Teigwaren in der Schweiz mit viel Import und wenig Heimatweizen
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Die letztjährige Getreideernte ist nicht schön zu reden: Geprägt durch tiefe Erträge und tiefe Erntemengen wurden bei allen Kulturen Einbussen verzeichnet. Insgesamt hat laut Branchenorganisation Swiss Granum aus der Ernte 2021 eine backfähige Brotgetreidemenge von 304’079 Tonnen resultiert – über 110’000 Tonnen weniger als 2020. Die Durchschnittserträge waren bei allen Kulturen tief und sowohl Brotweizen, Dinkel als auch Roggen waren zum Teil stark von Auswuchs betroffen. Und weil nicht nur die Schweizer Getreideproduzentinnen und -produzenten schlechte Ernten zu beklagen hatten, ist der Markt zurzeit sehr angespannt.
Bereits gegen Ende 2021 kündigte der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) höhere Preise für Mehl an: Die tiefen Erntemengen und die geringere Qualität des verfügbaren Getreides würden im Zusammenspiel mit den in den Wochen davor stark angestiegenen Getreidepreisen zwangsläufig zu höheren Preisen im Verkauf führen. Der Kostenschub in der Müllereibranche werde so auch für die Konsumentinnen und Konsumenten spürbar sein, teilte der DSM im November mit. Die Müller seien entsprechend auch auf Importe angewiesen. Da hochqualitative Getreideposten weltweit aber rar und daher sehr gesucht sind, sind diese zuletzt deutlich teurer geworden.
Tatsächlich seien die Getreidepreise auf dem Weltmarkt in die Höhe geschnellt – innerhalb des letzten Jahres sogar um mehr als 40 Prozent, bestätigt der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV). Diese Teuerung sei aber nicht allein für den Preisanstieg für Gipfeli oder sonstige Backwaren verantwortlich. Weil das Grenzschutzsystem die Zölle senke, wenn die Importpreise stiegen, herrsche in der Schweiz eine gewisse Stabilität, erklärt SGPV-Geschäftsführer Pierre-Yves Perrin: «Je höher die Preise für das ausländische Getreide sind, desto weniger Zoll wird bei der Einfuhr darauf erhoben.» Rein theoretisch könnten die Getreidepreise also so weit steigen, dass zuletzt kein Zoll mehr erhoben würde. Dass sei allerdings ein abstruses Szenario und werde so niemals eintreffen, meint Pierre-Yves Perrin.
Der aktuell erhobene Zoll auf Getreide befindet sich bei rund 11 Franken pro Dezitonne, lag Ende September aber noch bei 23 Franken. Und obwohl die europäischen Preise innerhalb eines Jahres stark gestiegen seien, befinde sich der importierte Weizen derzeit auf einem Höchststand – dank des Grenzschutzsystems werde der Preis für Schweizer Einkäufer 56 Franken pro Dezitonne nicht überschreiten, erklärt Pierre-Yves Perrin weiter.
Trotz greifendem Grenzschutz und einer damit verbundenen gewissen Preisstabilität haben die wichtigsten Schweizer Mühlen aber eine Erhöhung des Mehlpreises von 5 bis 10 Prozent bekannt gegeben. Das habe verschiedene Gründe, legt Pierre-Yves Perrin aus: So habe die letztjährige Getreideernte wetterbedingt eine schlechtere Qualität, was beispielsweise zu einem niedrigen Hektolitergewicht beim Weizen geführt habe und folglich eine geringere Ausbeute beim Malen bedeute. Um die qualitativen Schwächen der Ernte auszugleichen, müssten die Müllerinnen und Müller ausserdem Mehlzusätze beifügen – wegen tieferem Feuchtglutengehalt muss dem Mehl beispielsweise Trockengluten beigeben werden. Weiter seien auch für die Mühlen die Produktionskosten (Verpackung und Energie) gestiegen und zuletzt komme eben noch der Anstieg der Getreidepreise hinzu.
Allein den Getreidepreis für die Preiserhöhungen bei Backwaren verantwortlich zu machen, sei also falsch, sagt Pierre-Yves Perrin. Fälschlicherweise werde ausserdem vermutet, dass die Schweizer Getreidebäuerinnen und -bauern dieses Jahr das grosse Geld machen würden. Einige der Preiserhöhungen beim Getreide würden aufgrund des Grenzschutzes den Schweizer Markt aber kaum betreffen, wodurch die Schweizer Produzentinnen und Produzenten nicht im angegebenen Umfang profitierten. Und dies, obwohl die Getreideimporte nur rund 15 Prozent ausmachen würden, moniert Pierre-Yves Perrin. Die Preiserhöhungen seien aber Tatsache und der Getreideproduzentenverband erwarte von den Branchenpartnern darum eine gerechte Verteilung der Preiserhöhungen. «Die Produzentinnen und Produzenten sollen an der Teuerung teilhaben dürfen», meint Pierre-Yves Perrin. Es sei nicht nachvollziehbar, dass das Getreide für einen Kostenanstieg verantwortlich gemacht werde, wenn die Preise für Getreide in der Schweiz in Wirklichkeit kaum gestiegen seien. Als logische Konsequenz der Argumente der Müller und Bäcker sei auch eine moderate Preiserhöhung für Getreide begründet und angemessen. Entsprechend führten sie derzeit Gespräche mit den Marktpartnern und tatsächlich sei Wohlwollen zu spüren, lässt Pierre-Yves Perrin durchblicken: «Ich bin positiv gestimmt.»
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