Agrarbericht: Positive Umweltentwicklungen und anhaltende Herausforderungen
Bei der Präsentation des diesjährigen Agrarberichts hob Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, ...
Es riecht süsslich auf dem Feld im Solothurner Jura. Mathias und eine Kollegin schneiden mit einer grossen Schere reife Hanfpflanzen ab und legen sie in einen Anhänger: Es ist Erntetag. Anschliessend bringt der Biobauer die Pflanzen in einen Trocknungsraum. Dort werden sie Pflanze für Pflanze aufgehängt. Grosse Luftentfeuchter und Lüfter sorgen für eine gute Trocknung.
Mathias ist Teil eines Pilotprojektes, welches vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bewilligt wurde. Das BAG prüft in seinem Pilotversuch, welcher 2021 gestartet hat, die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu «Genusszwecken».
Bis heute können Konsumentinnen und Konsumenten Cannabisprodukte nur vom Schwarzmarkt beziehen. Dabei wissen sie nicht genau, was in der Ware drin ist. Oft werden in der Praxis die Drogen gestreckt mit anderen Stoffen, welche gesundheitsschädlich sind. Das Problem sind auch unbekannte THC-Gehalte oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Bei der kontrollierten Abgabe wird die Qualität des Cannabis im Labor untersucht und danach geprüft verkauft.
In der Schweiz ist es verboten, Cannabis anzubauen, zu importieren, herzustellen oder zu verkaufen. Trotz dieses Verbots ist der Konsum verbreitet, der Schwarzmarkt blüht und die Sicherheit der Konsumentinnen und Konsumenten ist so nicht gewährleistet.
Angesichts dieser unbefriedigenden Situation hat das Parlament beschlossen, im Betäubungsmittelgesetz für eine beschränkte Dauer von zehn Jahren die Möglichkeit zu schaffen, die Auswirkung von neuen Regelungsansätzen in Bezug auf den Umgang mit Cannabis zu prüfen. Die neue Gesetzgebung gestattet die Durchführung von Pilotversuchen zum nichtmedizinischen Konsum von Cannabis durch Erwachsene. Dieses Vorgehen soll eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für mögliche Entscheide zur Ausgestaltung der Cannabisregelung liefern. (Quelle BAG)
Für Mathias, der den Biobauernhof im Nebenerwerb führt, ist die Teilnahme am Pilotprojekt ein interessanter Versuch. Vor drei Monaten erst hat er die jungen Cannabispflänzchen von der Partnerfirma Swissextract erhalten.
Swissextract hat für den Anbau und die Züchtung von Cannabispflanzen vom BAG eine Sonderbewilligung erhalten. Sie dürfen nun Cannabis liefern für verschiedene Pilotversuche in der Schweiz, dafür braucht es eine Bestellung durch einen am Pilotversuch teilnehmenden Verein und eine Anbaubewilligung.
Die Aufgabe des Landwirts ist es, die Pflanzen im Freiland zu kultivieren, zu ernten und zu trocknen. Abgegeben wird das Erntegut in Form von getrockneten Blüten. Der grosse Teil der Arbeit fällt für Mathias also erst mit und nach der Ernte an: Von Hand werden die Pflanzen geerntet und aufgehängt. Von Hand werden die Blätter von den Cannabispflanzen entfernt, die Blüten abgeschnitten und auf Schimmelbefall überprüft. Ein Haufen Handarbeit also.
Im Rahmen der kontrollierten Abgabe von Cannabis werden die Lieferketten vom Saatgut bis zum Produktvertrieb überwacht und streng kontrolliert. Die Reglementierung: Es gilt ein THC-Wert von maximal 20% mit einer Toleranz. Die Rückverfolgbarkeit für die Cannabisprodukte ist gewährleistet.
Gleichzeitig ist der Anbau von Cannabis auf dem Biohof auch ein Sortenversuch. Ungefähr 10 verschiedene Sorten baut Mathias an. Diese sind zu unterschiedlichen Zeiten reif für die Ernte.
Insgesamt haben Mathias und seine Helfer 830 Pflanzen gesetzt. Um das Hanffeld herum steht ein doppelter Gitterzaun mit Alarmanlage und Videoüberwachung. Zu gross ist das Risiko für einen Diebstahl.
Mit seiner ersten Ernte ist Mathias mittelmässig zufrieden: «Da es mein erstes Anbaujahr war, kann ich es noch nicht vergleichen.» Jedoch habe er durch den Versuch auch viele Erkenntnisse gewonnen, die er in der laufenden Ernte und Trocknungskampagne anwenden könne. Grundsätzlich ist Hanf sehr pflegeleicht. Jedoch sind weibliche Klone, also Stecklinge, anfälliger auf Schimmel.
«Wir haben in der Schweiz sehr unterschiedliche Wetterbedingungen, das kann von der Bodenvorbereitung über die Pflanzung bis zur Ernte der Reifen Pflanzen einen grossen Einfluss haben», erklärt der Landwirt.
Daher würde er klar auf eine Monokultur verzichten. Eine sinnvolle Vielfalt von etwa fünf Sorten ermöglicht es, Spitzen zu brechen. «Es war eine grosse Herausforderung, bei den verschiedenen Sorten den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen», sagt Mathias.
Die Cannabissorten haben unterschiedliche Reifungszeiten. Die Sorte müsse zudem spezifisch an den Standort und die Produktion auf freiem Feld angepasst sein.
Neben den Produzentinnen und Produzenten nehmen auch Konsumierende an dem Versuch teil. Momentan sind sieben bewilligte Pilotversuche in der Schweiz am Laufen.
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