Pilze in der Schweizer Ernährung: Gesunde Vielfalt im Trend
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Im Jahr 2012 stellte Lorenz Laubscher sein Leben um. Als das Fondsgeschäft bei einer Versicherung nicht mehr lief, gaben Kunden ihm statt dem Unternehmen die Schuld. Er habe damals Luft verkauft, sagt Lorenz Laubscher, gelernter Landwirt und Obstbauer, heute. Ein Burnout war die Folge, danach half er beim Bruder auf dem Hof in Walperswil im Berner Seeland. Weil dieser die Schweinehaltung aufgab, war Platz frei. Und diesen nutzte Laubscher zum Aufbau seiner Pilzzucht Laubscher’s Vitalpilze.
Im ersten Jahr der Produktion gab es gleich die grösste Menge, Laubscher belieferte auch die grossen Detailhändler. Doch ein schwerer Autounfall, der Laubscher bis heute gesundheitlich zu schaffen macht, bremste das Geschäft. In den folgenden Jahren belieferte er teils nur noch die Hauptkunden, ohne das Mengen-Potenzial seines Betriebes voll ausnutzen zu können.
In seiner Produktionsstätte zeigt Lorenz Laubscher an die Decke. Diese werde jetzt erhöht, da die Luftzirkulation aktuell nicht optimal sei. «Mit einer höheren Decke können wir 35 Kilo pro Quadratmeter ernten», sagt Laubscher. Das Management müsse dazu einfach stimmen. Laubscher ist überzeugt davon, dass eine erfolgreiche Pilzproduktion in Familienhand gehört. Einfach mit einem angestellten Manager gehe das nicht. Viel mehr müsse man spüren, wann etwa der genaue Zeitpunkt für die Ernte gekommen sei – auch wenn das mal nachts um 2 Uhr ist.
Hört man Laubscher zu, spürt man die Begeisterung, die er für die Pilze und deren Produktion hegt. Und die ist nötig, um das ganze Wissen über die Pilze praktisch umzusetzen. Temperatur, Hygiene, Luftzirkulation, Licht: Alles muss stimmen, um vom Substrat zum qualitativ hochwertigen Pilz zu gelangen.
«Unser wichtigster Pilz ist der Limonenseitling. Ein sehr interessanter Pilz», sagt Laubscher während er einen gelb leuchtenden Pilz in der Hand hält. Er seiin der Schweiz sehr selten und müsse genau zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden, damit er möglichst frisch zu den Kundinnen und Kunden komme. Denn während sich etwa der Austernseitling eine Woche lang frisch halten kann, «vergheien» die Limonenseitlinge nach drei Tagen.
Qualität ist für Lorenz Laubscher das A und O der Produktion. Diese wird auch von seinen Kunden erwartet, ob in der Gastronomie oder vom Handel. «Ich will eine Top-Qualität haben», sagt er. Deshalb produziert er auch lieber etwas mehr Pilz als zu wenig. Denn wenn er zu wenig hat, muss er zukaufen und die Qualität liegt nicht mehr in seiner Macht. Können die Pilze nicht verkauft werden, trocknet er kleine Mengen selbst oder gibt sie zu einem günstigeren Preis an einen Trocknerei.
Um immer wieder neue Produkte anbieten zu können, testet Laubscher auch neue Pilzsorten. Aktuell sind dies der Rosenseitling und der Hericium. Der Hericium wird u.a. in der chinesischen Medizin verwendet und ist gleichzeitig eine Delikatesse. Beide Pilzsorten könnten schon bald in Laubschers Sortiment auftauchen. Die Suche nach Neuem beschränkt sich nicht auf die Pilzarten, sondern bezieht sich auch auf die Produktion. So arbeitet Laubscher mit Seeländer Nassreis-Produzenten zusammen und nutzt die Reis-Spelzen, um darauf die Pilze zu züchten. Das sei zwar teurer als Stroh, aber die Häcksel-Arbeit bleibe erspart, so Laubscher.
Die Nachfrage nach den Pilzen sei immer ein Thema, sagt Laubscher. «Gäbe es in der Schweiz nicht viele Ausländerinnen und Ausländer könnte ich schliessen», sagt er. Denn die Schweizerinnen und Schweizer seien noch keine grossen Pilzesser. Und wenn, dann blieben sie oft bei den bekannten Champignons. Um seine Pilze zu verkaufen, geht er auf dem Markt auch innovative Wege. Er bietet sie nicht nur am Stand an, sondern kocht sie auch gleich vor und bietet den Konsumentinnen und Konsumenten so die Inspiration für Pilzgerichte.
Diese über die Pilzproduktion und allgemein über die Landwirtschaft zu informieren, ist Lorenz Laubscher ohnehin ein grosses Anliegen. Ob am Markt, mit Kursen für Privathaushalten oder indem er im Wald Schulklassen die heimische Pilzwelt aufzeigt. Gleichzeitig sorgt er so für die wichtige Kundenbindung: «Ich will ja, dass die Leute wiederkommen», sagt Laubscher, der guter Hoffnung ist, dass die jüngere Generation künftig die Pilznachfrage ankurbeln wird.
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