
«Unsere Kulturen brauchen Wasser, nicht unbedingt Bewässerung»
Landwirtinnen und Landwirte bilden sich weiter, um das Wassermanagement zu verbessern. Dabei liegt der Fokus auf loka...
Die Landwirtschaft ist auf Wasser angewiesen und die landwirtschaftliche Nutzung von Wasser ist vielschichtig: Neben der Bewässerung von Feldern wird es zur Tränkung von Tieren, zur Reinigung von Maschinen und zur Verarbeitung von Erzeugnissen benötigt. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft eine Verantwortung für den Schutz der Wasserqualität und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen.
Der Internationale Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt und soll die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Wichtigkeit von Frischwasser und das nachhaltige Management von Frischwasser-Ressourcen lenken. Die UN lädt ihre Mitgliedsstaaten jedes Jahr dazu ein, an diesem Tag konkrete Aktionen zur Erhöhung des öffentlichen Wasser-Bewusstseins zu setzen.
Im Jahr 2025 steht der Weltwassertag unter dem Motto «Erhalt der Gletscher».
Laut den hydrologischen Szenarien Hydro-CH2018 des National Centre for Climate Services NCCS werden sich die klimatisch bedingten Veränderungen des Wasserhaushalts in der Schweiz in Zukunft weiter verschärfen. Ohne Klimaschutz könnten die Sommerabflüsse in Flüssen um bis zu 40 Prozent sinken, während Winterabflüsse um 30 Prozent steigen.
Besonders gravierend ist der Verlust von Gletschern, die bislang als wichtige Wasserspeicher fungierten. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte das Gletschervolumen in den Alpen um bis zu 95 Prozent schrumpfen. Dies bedeutet, dass während der Sommermonate, wenn der Wasserbedarf am höchsten ist, weniger Schmelzwasser zur Verfügung steht.
Neben der geringeren Wasserverfügbarkeit steigen die Temperaturen der Gewässer an. Ohne Klimaschutz könnten Schweizer Fliessgewässer im Sommer bis zu 5,5 °C wärmer werden. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf Ökosysteme und die landwirtschaftliche Nutzung.
Wasser spielt in der landwirtschaftlichen Produktion eine zentrale Rolle. Neben der Versorgung von Nutztieren und der Reinigung landwirtschaftlicher Geräte ist vor allem die Bewässerung von Kulturen ein kritischer Faktor. In der Schweiz wird derzeit rund 5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bewässert – verglichen mit anderen Ländern ist dies ein geringer Anteil. Trotzdem werden laut dem Grundlagenbericht «Wasserversorgungssicherheit und Wassermanagement» des Bundesrats 140 Millionen m³ Wasser pro Jahr für die Bewässerung genutzt, vor allem für Gemüse- und Obstkulturen. In Trockenjahren liegt dieser Wert vermutlich noch deutlich höher.
Trotz vergleichsweise hoher Niederschläge in der Schweiz ist die Bewässerung in bestimmten Regionen aber zunehmend notwendig, der Druck auf die Wasserressourcen nimmt aber ebenfalls zu. Besonders in Regionen mit ohnehin geringen Niederschlägen, wie dem Rhonetal oder Teilen des Tessins, wird Wasser zunehmend zur knappen Ressource. Während in den Voralpen, auf der Alpensüdseite und in den Jurahöhen bis zu 2’000 Millimeter Niederschlag pro Jahr fallen, sind es in anderen Gebieten lediglich 550 bis 700 Millimeter. Besonders das Wallis, das Tessin und Teile des Mittellands könnten laut den hydrologischen Szenarien Hydro-CH2018 des NCCS künftig vermehrt mit Wasserknappheit im Sommer konfrontiert sein.
In der Schweiz stellen Nitrate, Phosphor und Pflanzenschutzmittel eine Herausforderung für unsere Gewässer dar – sie gelangen durch landwirtschaftliche Nutzung ins Grund- und Oberflächenwasser. Das Gewässerschutzprogramm des BLW unterstützt gezielt Projekte, um diese Belastungen zu reduzieren und eine gute Wasserqualität zu sichern.
