Die Pflanzen- und Pilzproduktion
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Extreme Wetterereignisse sind für die Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft (Schweizer Hagel) kein Einzelfall mehr, sondern in den letzten Jahren fast der Normalfall. Die Versicherung hat die letzten 52 Jahre untersucht: Zwischen den Jahren 1970 und 1995 gab es fünf Überschadenjahre, d.h. eine Schadenbelastung von über 100% der Prämieneinnahmen.
Zwischen 1996 und 2021 waren es 9 Überschadenjahre, darunter die höchsten Überschäden in den Jahren 2009 mit 216% und 2021 mit 237%, wie Direktor Adrian Aebi an einem Mediengespräch in Zürich erklärte. Das letzte Jahr war von massiven Hagelschäden geprägt, es war das schadenreichste Jahr in der 140-jährigen Geschichte von Schweizer Hagel. Zahlreiche Kulturen wurden damals von grossen Hagelkörnern richtiggehend zerhäckselt.
Auch dieses Jahr sind Hagelschäden zu verzeichnen, besonders ins Auge sticht aber die extreme Trockenheit in etlichen Regionen der Schweiz. In der Westschweiz etwa gab es in den letzten 140 Jahren nie ein so trockenes Jahr. Auf 10 Millionen Franken per Ende August schätzt die Schweizer Hagel die bei ihr versicherten Trockenheitsschäden. «In der Westschweiz fehlt die Regenmenge von zwei normalen Sommermonaten», so Vizedirektor und Leiter Schweiz Hansueli Lusti.
«Durch die Hitze wird die Verdunstung massiv vorangetrieben. Zusammen mit dem fehlenden Niederschlag führt das dazu, dass die Pflanzen zu wenig Wasser haben», erklärt Lusti. Das habe auch längerfristige Auswirkungen. So zeigten die trockenen Jahre 2015 und 2018, dass sich die Lage erst gegen Jahresende oder gar erst im Folgejahr normalisierte.
Nur überdurchschnittliche Regenmengen könnten das Wasserdefizit ausgleichen. «Die letzten Niederschläge entlasteten nur die obersten Bodenschichten», so Lusti. Beim Mais gab es bereits irreversible Schäden, Kulturen wie Zuckerrüben könnten sich noch erholen. «Wir hoffen, dass noch Wasser kommt, damit die Schäden nicht weiter steigen», so Direktor Adrian Aebi.
Die Jahre 2015 und 2018 haben es gezeigt: Nach einem Trockenheitsjahr lassen deutlich mehr Landwirtinnen und Landwirte ihre Ackerflächen gegen Trockenheit versichern. Adrian Aebi geht davon aus, dass auch dieses Jahr zu einem Anstieg der Versicherten besonders in der Westschweiz führen wird.
Aktuell sind rund 40'000 Hektaren Ackerfläche gegen Trockenheit versichert. Eine Vervierfachung seit 2015. In Bezug zur offenen Ackerfläche (ohne Kunstwiesenfläche) sind rund 15% versichert.
Versicherungen kosten Geld und gerade vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Produktionskosten sind etliche Betriebe finanziell bereits am Limit. Ob sich eine Versicherung lohnt, ist eine Kosten-/Risikoabwägung.
Um mit der Klimaentwicklung Schritt zu halten, hat die Schweizer Hagel nun eine neue Versicherung unter dem Namen Acker Basis (Link) lanciert. Sie soll eine preiswerte und einfache Versicherungslösung bieten, die Hagelschäden und übermässigen oder fehlenden Niederschlag entschädigt.
Interessant daran: Bei übermässigem oder fehlendem Niederschlag findet keine Begutachtung durch Expertinnen und Experten statt, beurteilt wird nach einem Index. Es handle sich um eine parametrische Deckung, so Hansueli Lusti. Massgeblich für die Auszahlung ist die Abweichung eines Parameters vom langjährigen Mittelwert. Die Daten dafür beziehen sich auf Quadratkilometerflächen, Zahlen liegen von den letzten 30 Jahren vor. Die Landwirtinnen und Landwirte müssen keinen Schaden melden, die Auszahlung erfolgt bei Über- oder Unterschreitung des Schwellenwertes automatisch.
Das hat zur Folge, dass auch Landwirtinnen und Landwirte entschädigt werden, die etwa aufgrund von Bewässerung gar keine Schäden erlitten haben. «Das ist ein grosser Vorteil dieser Versicherung. Es gibt keinen Anreiz mehr dafür, nichts zu tun, da das Geld ja ohnehin fliesst», sagt Adrian Aebi. Die Versicherung könne als Anreiz dienen, sich eben dennoch gegen die Trockenheit zu stemmen.
Angesprochen auf Prämienverbilligungen durch den Bund für landwirtschaftliche Versicherungen, zeigte sich Adrian Aebi skeptisch. «Wir begrüssen, dass der Bundesrat sieht, dass wir vor einem grösseren Problem stehen», so Aebi. Den Lösungsansatz aus der Agrarpolitik 22+ sehe er aber kritisch. So seien die maximal 30% Verbilligung im Vergleich zu ausländischen Märkten, wo bis 70% Verbilligungen gelten, tief und es sei fraglich, ob das was bewirke. Auch würde der administrative Aufwand steigen, ohne dass ein Effekt sicher sei, so Aebi. «Rein finanzielle Lösungen beheben das Problem zudem nicht», sagt er. «Es braucht weitere Massnahmen, etwa neue Bewässerungssysteme oder trockenheitsresistentere Sorten oder Kulturen. Spätestens jetzt muss die Schweiz aktiv werden.»
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