gefährdete Wildtiere. Zwischen 2022 und 2024 haben der ...
Die Veröffentlichung von Richtlinien für den Umgang mit dem Kormoran in der Schweiz könnte schon bald zu einer Verschärfung im Management mit dem Raubvogel führen. «Wir haben den Bericht erhalten, der noch von Jagd- und Fischereiverwalter-Konferenz validiert werden muss», sagt der Präsident der nationalen «Plattform Seenfischerei», Frédéric Hofmann, zugleich Leiter der Abteilung Jagd, Fischerei und Arten des Kanton Waadts.
«Seit zwei Jahren arbeiten wir an diesem Dokument: Unter anderem wurde eine ergänzende Studie mit einem Unterwasserroboter zur Beurteilung der Schäden an Fischernetzen am Neuenburgersee durchgeführt», erklärt Hofmann. «Es handelt sich um einen beachtlichen Auftrag von fast 90’000 Franken für 50 Experimente verteilt auf 18 einwöchige Kampagnen», ergänzt er.
Konkret hat die interkantonale Kommission für die Fischerei im Neuenburgersee, der die Kantone Waadt, Neuenburg und Freiburg angehören, ein Planungsbüro/Ingenieursbüro damit beauftragt, die Schäden des Brutvogels in Netzen und Reusen zu evaluieren. «Dafür wurde mit Berufsfischern aus den drei Kantonen zusammengearbeitet», fährt Frédéric Hofmann fort. «Wir haben verschiedene Fangtechniken, verschiedene Arten, verschiedene Fanggeräte, zu verschiedenen Zeiten des Jahres und in verschiedenen Tiefen zwischen 0 und 30 Metern unter der Oberfläche ins Visier genommen», erklärt er. «Und um den Einfluss des Kormorans zu messen, haben wir eine bestimmte Anzahl von Fischen in diese Netze oder Reusen gesetzt – so konnten wir genau feststellen, wie viele gefangen oder verletzt worden waren», erläutert Frédéric Hofmann weiter.
Am Genfersee, Zürichsee, Bodensee, Thunersee, Bielersee, insbesondere aber am Neuenburgersee ist die Zahl der grossen Kormorane seit 2009, als die Europäische Union Massnahmen zum Schutz des Vogels ergriff, explosionsartig angestiegen und seine Population exponentiell gewachsen. Eine Population, die ursprünglich von der Ostsee stammt, von der aber etwa 6’500 Individuen in der Schweiz nisten – vor allem in Schutzgebieten entlang des Südufers des Neuenburgersees. Nach Angaben der lokalen Berufsfischerinnen und Berufsfischer soll die Biomasse der Fische in den Bäuchen der Kormorane heute dreimal so hoch sein wie in ihren Netzen. Und damit wäre der Neuenburgersee europaweit einer der am stärksten von der Kormoranprädation betroffenen Seen.
Mitte 2020 gründeten die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft KWL, der Schweizerische Berufsfischerverband SBFV, die Association Suisse Romande des Pêcheurs Professionnels ASRPP und der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) die «Plattform Seenfischerei». Sie wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt. Das Schweizerische Kompetenzzentrum für Fischerei SKF ist für ihre Verwaltung verantwortlich. Ein sechsköpfiger Lenkungsausschuss leitet die Plattform, legt die Themen fest und setzt Arbeitsgruppen zu deren Bearbeitung ein.
Als Reaktion auf ein im Nationalrat eingereichtes Postulat forderte der Bund 2019 die Schaffung der «Plattform Seenfischerei», die 2020 ins Leben gerufen wurde, mit dem Ziel, eine biologische und wirtschaftliche Bestandsaufnahme der Fischerei in unseren Seen zu erstellen. Es geht darum, die Ergebnisse von Studien über die Schweizer Seen bekannt zu machen, Fischereiprodukte zu fördern oder auch Richtlinien für das Kormoranmanagement in der Schweiz festzulegen. «Das Konzept soll es auch ermöglichen, auf Basis von Gutachten eine vereinfachte Methode zur Beurteilung von Direktschäden an Fanggeräten festzulegen», erklärt Frédéric Hofmann.