Rund 40 Prozent der Stickstoff- und 25 Prozent der Phosphoreinträge stammen aus der Landwirtschaft. Zu hohe Nährstoffwerte können nicht nur das Trinkwasser belasten, sondern auch Algenwachstum fördern, was den Sauerstoffgehalt der Seen verringert. Hier setzt das Programm an: Landwirtinnen und Landwirte erhalten finanzielle Unterstützung, wenn sie umweltfreundliche Massnahmen umsetzen – etwa eine angepasste Düngung oder alternative Anbaumethoden.
Das BLW arbeitet dabei eng mit den Kantonen zusammen, die für die Koordination vor Ort sorgen. Der Bund trägt den Grossteil der Kosten, während Kantone, Gemeinden und Wasserversorger sich ebenfalls beteiligen. Durch diese Kooperation soll sichergestellt werden, dass unsere Gewässer langfristig sauber bleiben – für Mensch und Natur.
Die Landwirtschaft muss sich daher zunehmend an neue klimatische Bedingungen anpassen. Dazu gehören verschiedene Strategien:
Neben der Wassermenge spielt die Qualität der Wasserressourcen eine entscheidende Rolle. Ein grosser Teil des Trinkwassers in der Schweiz stammt aus Niederschlägen, die auf landwirtschaftliche Flächen treffen und in das Grundwasser einsickern. Der Boden übernimmt dabei eine natürliche Filterfunktion, indem er Verunreinigungen zurückhält.
Trotz guter landwirtschaftlicher Praxis können jedoch Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel in die Gewässer gelangen. Besonders problematisch sind Nitrat- und Phosphoreinträge, die aus Düngemitteln stammen sowie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Um dies zu minimieren, gibt es strenge gesetzliche Vorgaben:
Ein zunehmendes Problem ist auch die steigende Temperatur der Gewässer. Höhere Temperaturen führen zu Sauerstoffmangel, was das Ökosystem und die Wasserqualität beeinträchtigt.
Wie steht es um unser Grundwasser? Ist es sauber, ausreichend vorhanden und vor schädlichen Einflüssen geschützt? Antworten darauf liefert die Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA, die an über 600 Messstellen in der Schweiz die Qualität und Menge des Grundwassers überwacht.
Laut dem letzten veröffentlichten Bericht zeigt sich, dass Nitrat und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln die Qualität des Grundwassers nachhaltig beeinträchtigen. Zudem sind langlebige synthetische Substanzen aus Industrie, Gewerbe und Haushalten nachweisbar. Besonders betroffen sind die Grundwasservorkommen im dicht besiedelten Mittelland, wo Landwirtschaft und Bebauung besonders intensiv sind. Da sich Grundwasser nur langsam erneuert, sind vorausschauende Schutzmassnahmen dringend erforderlich.
Das Bundesamt für Umwelt BAFU will mit NAQUA problematische Stoffe frühzeitig erkennen, den Erfolg von Schutzmassnahmen bewerten und die wichtigsten Grundwasservorkommen der Schweiz dokumentieren. Die Daten helfen dabei, die Ressource Grundwasser gezielt zu schützen – für Mensch und Umwelt.
NAQUA arbeitet mit vier Modulen: QUANT misst die Wassermenge, SPEZ und TREND analysieren die Wasserqualität, und ISOT untersucht Wasserisotope in Regen und Flüssen. Die gesammelten Informationen fliessen nicht nur in die nationale Umweltpolitik ein, sondern dienen auch internationalen Berichten zum Zustand unserer Wasserressourcen.
Der Bundesrat betont in seinem Bericht zur Wasserversorgungssicherheit die Bedeutung eines integralen Wassermanagements. Dazu gehören:
Investitionen in Bewässerungsinfrastruktur: Dort, wo klimaangepasste Landwirtschaft nicht ausreicht, sind gezielte Investitionen erforderlich.
