Genfer Hightech-Salat
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Die Kühe der Familie Reinhard in Madiswil BE reihen sich ein, um gemolken zu werden. Sie warten aber nicht darauf, von Peter oder Regula Reinhard gemolken zu werden, sondern vom Melkroboter. Dieser Roboter übernimmt das Melken für das Ehepaar und erspart ihnen Zeit. Trotzdem stehen sie noch unter Zeitdruck, da gemäss Pflichtenheft der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland die gemolkene Milch in innerhalb von 24 Stunden bei der Käserin oder dem Käser in der Produktion sein muss. Das will Emmentaler Switzerland nun ändern und die Verarbeitungsfrist verlängern.
Für den geschmacksintensiven Emmentaler AOP brauche es beste Rohmilch, sagt Alfred Rufer, Vizedirektor von Emmentaler Switzerland, am Presseanlass in Madiswil BE. Dies könne in Zukunft aber zunehmend schwieriger werden, da der Druck auf die Milchproduzentinnen- und produzenten, die Käsereimilch produzieren, steige. Aus diesem Grund soll vermehrt auf automatische Melksysteme (AMS) gesetzt werden, die den Alltag erleichtern sollen.
Der Einsatz von automatischen Melksystemen ist seit 2015 im Grundsatz erlaubt. Mit dieser Änderung wurde auch das Pflichtenheft von Emmentaler Switzerland angepasst. Damals wurde eine Zwischenmelkzeit von acht Stunden eingeführt, um die Qualität der Milch zu sichern. Das heisst zwischen den Melkgängen der Kühe müssen mindestens acht Stunden liegen.
Im Pflichtenheft ist ausserdem die Verarbeitungszeit von 24 Stunden festgelegt. Emmentaler Switzerland will diese Frist nun auf 29 Stunden erhöhen. Grund dafür seien zwei grundlegende Herausforderungen: Einerseits müsse die Milch von AMS-Lieferantinnen und -Lieferanten zum Teil mit speziellen Touren gesammelt werden, um den 24 Stunden zu entsprechen. Andererseits sei es bei Milchsammeltouren mit mehreren AMS-Milchlieferantinnen und -lieferanten nötig, das AMS während mehreren Stunden abzustellen, was den Melkrhythmus der Herde durcheinander bringe und die Auslastung des AMS einschränke. In den zusätzlichen fünf Stunden sollen die Produzentinnen und Produzenten also mehr Zeit für die Milchsammlung, für die Lieferung an die Käserei und für das Vorreifen bekommen.
Das AMS und die neue Verarbeitungszeit sollen viele Vorteile mit sich bringen. «Die Produzentinnen und Produzenten haben weniger körperliche Arbeit und sind nicht mehr zeitlich gebunden. Die Systeme garantieren eine effiziente Milchgewinnung und bieten einen noch höheren Hygienestandard, was sich positiv auf die Milchqualität auswirkt», zählt Alfred Rufer auf.
Vor allem stehe aber das Tierwohl im Fokus. «Das Melken ist für die Kuh schonender und sie können selbst entscheiden, wann sie sich melken lassen wollen», ergänzt Rufer. Dadurch, dass die Kühe mit einem Halsband mit eingebautem Sensor ausgestattet sind, erkennt das System, welche Kuh im Roboter steht. So sei es dem System möglich nicht verarbeitungsfähige Milch auszusondern und Kontrollen der Tiergesundheit durchzuführen. Klauenkranke Kühe können so schneller aufgespürt werden, da sie den Roboter seltener aufsuchen und durch die Messung der Milchtemperatur und Milchmenge können Fieberschübe identifiziert werden.
Auch Peter und Regula Reinhard beobachteten eine Verhaltensänderung ihrer Kühe, als sie das AMS auf ihrem Betrieb eingeführt haben. «Die Herde ist viel ruhiger. Es tut ihnen gut, dass sie selbst entscheiden können, wann sie sich melken lassen wollen. Das gibt dem Stall ein schönes Klima, was sehr viel wert ist», erzählt Regula Reinhard.
