Agrarbericht: Positive Umweltentwicklungen und anhaltende Herausforderungen
Bei der Präsentation des diesjährigen Agrarberichts hob Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, ...
Die Honigernte in der Schweiz und in Liechtenstein im Jahr 2023 erforderte viel Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Bienenvölker sowie der Imkerinnen und Imker. So erwies sich der kühle und nasse Frühling dieses Jahres als beträchtliche Hürde für viele Imkerinnen und Imker und ihre Bienen: Reichlich Niederschlag und kühle Temperaturen erschwerte es den Bienenvölkern, die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder effizient zu bestäuben. Markus Michel, Verantwortlicher für Bienenprodukte bei BienenSchweiz, erläutert, dass gerade in solchen Jahren der enge Zusammenhang zwischen der Bestäubung von Pflanzen und der daraus resultierenden Honigernte deutlich wird. Infolgedessen meldeten etwa 36 Prozent der Bienenstände keinen Honigertrag im Frühling und die durchschnittliche Honigernte pro Bienenvolk betrug lediglich knapp 6 Kilogramm – weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 7,5 Kilogramm und weniger als die Hälfte des Vorjahresertrags von gut 12 Kilogramm.
Interessanterweise war der Frühlingshonig bei einigen Imkerinnen und Imkern dieses Jahr ungewöhnlich dunkel, was auf einen erhöhten Anteil an Honigtau hinweisen könnte, da sich die Bienen nach der verregneten Obst- und Rapsblüte vermehrt am Honigtau von Laub- und Nadelbäumen bedienten. «Die jeweiligen Haupttrachten beeinflussen den Geschmack des Honigs und so schmeckt der von Honigtau geprägte Honig entsprechend etwas bitterer», erklärt Markus Michel. Die Bienen hätten wohl wegen der Kälte und des Windes die etwas stärker wettergeschützten Trachten im Wald angeflogen und das Erntefenster für Waldhonig sei dieses Jahr deutlich länger gewesen: «Speziell war, dass es bis im Oktober Waldhonig gab – normalerweise ist die Waldhonigernte Ende Sommer beendet», erläutert Markus Michel weiter. Während im Frühling das garstigere Wetter die Waldhonigernte begünstigt habe, habe die Hitze im Sommer dann das Wachstum der Baumläuse gefördert und damit auch das Nahrungsangebot für die Bienen.
In einigen Regionen gab es diesen Herbst noch eine späte Waldtracht. Waldhonig kann als Winterfutter aufgrund des höheren Mineralstoffgehalts Verdauungsprobleme verursachen. Zudem konnten bei den warmen Temperaturen die Efeublüten rege beflogen werden. Efeuhonig kann auch problematisch werden, da er in den Waben kristallisiert. Die Bienen brauchen somit viel Wasser zum Auflösen des Futters, weshalb eine nahe Bienentränke umso wichtiger ist. Oft überwintern unsere Völker aber auf einer Mischung mit Winterfutter. Starke Völker können mit den problematischen Trachten sicher besser umgehen als Schwächlinge. In jedem Fall muss den Futtervorräten Beachtung geschenkt werden.
Text: BienenSchweiz
Die Sommermonate brachten gegenüber dem nassen Frühling eine Wendung – sowohl beim Wetter als auch bei der Honigernte. Dank bienenfreundlicher Wetterbedingungen im Juni und Juli, einschliesslich anhaltender Wärme und Trockenheit sowie ersten Hitzewellen, erholte sich die Honigbilanz. Die Sommerhonigernte erreichte mit gut 11 Kilogramm pro Bienenvolk ungefähr das Niveau des Vorjahres und blieb nicht allzu weit unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 13 Kilogramm. «Zwar werden die Bienen ab 35 Grad auch müde – warme oder heisse Temperaturen fallen in der Schweiz für das Ausfliegen der Bienen aber noch weit weniger ins Gewicht als Regen und Bise», so Markus Michel. Insbesondere windige Verhältnisse seien für Bienen sehr heimtückisch, da das Fliegen so sehr viel Energie und sie auch weggetragen würden.
Die Gesamthonigernte lag in diesem Jahr bei durchschnittlich 17 Kilogramm pro Volk – was unter dem langjährigen Mittelwert von gut 20 Kilogramm liegt. Trotz der Herausforderungen im Frühjahr und der Erholung im Sommer konnte der Rückstand nicht in allen Regionen aufgeholt werden. So zeigte die Ernte deutliche regionale Unterschiede: Während im Osten und Norden des Landes die Erträge besonders niedrig ausfielen, konnten Imker in der Westschweiz, in Graubünden und im Tessin bessere Ergebnisse verzeichnen.
Ein auffälliges Phänomen, welches sich bereits in den schlechteren Honigjahren 2019 und 2021 zeigt, war die überlegene Leistung der höher gelegenen Bienenstände im Vergleich zu denen in tieferen Lagen. Dies wird auf die spätere Vegetationsentwicklung bei besserem Wetter zurückgeführt, die es den Bienen ermöglichte, die Trachtquellen in den höheren Lagen optimal zu nutzen. Ausserdem sei das Trachtangebot in der Höhe diverser und bestehe aus weniger grossen Massentrachten wie Obst- und Raps im Mittelland, so Markus Michel. In den Bergregionen könnten die Bienen zudem die Thermik und das gestaffelte Trachtangebot nutzen und zuerst in den tieferen Tallagen und später in den höheren Lagen Nektar und Pollen sammeln. «Es ist durchaus denkbar, dass sich die Imkerei in Zukunft vermehrt in höher gelegenen Gebieten abspielt, da die Vegetation und damit das Nahrungsnagebot für die Bienen immer weiter hinauf reichen und ein Imkern in immer höheren Lagen zulässt», erklärt Markus Michel.
Das Honigjahr 2023 war für die Imkerinnen und Imker ein Jahr der Herausforderungen: Trotz der widrigen Umstände im Frühling konnte die Schweizer Imkerei ihre Resilienz aber unter Beweis stellen und eine zufriedenstellende Sommerernte sichern. Die Förderung der Biodiversität und ein vielfältiges und kontinuierliches Nahrungsangebot sei für gesunde und starke Bienen auch nach dem grossen Aufblühen im Frühling zentral, unterstreicht Markus Michel – insbesondere auch für die Wildbienen. «Wenn die Honigbienen Probleme haben auszufliegen, um Nahrung zu sammeln, haben es die Wildbienen ungemein schwerer, denn diese füttert niemand, wenn sie nicht genug Futter finden», gibt Markus Michel zu bedenken. Es sei zentral, dass es in der Schweiz genügend vielfältige Blühflächen gebe, sei es in der Landwirtschaft oder in Privatgärten.
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