Alles Käse: Produktion, Konsum und Handel
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Der Schwarzsee ist ein Tourismus-Hotspot im Kanton Freiburg, der durch seine malerische Kulisse besticht. Noch am grossen Parkplatz und dem SUP-Verleih erinnert wenig an die traditionelle Alpwirtschaft. Doch nur fünf Minuten und eine Sesselbahnfahrt später zeigt sich ein anderes Bild: Auf den Alpweiden der Riggisalp grasen gemütlich Kühe, die von Wanderern bestaunt werden. Wegweiser zu verschiedenen Alpbeizli verdeutlichen, dass hier Tourismus und Alpwirtschaft eng miteinander verbunden sind.
Die über 1000 Alphütten und fast 25'000 gesömmerten Tiere im Kanton Freiburg dienen jedoch nicht nur als Staffage für Touristen, sondern in erster Linie der Lebensmittelproduktion, insbesondere der Käseherstellung. Der Gruyère d’Alpage AOP und der Vacherin Fribourgeois AOP d'Alpage sind Vorzeigeprodukte der Freiburger Alpen. Zudem stellen zahlreiche Alpbetriebe eigene Alpkäse her.
Rund 3500 Tonnen Käse werden jährlich auf etwa 50 Alpbetrieben produziert (Stand 2021). Pierre-Alain Morard, Direktor des Freiburger Tourismusverbandes, betont, dass die Alpwirtschaft weit mehr ist als Folklore; sie sei ein wichtiger Teil der Freiburger Wirtschaft.
Touristen profitieren von den schönen Landschaften, während die Produzenten ihre Waren direkt vor Ort verkaufen oder durch den Tourismus ihre Produkte in den Läden bekannter machen können. Wer vom Schwarzsee über den Euschelspass Richtung Jaun wandert, kann dieses enge Zusammenspiel hautnah erleben.
Auch die nachgelagerten Stufen sind eng mit der Alpwirtschaft verzahnt: Im Reifungskeller Le Tzintre in Charmey, nur wenige Kilometer entfernt, erhalten der Gruyère d’Alpage AOP und der Vacherin Fribourgeois AOP ihren letzten Schliff.
Während der Gruyère AOP auch in der Deutschschweiz weit verbreitet ist, sieht Dominique de Buman, Präsident der Freiburger Genossenschaft der Alpkäseproduzenten, noch grosses Potenzial für den Vacherin Fribourgeois AOP. Rund 30 Prozent werden nach Frankreich exportiert, doch in der Deutschschweiz ist der Absatz gering. «Es ist ein hervorragender Käse, der bestens zum Dessert passt und auch in der Deutschschweiz mehr Aufmerksamkeit verdient», so de Buman bei einer von Freiburg Tourismus organisierten Medienreise.
Dass die Alpsaison nun immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist, könnte dem Tourismus weiteren Aufschwung verleihen. Besonders wichtig sind dabei die lebendigen Traditionen, wie Florent Liardet, Co-Direktor des regionalen Naturparks Gruyère Pays-d’Enhaut, erklärt: «Der Erhalt und die Aufwertung des natürlichen, landschaftlichen und kulturellen Erbes der Region sind zentrale Pfeiler unserer Arbeit.» Ein neues Projekt ist der Kulturwanderweg im Jauntal, der das bauliche Erbe und die lebendigen Traditionen des Tals in den Fokus rückt. Ende August wird der Weg offiziell eröffnet und soll den Besucherinnen und Besuchern die Traditionen näherbringen.
Doch die Alpwirtschaft stehe auch vor grossen Herausforderungen, sagt David Stöckli, Leiter der Sektion Direktzahlungen in Grangeneuve, dem Kompetenzzentrum des Kantons Freiburg für Ausbildung, Beratung und Vollzug in der Landwirtschaft.
Einerseits ist die Personalsituation schwierig: Lange Arbeitstage und niedrige Löhne erschweren die Rekrutierung von Fachkräften. Andererseits sorgen steigende administrative Auflagen, niedrige Preise und Konkurrenz durch ähnliche Produkte für wirtschaftlichen Druck. Stöckli sieht in der verstärkten Kommunikation der Mehrwerte und Kennzeichnungen wie AOP/IGP eine Möglichkeit, diesem Druck entgegenzuwirken.
Eine weitere Herausforderung ist der Klimawandel. Vertrocknete Wiesen, Wassermangel und extreme Niederschläge bereiten Sorgen. Insbesondere im Bereich der Infrastruktur sieht Stöckli Verbesserungsmöglichkeiten, etwa durch Wasserspeicherung und verbesserte Alpzufahrten.
Der Tourismus bringt zwar Kunden, aber auch Probleme mit sich: Fehlverhalten einzelner Touristen und mangelndes Wissen im Umgang mit Tieren und Alpen führen zu Spannungen. «Es ist ein Spannungsfeld zwischen Arbeits- und Erholungsort», bringt es Stöckli auf den Punkt. Dennoch fügt er hinzu: «Es ist der schönste Arbeitsort der Welt.»
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