«Emmentaler ist Teil der österreichischen Käsekultur»

Die EU-Kommission hat am 24. Januar 2025 entschieden, dass der Name «Emmentaler» in der Europäischen Union nicht als geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt wird – stattdessen gilt er als Gattungsbegriff. Es ist das erste Mal, dass ein Milchprodukt als Gattungsbezeichnung eingestuft wird.
Zuletzt aktualisiert am 29. Januar 2025
von Renate Hodel
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Kaese Emmentaler AOP Rho

Die Schweiz hatte sich dafür eingesetzt, dass «Emmentaler» als geschützte Ursprungsbezeichnung europaweit anerkannt wird. Diese Bezeichnung garantiert, dass ein Produkt nur aus einer bestimmten Region stammt und nach traditionellen Methoden hergestellt wird – ähnlich wie es bei Champagner oder Parmaschinken der Fall ist.

Emmentaler: Mehr als nur Schweizer Käse?

Doch die EU-Kommission lehnte den Antrag der Schweiz ab. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass der Name «Emmentaler» nicht exklusiv mit der Schweiz verbunden sei. Tatsächlich gibt es bereits geschützte Bezeichnungen für Emmentaler-Käse aus Deutschland und Frankreich: «Allgäuer Emmentaler», «Emmental français est-central» sowie «Emmental de Savoie». Da diese Bezeichnungen den Begriff «Emmentaler» enthalten, argumentiert die EU, dass es sich um eine allgemein gebräuchliche Gattungsbezeichnung handelt.

Für Schweizer Käseproduzenten ist diese Entscheidung ein Rückschlag. Für die europäischen Käsehersteller hingegen ist die Entscheidung positiv. Sie dürfen weiterhin «Emmentaler» nach ihren jeweiligen nationalen Vorschriften herstellen und vermarkten.

So zeigt sich beispielsweise der Milchverband Österreich erfreut über den Beschluss der EU-Kommission. «Damit wird der neuerliche Versuch der Schweiz, die Bezeichnung ‹Emmentaler› für sich zu schützen, abgewehrt», erklärt Helmut Petschar, Präsident des Milchverbandes Österreich, in einer Mitteilung. Bereits seit dem 19. Jahrhundert werde Emmentaler auch ausserhalb der Schweiz produziert und sei längst eine «generische Gattungsbezeichnung».

In Österreich habe die Produktion von Emmentaler eine lange Tradition, mit einer jährlichen Herstellung von rund 14’000 Tonnen. Zum Vergleich: In der Schweiz werden pro Jahr noch rund 13’000 Tonnen Emmentaler AOP produziert. Die österreichische Käseproduktion, insbesondere die «Heumilch», sei eng mit der Emmentaler-Herstellung verbunden und präge ganze Regionen, so der Milchverband Österreich weiter. Die Klarstellung der EU sei daher von grosser Bedeutung für die österreichische Milchwirtschaft, betont Helmut Petschar.

Der Schutz geografischer Bezeichnungen: Ein zweischneidiges Schwert?

Das System der geschützten Ursprungsbezeichnungen dient eigentlich dazu, traditionelle Produkte vor Nachahmung zu schützen. Bekannte Beispiele sind Feta, Roquefort oder Prosciutto di Parma. Doch die Entscheidung zeigt, dass nicht jeder traditionelle Name automatisch unter diesen Schutz fällt. Wenn ein Begriff über Jahrhunderte in verschiedenen Ländern verwendet wurde, sieht die EU keine Notwendigkeit für eine exklusive geografische Bindung.

Die Schweiz ist mit diesem Ausgang nicht allein. Auch Produzenten anderer Lebensmittel kämpfen darum, ihre Herkunftsbezeichnungen schützen zu lassen – nicht immer mit Erfolg. Der Fall «Emmentaler» könnte daher wegweisend für zukünftige Entscheidungen sein.

Was bedeutet das für die Konsumentinnen und Konsumenten?

Für Käseliebhaberinnen und -liebhaber bedeutet die Entscheidung vor allem eines: genau hinschauen. Wer originalen Schweizer Emmentaler möchte, sollte auf das Label «Schweizer Emmentaler AOP» achten. Diese geschützte Bezeichnung garantiert, dass der Käse nach traditionellen Verfahren in der Schweiz hergestellt wurde.

Gleichzeitig zeigt der Fall, wie komplex der Schutz von Lebensmitteln in einer globalisierten Welt geworden ist. Während die einen für die Wahrung regionaler Traditionen kämpfen, argumentieren andere für offene Märkte und Wettbewerb.