«Emissionen reduzieren hat wirtschaftliches Potenzial»

Klimaschutz und Ökonomie können zukünftig Hand in Hand gehen, ist der Umweltwissenschaftler Roman Hüppi überzeugt. Um das zu erreichen müsste von der Produktion bis zum Konsum ein Strauss von Massnahmen umsetzt werden, sagt er im Agrarpolitik-Podcast.
Zuletzt aktualisiert am 27. März 2025
von Edith Nüssli
3 Minuten Lesedauer
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«Die grösste Herausforderung der Landwirtschaft ist, die Chancen von Klimamassnahmen zu erkennen», findet Roman Hüppi in der neusten Folge von Agrarpolitik – der Podcast. Er ist Doctor of Science ETH in Umweltwissenschaften und Projektleiter naturbasierte Lösungen bei myclimate. Diese Chancen seien vielfältig und würden nicht nur dem Klima, sondern auch den Bäuerinnen und Bauern sowie der Bevölkerung nutzen.

Andere Ernährungsmuster

Der grösste Hebel seien andere Ernährungsmuster. Eine klimafreundliche Ernährung vermindere die Emissionen der Landwirtschaft. «Wir könnten mehr Nahrungsmittel essen, die Emissionen binden», erklärt Hüppi. Als Beispiel nennt er Baumnüsse statt Fisch: Der Nussbaum bindet CO2 und die Nüsse liefern ebenfalls Omega-3-Fettsäumen. Einen grossen Unterschied würden auch Hülsenfrüchte machen, weil sie ihren eigenen Stickstoff fixierten. Das sei gut für den Boden und spare Erdgas, um Stickstoff synthetisch zu fixieren. Gleichzeitig müsse die Tierzahl reduziert werden. «Sonst nützen die anderen Massnahmen zu wenig», betont er.

Agroforst und Pflanzenkohle fördern

Hüppi rät zudem Agroforst und Pflanzenkohle mit Klimaschutzprojekten zu fördern. Agroforst binde nicht nur CO2, sondern sei auch positiv für die Biodiversität und schütze den Boden besser vor Trockenheit. Pflanzenkohle könnte vermehrt organischen Düngern beigemischt werden. «In Pflanzenkohle ist Kohlenstoff sehr stabil gebunden», erklärt Hüppi, auch Vorstandsmitglied von Charnet, dem Fachverband für Pflanzenkohle.

Dessen Ziel ist, dass ab 2050 über Pflanzenkohle jährlich vier Mega-Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Das wären ein Drittel der Emissionen, die nach aktuellen Berechnungen nicht vermieden werden können. Ausserdem reduziere Pflanzenkohle die Stickstoff-Verluste. Damit könnten weitere eins bis zwei Mega-Tonnen Emissionen vermieden werden. «Diese Reduktion von Emissionen hat wirtschaftliches Potenzial», ist Hüppi überzeugt.

Die aktuelle Staffel

Agrarpolitik auf dem Prüfstand: Ist eine klimaneutrale Landwirtschaft möglich oder utopisch? Dieser Frage geht die 14. Staffel von «Agrarpolitik – der Podcast» nach. Im Gespräch mit Fachpersonen wird ausgelotet, wie und wie weit die Landwirtschaft den Ausstoss von Treibhausgasen reduzieren kann.

In dieser Staffel bisher erschienen:

Die ganze Wertschöpfungskette einbinden

Ein Herausforderung ist laut dem Umweltwissenschafter, dass viele Politikerinnen und Experten die Klimaschutz-Optionen für die Landwirtschaft zu wenig kennen. Wenn man weniger Öl verbrenne, wisse man genau, wie viel CO2 eingespart werde. Die Landwirtschaft aber arbeitet mit Böden, Nährstoffen und Energie. «Wenn man den Boden anderes bewirtschaftet, lässt sich der Effekt nicht so einfach berechnen», erklärt Hüppi. Entsprechend komplex sei die Antwort auf die Frage, ob die Kuh ein Klimakiller sei. «Je nach Annahmen kommt man zu einem anderen Schluss», betont er.

Deshalb sei es sinnvoll, Emissionsminderungen innerhalb einer Wertschöpfungskette zu fördern und anzurechnen. «Wenn die Landwirtschaft etwas verbessert, ist das in der Bilanz der ganzen Wertschöpfungskette», erklärt er. Dann könnten Lebensmittelindustrie und Detailhandel der Landwirtschaft helfen, etwas zu tun, und sich das tatsächlich anrechnen lassen. «Die Summe der Massnahmen kann helfen, dass die Landwirtschaft bis 2050 klimaneutral, im besten Fall sogar emissionsnegativ wird», ist Hüppi überzeugt.