An dieser Stelle sei daran erinnert, dass die Kantone Neuenburg, Freiburg und Waadt in der Schweiz eine Ausnahme darstellen, indem sie bereits seit drei Jahren eine Nothilfe auszahlen, um die geringen Fischfangmengen auszugleichen – und zwar in Höhe von 10’000 Franken pro Jahr und Berufsfischer. Laut Frédéric Hofmann gibt es in der Bevölkerung eine klare Unterstützung für den Fortbestand der Berufsfischerei.
Es gibt jedoch keine einfache Lösung, um diese Kormoranpopulation, die grösstenteils in Wasservogelreservaten von internationaler Bedeutung nistet und brütet, wirksam zu regulieren. «Zwar erlaubt das Bundesgesetz die Jagd auf den Kormoran von September bis Februar und am Neuenburgersee wurde für die Berufsfischerinnen und Berufsfischer aus den drei Kantonen eine erleichterte Genehmigung eingeführt, damit sie eingreifen können, wenn sich die Vögel den Netzen nähern, aber die Fischer warten auf weitreichendere Massnahmen», erklärt Frédéric Hofmann.
Dabei lassen sich Parallelen zum Wolf ziehen. «Der Unterschied», nuanciert Frédéric Hofmann, «besteht darin, dass die Fischer im Gegensatz zu den Landwirten nicht die Eigentümer der Seen sind – das Wasser ist Gemeingut.» Wenn ein Kormoran einen Fisch aus dem See holt, wird dies also nicht als Schaden im Sinne des Bundesrechts betrachtet. «Der tatsächliche Schaden entsteht erst, wenn der Fisch in einem Netz gefangen wird», erklärt Frédéric Hofmann, «denn der Fisch gehört dem Fischer nur dann, wenn er in einem Netz oder in einer Reuse gefangen wird.»
«Was man unter diesen Umständen schon jetzt ins Auge fassen kann, aber noch verabschieden muss, ist, dass die Kantone vor Ende Februar eingreifen, indem sie Kormorane ausserhalb der Schutzgebiete abschiessen, um die Gründung neuer Brutkolonien zu verhindern und den Raub an bedrohten Fischarten an Flussmündungen, wie beispielsweise Seesaiblingen oder Äschen, zu verhindern», sagt Frédéric Hofmann. Berufsfischerinnen und Berufsfischer schlagen zudem vor, dass das ganze Jahr über zusätzlich junge, unreife Kormorane entnommen werden sollten. «Diese Massnahme ist jedoch noch nicht vom Bund gebilligt worden», erklärt Frédéric Hofmann.
Der Kormoran spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Abnahme der Fischfänge der Fischer. Daneben machen aber weitere Faktoren wie beispielsweise der Anstieg der Wassertemperatur in den Seen den Berufsfischerinnen und Berufsfischer zu schaffen: «Es ist bekannt, dass die Temperaturschwelle von 8°C im Dezember und Januar nicht überschritten werden darf, damit die Felchen und Saiblinge erfolgreich laichen und sich fortpflanzen können», erläutert Frédéric Hofmann und ergänzt: «In den letzten Jahren haben wir jedoch festgestellt, dass diese Werte deutlich erreicht oder sogar überschritten werden.»
Frédéric Hofmann ist ausserdem der Meinung, dass auch der Rückgang der Insekten, von denen sich die Fische ernähren, eine Rolle spielen könnte. «Aber man hat es noch nicht formell beweisen können – es dauert Jahrzehnte, das nachzuweisen», sagt er.
Um die je nach Jahr nicht optimalen Umweltbedingungen auszugleichen, werden in einigen Seen Jungfische ausgesetzt. So werden beispielsweise im Genfer-, Neuenburger- und Murtensee Felchen ausgebracht.
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