Während die Schweiz vergleichsweise aber noch gut mit Wasser versorgt ist, spielt der sogenannte Wasserstress-Fussabdruck eine immer grössere Rolle. Dieser Indikator misst den Wasserverbrauch der Schweiz, indem er auch die Knappheit in den Produktionsländern berücksichtigt.
Ein erheblicher Teil des Wasserkonsums fällt nicht in der Schweiz an, sondern in anderen Ländern, aus denen Lebensmittel importiert werden. Besonders betroffen sind: Baumwolle beispielsweise für Textilien, Obst und Gemüse beispielsweise Mandeln, Orangen oder Avocado sowie Getreide und Wein.
Viele dieser Produkte stammen aus Regionen mit chronischer Wasserknappheit, was zu Umweltproblemen und Nutzungskonflikten führt. Ein bewusster Konsum kann deshalb helfen, den globalen Wasserstress zu reduzieren.
In Zusammenarbeit mit den Kantonen sorgt das Bundesamt für Umwelt BAFU mit der Nationale Beobachtung der Oberflächengewässerqualität NAWA dafür, dass regelmässig Daten über die Qualität der Schweizer Flüsse erhoben werden.
Der neueste Bericht aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Mikroverunreinigungen und Nährstoffe weiterhin ein Problem darstellen. Besonders betroffen sind kleine und mittelgrosse Flüsse im Mittelland, wo vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft und Arzneimittelrückstände aus Abwässern die Wasserqualität belasten. In vielen Fällen werden die ökotoxikologischen Grenzwerte überschritten, was die Lebensgemeinschaften in den Gewässern schädigen kann. Zudem führt der Klimawandel zu steigenden Wassertemperaturen, was ebenfalls die Ökosysteme beeinflusst.
Das NAWA-Programm hat mehrere Ziele: Es soll einen klaren Überblick über den Zustand der Gewässer liefern, Trends langfristig dokumentieren, Frühwarnsignale für problematische Entwicklungen geben und zeigen, ob Gewässerschutzmassnahmen tatsächlich wirken. Dazu werden Daten aus der ganzen Schweiz gesammelt und in einer einheitlichen Datenbank gebündelt.
Ein wichtiger Bestandteil von NAWA ist NADUF, ein spezielles Messprogramm, das mit Unterstützung der Forschungsanstalten Eawag und WSL die Belastung der grossen Flüsse mit Schadstoffen untersucht. Neben NAWA führen die Kantone auch eigene Messungen durch, etwa für die Umsetzung des Gewässerschutzgesetzes.
Aktuell konzentriert sich NAWA auf Fliessgewässer, doch in Zukunft sollen auch Seen in das Programm aufgenommen werden. Der Bericht zeigt, dass zwar Fortschritte erzielt wurden, etwa durch strengere Vorschriften und verbesserte Abwasserreinigung – doch sind weiterhin grosse Anstrengungen nötig, um die Wasserqualität langfristig zu sichern.
Die Sicherstellung einer nachhaltigen Wasserversorgung ist eine der grössten Herausforderungen der Zukunft. Die Schweiz muss nicht nur ihre eigenen Wasserressourcen schützen, sondern auch Verantwortung für ihren globalen Wasserverbrauch übernehmen.
Was kann die Landwirtschaft tun?
Was kann die Gesellschaft tun?
Wasser bleibt eine der zentralen Herausforderungen für die Landwirtschaft. Der Klimawandel verändert die Niederschlagsmuster und stellt neue Anforderungen an die Bewirtschaftung. Die Landwirtschaft kann durch innovative Bewässerungssysteme, standortangepasste Anbaumethoden und eine nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen einen wichtigen Beitrag leisten. Gleichzeitig kann jede und jeder durch bewussten Konsum und die Reduktion von Lebensmittelverschwendung dazu beitragen, diese wertvolle Ressource zu schützen.
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