Ein AMS ist ein automatisiertes System zum Melken der Kühe. Das Melkgeschirr (Zitzenbecher) wird dabei automatisch mit Erkennungssystemen und optischen Sensoren an das Euter der Kuh angeschlossen. Von der Reinigung des Euters, über den Vormelk- und Melkvorgang bis hin zur Pflege des Euters nach dem Melken passieren alle Arbeitsschritte automatisch und ohne Präsenz von Melkpersonal. Quelle: Emmentaler Switzerland
Seit Anfang 2021 arbeitet die Familie Reinhard mit einem AMS. «Wir mussten uns Gedanken über die Zukunft machen und uns überlegen, wie wir weiterfahren, wenn meine Eltern in Pension gehen», sagt Regula Reinhard. Da Peter und Regula Reinhard beide auf einem Familienbetrieb aufgewachsen sind, kam es für sie nicht in Frage Mitarbeiter anzustellen und suchten deshalb nach einer Möglichkeit, den Betrieb weiter in der Familie bewirtschaften zu können. «Da auf dem Betrieb schon immer Milch produziert wurde, wollten wir von der Milchproduktion nicht weg. Wir wollten aber flexibler werden», fügt Peter Reinhard an.
Diese Flexibilität gibt ihnen nun das AMS. «Ohne AMS brauchten wir pro Melkdurchgang etwa 1,5 Stunden, das heisst ungefähr drei Stunden pro Tag. Mit dem AMS ist die reine Melkzeit viel kürzer und es braucht unsere Anwesenheit nicht mehr», sagt Peter Reinhard. Schlussendlich spare die Familie etwa zwei Stunden pro Tag, was sich nicht nach viel anhöre, aber auf das ganze Jahr gerechnet den Alltag erheblich erleichtere. «Es ist nicht so, dass wir keine Arbeit mehr haben. Arbeiten wie füttern oder misten bleiben immer noch. Zusätzlich kommt ein wenig Computerarbeit dazu. Dafür haben wir einen besseren Überblick von unseren Kühen und können allfällige Krankheiten schneller erkennen», so Peter Reinhard.
Anfangs sei es für die Kühe eine grosse Umstellung gewesen. «Die Kühe waren sich den normalen Ablauf gewöhnt. Sie wurden jeweils am Morgen und am Abend gemolken», erzählt Peter Reinhard. In den ersten 14 Tagen habe es viel Arbeit gegeben, um die Kühe umzugewöhnen. Das Melken im Roboter sei nie ein Problem gewesen, eher, dass die Kühe von selbst das AMS aufsuchten. «Wir waren aber überrascht, wie schnell alles funktionierte. Innerhalb von zwei bis drei Monaten sind alle Kühe von allein zum AMS», sagt Peter Reinhard.
Die Änderung des Pflichtenhefts werde vor allem eine Auswirkung auf die Landwirtinnen und Landwirte haben. Trotzdem wird die Umstellung auch von den Käserinnen und Käsern unterstützt. «Das AMS wird so oder so unsere Zukunft werden. Mir ist es wichtig, dass wir die Milchproduzentinnen und -produzenten mit solchen Regelungen nicht benachteiligen. Sonst könnten wir zukunftsgerichtete Bäuerinnen und Bauern verlieren», sagt Thomas Hofer, Käser der Dorfchäsi Hofer Aarwangen.
Auch Vizedirektor Alfred Rufer spricht die Zukunft an: «Der Bundesrat fordert, dass die Landwirtschaft effizienter werden soll. Automatische Melksysteme liefern diese Effizienz.» Bereits in den letzten Jahren habe es einen technologischen Schub in der Landwirtschaft gegeben. «Ich bin überzeugt davon, dass der technische Fortschritt mit einem AMS mit der traditionellen Herstellung von Emmentaler AOP vereinbar ist», meint Rufer.
Die Anpassung des Pflichtenhefts muss aber zuerst bewilligt werden. Dafür reichte Emmentaler Switzerland am 8. Juli 2022 beim Bundesamt für Landwirtschaft ein Gesuch ein. Laut Alfred Rufer werde es aber Monate dauern, bis das Gesuch bearbeitet und bewilligt werde. Bis dahin gelten weiterhin die 24 Stunden Verarbeitungszeit.
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