
Kompost: So wird aus Abfall Dünger
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Die Diskussion um nachhaltige Futtermittel gewinnt zunehmend an Bedeutung: Eine vielversprechende Alternative sind Wasserlinsen, auch bekannt als Entengrütze. Man findet sie oft als grünen Teppich auf Teichen und Tümpeln. Wasserlinsen wachsen sehr schnell und weisen einen hohen Proteingehalt auf. Deshalb gibt es seit ein paar Jahren auch in der Schweiz erste Forschungen dazu.
Dr. Timo Stadtlander vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) befasst sich bereits seit zehn Jahren intensiv mit dieser Thematik – wenn auch zuerst nicht ganz freiwillig. Das FiBL begann seine Forschung zu Wasserlinsen im Jahr 2014, als Walter Lämmler, ein Experte auf diesem Gebiet, das Institut besuchte.
«Meine Kollegen und ich fanden die Idee zunächst nicht besonders vielversprechend, da die Wasserlinsenproduktion viel Fläche benötigt und in der Schweiz witterungsbedingt nur zwischen April und Oktober möglich ist», sagt Stadtlander. Doch Lämmler wünschte sich eine Masterarbeit zu diesem Thema. Also überlegte sich Stadtlander ein Projektdesign und fand eine Masterstudentin von der Uni Basel, die 2015 erste Versuche zu Wasserlinsen durchführte.
Die Resultate überraschten ihn: «Wir stellten fest, dass Wasserlinsen enorme Mengen an Biomasse produzieren und hohe Proteingehalte aufweisen.» Diese Erkenntnisse führten zu weiteren Projekten, unter anderem zu einem Projekt des Bundesamtes für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Hochschule ZHAW.
In den ersten Versuchen wurden verschiedene Fischarten mit Wasserlinsen gefüttert, darunter Forellen, Egli und Karpfen. Die Ergebnisse variierten je nach Fischart. «Forellen konnten sich relativ gut an Wasserlinsen als Proteinquelle anpassen, während Egli Schwierigkeiten hatten», erklärt Stadtlander.
Da es sich bei beiden Fischarten um Raubfische handelt, war dieses Ergebnis nicht unbedingt zu erwarten. Doch um zu klären, weshalb das so ist, bräuchte es weitere Forschung.
Parallel dazu lief ein Projekt in Vietnam, finanziert durch den Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Dort wurden Wasserlinsen auf einer Bio-Pangasiusfarm gezüchtet und ins Futter integriert. Die Ergebnisse waren vielversprechend, jedoch stellte der hohe Wassergehalt der frischen Wasserlinsen eine Herausforderung dar.
«Frische Wasserlinsen enthalten nur etwa 5 bis 6,5 Prozent Trockensubstanz, was ihre Nährstoffdichte erheblich reduziert», sagt Stadtlander. Eine Möglichkeit, dies zu umgehen, sei die Trocknung und Verarbeitung zu Mehl, doch das sei energieaufwendig und daher nicht nachhaltig.
Obwohl Wasserlinsen viele Vorteile haben, sind sie in der Schweiz bislang nicht als Futtermittel zugelassen. Stadtlander arbeitet derzeit mit der Leopold Bachmann Stiftung daran, dies zu ändern.
Doch neben den rechtlichen Aspekten gibt es auch hygienische Herausforderungen. Ein von den Vontobel- und Mercator-Stiftungen gefördertes Projekt untersucht diese näher. «Da Wasserlinsen auf verdünnter Gülle wachsen, besteht das Risiko einer Kontamination mit Fäkalbakterien wie Escherichia coli oder sporenbildenden Clostridien», erläutert der Forscher.
Erste Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine Silierung – also eine Konservierung mit Hilfe von Milchsäurebakterien – mit Getreide die Keimbelastung drastisch reduzieren kann. «Nach 48 Stunden waren bereits keine Coli-Bakterien mehr nachweisbar.»
Ein weiteres Problem ist die Aufnahme von Schwermetallen und Antibiotikarückständen. Wasserlinsen können als Bioakkumulatoren fungieren und Schadstoffe aus dem Wasser wie ein Schwamm aufnehmen.
Die Produktion von Wasserlinsen bringt also einige Herausforderungen mit sich. Stadtlander betont, dass es wenig sinnvoll sei, Wasserlinsen in Indoor-Anlagen zu kultivieren. «Draussen profitieren die Pflanzen von Regen, der sie natürlich reinigt und von lästigen Mikroalgen befreit.»
Eventuell könnten Gewächshäuser helfen, die Vegetationsperiode zu verlängern. Kostentechnisch ist die Wasserlinsenproduktion bislang noch nicht konkurrenzfähig. Laut ersten Berechnungen aus dem BLW-Projekt liegen die Kosten pro Kilogramm Trockensubstanz deutlich über denen konventioneller Futtermittel. Eine effizientere Produktion könnte dies jedoch ändern.
Stadtlander sieht Potenzial in einer dezentralen Nutzung: «Betriebe könnten Wasserlinsen zum Beispiel auf ehemaligen und leicht umgebauten Fahrsilos in speziellen Lagunen kultivieren.» Doch solange die Zulassung als Futtermittel fehlt, bleibt es wohl bei einer Idee.
Trotz der Herausforderungen bleibt Stadtlander optimistisch: «Unser Ziel ist es, dass die Wasserlinse auf die Positiv-Liste für Futtermittel aufgenommen wird.» Gleichzeitig räumt er ein, dass noch viel Forschung nötig ist.
«Im Vergleich zur Insektenforschung wurde bisher kaum Geld in die Untersuchung von Wasserlinsen als Futtermittel investiert.» Dabei wäre vor allem die Nutzung der Wasserlinsen in der biologischen Geflügelhaltung ein vielversprechender Bereich.
Hühner könnten von dem hohen Proteingehalt profitieren. «Durch den hohen Carotinoid-Anteil der Wasserlinse könnte zugleich eine natürliche Eidotterpigmentierung gefördert werden.» Hierfür bräuchte es jedoch grössere Versuchsflächen.
Ob Wasserlinsen das Tierfutter der Zukunft sind, bleibt offen. Doch das Potenzial ist da. «Es fehlt nicht am Interesse, sondern an Forschungsgeldern», betont Stadtlander. Sollte sich dies ändern, könnte die Wasserlinse eine nachhaltige Alternative zu importierten Futtermitteln werden.
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