Jung, entschlossen, zukunftsorientiert: Mit 20 zum Betriebsleiter

Mit nur 20 Jahren übernahm Robin Kohli 2016 den elterlichen Betrieb in Gsteig bei Gstaad und hat seither nicht nur die Betriebsfläche fast verdoppelt, sondern auch einige seiner Visionen Schritt für Schritt umgesetzt.
Zuletzt aktualisiert am 11. Februar 2025
von Renate Hodel
5 Minuten Lesedauer
Betriebsleitung Betriebsleiter Robin Kohli 04 Ssi
Der neu gebaute Stall erleichtert Betriebsleiter Robin Kohli die Arbeit mit dem Jungvieh. (ssi)

Mit 20 Jahren übernahm Robin Kohli den elterlichen Betrieb in Gsteig bei Gstaad und wagte damit den Sprung in eine Verantwortung, die viele erst Jahre später übernehmen. Der Talbetrieb, den er von seinen Eltern übernahm, umfasste 29,4 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und 20 Milchkühe. Heute bewirtschaftet der 29-Jährige 60 Hektaren sowie eine Alp mit 98 Normalstössen.

Ein Betrieb mit Tradition und Wachstum

Schon kurz nach der Übernahme begann er, seine Visionen zu verwirklichen: 2018 pachtete er eine Alp, um die Sömmerung seiner Tiere selbst zu organisieren. Dies markierte einen wichtigen Meilenstein, denn die Möglichkeit, den Sommerbetrieb vollständig in die eigenen Hände zu nehmen, war eines seiner zentralen Ziele. «Die eigene Sömmerung meiner Tiere war von Anfang an ein Ziel, das ich mir gesetzt hatte – es war mir wichtig, diese Arbeit selbst zu machen und die Kontrolle über den gesamten Kreislauf zu haben», erklärt Robin Kohli.

2024 kam durch die Übernahme des Talbetriebs seines Alpverpächters noch einmal eine erhebliche Fläche hinzu und wuchs auf die 60 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche an.

«Je früher man einen Betrieb übernimmt, desto mehr Zeit hat man, ihn weiterzuentwickeln.»
Robin Kohli
Betriebsleiter

Eine bewusste Entscheidung für die Landwirtschaft

Für Robin Kohli war früh klar, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen möchte. «Landwirt zu sein, war immer mein Traumberuf», erzählt er. Trotz der Erwartungen seiner Familie fühlte er sich nie unter Druck gesetzt. Die Familie habe sich noch überlegt, den Betrieb noch ein paar Jahre über die Mutter laufen zu lassen, damit er nicht ganz so jung hätte übernehmen müssen. «Den administrativen Aufwand für die Betriebsübernahme aber zweimal zu machen, war einfach unverhältnismässig und so habe ich mich entschieden, den Betrieb halt etwas jünger zu übernehmen – das war einfach die sauberere Lösung», erklärt Robin Kohli.

Vielmehr sieht er in der frühen Übernahme eine Chance: «Je früher man einen Betrieb übernimmt, desto mehr Zeit hat man, ihn weiterzuentwickeln.» Ausserdem habe man mit 20 Jahren in der Regel noch keine Familie, erklärt Robin Kohli weiter und ergänzt: «Ich konnte also viel Kraft und Zeit in den Betrieb investieren.»

Herausforderungen der frühen Übernahme

Die frühe Übernahme brachte aber auch Herausforderungen mit sich. Robin Kohli hatte nach seiner Grundausbildung zum Landwirt EFZ keine Gelegenheit, die Betriebsleiterausbildung vor der Übernahme abzuschliessen. «Ich bin lediglich mit der Grundausbildung in die Übernahme gestartet und war in gewissen Bereichen sicher nicht genug vorbereitet», gibt Robin Kohli offen zu.

Dank einer intensiven Beratung durch das Inforama Berner Oberland in Hondrich verlief die Übergabe dennoch reibungslos. «Unser Berater war eine grosse Unterstützung – er war quasi rund um die Uhr verfügbar und hat uns durch den gesamten Übergabeprozess begleitet», erzählt Robin Kohli.

Später holte der junge Landwirt die Betriebsleiterausbildung nach, um seine Kompetenzen zu erweitern und sich als Ausbildungsbetrieb zu qualifizieren. «Die Ausbildung hat mir noch vertiefte Einblicke in den Milchviehbetrieb oder den Futterbau und insbesondere in die Buchhaltung gegeben», erklärt Robin Kohli. Und seit zwei Jahren bildet er nun auch Lehrlinge aus.

Betriebsleitung Betriebsleiter Robin Kohli Selfie 01

Investitionen in die Zukunft

Im Jahr 2023 baute Robin Kohli einen neuen Jungviehstall mit 36 Plätzen. «Der alte Stall war arbeitsaufwändig und nicht mehr effizient – der neue Stall ist so geplant, dass er in Zukunft erweitert werden kann, um alle Tiere an einem Standort unterzubringen.», erklärt er.

Neben baulichen Verbesserungen ist der junge Betriebsleiter ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, seinen Betrieb nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Die Vergrösserung der Betriebsfläche durch die Übernahme des Talbetriebs seines Alpverpächters ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. «Mein Ziel ist es, den Betrieb so aufzustellen, dass ich davon leben kann, ohne auf eine Nebenerwerbstätigkeit angewiesen zu sein», erklärt Robin Kohli. Noch geht er aber bei Möglichkeit im Winter einem Nebenerwerb nach, um die hohen Investitionen, die er in die Zukunft seines Betriebs gesteckt hat, auszugleichen. Ausserdem sind ihm seine Eltern bei der Übernahme des Betriebs auch aufgrund seines damals noch sehr jungen Alters finanziell ebenfalls entgegengekommen.

«Mein Ziel ist es, den Betrieb so aufzustellen, dass ich davon leben kann, ohne auf eine Nebenerwerbstätigkeit angewiesen zu sein.»
Robin Kohli
Betriebsleiter

Zukunft mitgestalten

«Mit 60 Hektaren bin ich aber in einer Region, in der der Durchschnittsbetrieb 20 bis 25 Hektaren umfasst, eine Ausnahme – manche aus der älteren Generation sehen mich als Spinner», sagt er schmunzelnd. Doch er lässt sich davon nicht beirren: «Ich kann gut damit umgehen und sie sehen ja selbst auch, dass es nicht mehr Bauern gibt in der Region und die Fläche muss trotzdem bewirtschaftet werden.»

Robin Kohli zeigt eindrucksvoll, wie junge Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft annehmen und ihre Betriebe zukunftssicher gestalten können. «Ich denke oft darüber nach, was ich noch verbessern oder erweitern könnte – es gibt so viele Möglichkeiten», meint er abschliessend.