Trends in der Landwirtschaftsausbildung: Mehr Frauen, mehr Bio
Nach einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Anzahl der Lernenden im Berufsfeld Landwirtschaft au...
Serie HAFL (2). Digitale Lösungen für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft entwickeln, die Branche in Fragen rund um den Klimawandel beraten, junge Lernende für ihre berufliche Zukunft rüsten oder selbst ein Produkt entwickeln: an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften können Studierende sich für eine Vertiefung entscheiden und ihr berufliches Profil schärfen.
Fabian Sgier und Johannes Meyer sind mit 29 respektive 25 Jahren jung, tragen aber beruflich schon grosse Verantwortung. Sgier arbeitet seit drei Jahren am Plantahof. Er hat vor 3 Jahren die Ausbildung zum Agrotechniker abgeschlossen und unterrichtet nun die Fächer Mechanisierung und Landtechnik in der Landwirtschaftlichen Grundbildung und an der Betriebsleiterschule. Zudem ist er Berater in den Bereichen Landtechnik, wo er beispielsweise Maschinenschätzungen durchführt.
Er berät auch im Pflanzenschutz, wo er diverse Aufträge der Fachstelle Pflanzenschutz durchführt. «Dazu zählen das Monitoring von Schädlingen oder Beratungen beim Bau von Befüll- und Waschplätzen für Pflanzenschutzspritzen» , erklärt Sgier. Letztes Jahr hat er zudem einen Arbeitskreis von Landwirtinnen und Landwirten im Bereich Energie gegründet und unterstützt diese in ihrem Projekt. Er hat an der HAFL nicht studiert, sondern bloss die didaktische Ausbildung gemacht.
Um an einer Berufsfachschule unterrichten zu können, wird gemäss Artikel 40 in der Berufsbildungsverordnung eine pädagogische Ausbildung verlangt. Diese Ausbildung kostet je nach Anbieter mehrere Tausend Franken. Die Absolventinnen und Absolventen des Minors «Unterricht und Beratung», kurz «UB-Minor», erfüllen diese Anforderung.
«Dieser Minor ist sehr attraktiv für Studierende, weil sie während ihrer Studienzeit und kostenlos zwei eidgenössisch anerkannte Lehrdiplome erhalten» , sagt Stefan Dubach, Dozent für Didaktik und Methodik und Verantwortlicher des Minors. Damit können die Studierenden später nebenberuflich Berufskunde unterrichten, zu einem Pensum von maximal 50%. Zudem hätten Studierende mit dem UB-Minor bei Bewerbungen einen entscheidenden Vorteil, weil sie neben den fachlichen bereits auch die berufspädagogischen Voraussetzungen mitbringen.
Der Minor umfasst sowohl Unterricht als auch Beratung. Grund dafür ist, dass sich das Grundlagenwissen stark überschneidet: «Zum einen ist der Aufwand für beide Richtungen nicht doppelt so gross, als wenn man nur eine Richtung wählen würde. Zum anderen wird an den meisten landwirtschaftlichen Bildungszentren das Doppelprofil als Beraterin und Lehrperson nachgefragt» , sagt Dubach. Das Eintauchen in die Lernpsychologie und die Grundsätze der Kommunikation stehen ebenso auf der Modullliste wie das Planen und Durchführen von Unterrichtseinheiten respektive der Aufbau von Beratungskompetenz.
Johannes Meyer hat an der Berufsschule in Münsingen im Praktikum die verschiedenen Arbeiten als Berufsfachschullehrer kennenglernt. Das kürzere Praktikum als Berater hat er am Plantahof absolviert. Beide Praktikas haben seine Entscheidung verstärkt, eine Stelle als Fachlehrer höhere Berufsbildung am Strickhof anzutreten. Der HAFL-Agronom unterrichtet in der Betriebs- und Meisterschule, in der Agrotechniker-Ausbildung und in der Grundbildung.
Er mag die breite Palette von Schülerinnen und Schülern: «Ich unterrichte die Lernenden in agrarwirtschaftlichen Fächern und unterstütze sie bei Arbeiten, wie zum Beispiel der Betriebsstudie. In der Grundbildung unterrichte ich das Fach Arbeitsumfeld.» Im Minor habe er seine Komptenz im Vortragen verbessert und gelernt, einen 45-minütigen Unterrichtsblock abwechslungsreich zu gestalten und pünktlich fertig zu sein.
Nebst obligatorischen Grundlagenfächern können Studierende der HAFL aus verschiedenen Wahlfächern auswählen und ihren Stundenplan füllen. Eine andere Möglichkeit ist, sich für ein Minorprogramm zu entscheiden, bei dem Wahlfächer eines entsprechenden Themenbereichs zusammengestellt werden. Das Prinzip ist ähnlich wie ein Nebenfach an einer Universität. Nebst dem Minor «Neue Technologien» gibt es die Minors «Klimawandel und nachhaltige Landnutzung», «Unterricht und Beratung» sowie «Entrepreneurship». Jeder erfolgreich abgeschlossene Minor wird mit einem entsprechenden Zertifikat ausgezeichnet.
Der Didaktik-Dozent Stefan Dubach weiss, dass die ersten zwei Berufsjahre in der Regel herausfordernd sind. Daher brauche es die Fähigkeit, die eigene Arbeit zu reflektieren und mit den eigenen Ressourcen gut umzugehen. Die beiden jungen Lehrer können das bestätigen: «Das Vorbereiten der Unterrichtslektionen beanspruchte am Anfang sehr viel Zeit, wobei ich den Zeitbedarf nicht gut abschätzen konnte. Zum Teil war ich noch spät am Abend oder am Wochenende am Vorbereiten» , sagt Fabian Sgier. Er habe das Einteilen der Ressourcen am ehesten in der praktischen Berufstätigkeit gelernt, während Johannes Meyer das Studium erwähnt: «Eigene Ressourcen einzuteilen ist eine wichtige Kompetenz, damit man sich nicht übernimmt. Die vielen Arbeiten im Minor parallel zu all den anderen Arbeiten während des gesamten Studiums haben mich bereits dazu gedrängt, die eigenen Ressourcen gut einzuteilen.» Und nicht zuletzt seien auch Rückmeldungen und Tipps der Arbeitskollegen stets wertvoll.
Der UB-Minor ist unter den HAFL-Studierenden zwar bekannt als «schreibaufwändiger» Minor, von vielen werden aber die praktischen Einblicke in den Berufsalltag geschätzt. Auch Sgier und Meyer sind sich einig, dass die Praktika das Lehrreichste am Minor sind. In Zweiergruppen unterrichten die Studierenden ausserdem zwei Lektionen in einer Primarklasse. «Aus diesem Erlebnis habe ich sehr viel mitnehmen können», erinnert sich Fabian Sgier. «Es ist wichtig zu wissen, dass der Unterricht nicht immer genau nach Plan laufen kann. Man sollte auch mal improvisieren können und nicht immer stur nach Plan unterrichten.»
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