Von hier kommen die Weihnachtsbäume auf dem Casinoplatz in Bern
Familie Grütter hegt und pflegt auf ihrem Hof im Emmental einige tausend Tannen, die an Weihnachten in den Berner Stu...
In den ganz alten Obstfachbüchern sucht man vergeblich nach der Sorte «Löhrpflaume». Erst zu Beginn der 1950er-Jahre tauchen die ersten schriftlichen Hinweise im Zusammenhang mit einer Brennerei im Berner Seeland auf. Hier beginnt die Geschichte der Löhrpflaume, einer der besten Brennpflaumen der Schweiz. Diese Auszeichnung verdankt die kleine Frucht ihren Eigenschaften, die alle Voraussetzungen für die Produktion eines erstklassiger Obstbrandes erfüllen.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begannen gewerbliche Brennereien verstärkt, sich mit der Qualität ihrer Destillate zu beschäftigen und einige Brennmeister begannen erstmals mit der Herstellung sortenreiner Brände zu experimentieren. Einer von ihnen war der Spirituosenhändler und Bitterspirituosenproduzent Ernst Luginbühl-Bögli. In Aarberg im Berner Seeland führte er das Restaurant Bahnhof und gründete dort 1920 auch eine Brennerei.
In einer Welt, in der die Menschen ständig nach neuen Geschmackserlebnissen suchen, führt uns die diesjährige LID-Sommerserie ins Reich der Nischenfrüchte und auf eine faszinierende Reise durch die unentdeckte Welt des ungewöhnlichen Obstes. Wir tauchen ein in eine verlockende Welt voller Farben, Aromen und Überraschungen, die jenseits der gewohnten Obstregale liegt.
Jede Episode widmet sich einer spezifischen Nischenfrucht oder Beere, von der viele Menschen noch nie gehört haben oder die nicht so leicht in den Ladenregalen zu finden ist. Unsere Reise führt uns zu speziellen Obstanlagen und zu passionierten Produzentinnen und Produzenten, die diese aussergewöhnlichen Köstlichkeiten hervorbringen.
Gegen Ende der 1940er-Jahre entdeckte Ernst Luginbühl-Bögli in der Umgebung des Dorfes Oltigen einen wild wachsenden Baum voller kleiner, süssen und schmackhaften Pflaumen. Er erntete sie, vergor sie und brannte die vergorene Maische in seiner Brennerei. Das gewonnene Destillat überzeugte dermassen, dass er eine Baumschule in Worben beauftragte, hochstämmige Bäume dieser neuen Sorte zu produzieren. Auf seinem Bauernhof auf der Löhr in der Berner Gemeinde Seedorf pflanzte er dann 600 Hochstämmer des eigentlichen Zufallsprodukts der Natur, das in der Folge als «Löhrpflaume» bekannt wurde. Das sortenrein gebrannte «Pflümliwasser» wurde ein grosser Erfolg, und die Löhrpflaume entwickelte sich zu einem begehrten Rohstoff für Brennereien im ganzen Land und die Sorte fand sogar ihren Weg nach Deutschland und Österreich. Je nach Region wird die Löhrpflaume heute auch als Zuckerpflümli oder Zuckerpflaume von der Löhr bezeichnet.
Heute ist die Brennerei in der vierten Generation und wird von Luginbühls Urenkel Oliver Matter und seiner Frau Nicole geführt. Und bis heute kultiviert die Brennerei siebzig Löhrpflaumenbäume und verarbeitet die Früchte zu einem Vieille-Prune-Likör und einem sortenreinen Obstbrand: «Die reifen Löhrpflaumen sind äusserst saftig, aromatisch und süss und machen ein kräftiges Destillat, das angenehm nach Mandeln respektive Marzipan und Zimt duftet», erklärt Oliver Matter.
Die Sorte überzeugte vor 70 Jahren unter anderem durch ihre hohe Ertragskraft. Mittlerweile gibt es zwar ertragreichere Sorten, trotzdem sei die Löhrpflaume bis heute wirtschaftlich, sagt Oliver Matter. «Sie ist relativ anspruchslos, robust und genügsam im Anbau und liefert nach wie vor einen guten Ertrag», erklärt er. Ausserdem gedeihen die Bäume auch in höheren Lagen, wachsen schnell und tragen frühzeitig und regelmässig Früchte. Da die Sorte früh blüht, wird die Löhrpflaume mit Ausnahme der Pflaumensägewespe kaum von anderen Schädlingen oder Krankheitserregern befallen. Der frühe Blust kann aber auch Nachteile haben: «Manchmal blühen die Bäume für die Bestäubung fast zu früh und auch Spätfröste können die Ernte mindern», erläutert Oliver Matter.
Und auch bei der Reife ist die Pflaume etwas eigenwillig: Die Löhrpflaume ist nämlich erst richtig reif, wenn sie von allein vom Baum fällt. Sie früher zu pflücken wäre für Geschmack und Zuckergehalt auch nicht förderlich, denn die Löhrpflaume reift nicht nach. «Wir breiten daher ein Vlies unter den Bäumen aus und warten, bis die Pflaumen reif von den Bäumen fallen – denn nur dann sind Aroma und Zucker optimal ausgebildet», erklärt Oliver Matter. So dauert es aber auch drei bis vier Wochen, bis alle Früchte am Boden liegen, da die Früchte bei Hochstammbäumen nicht gleichmässig reif werden und die Löhrpflaumen weiter innen im dichteren Laub entsprechend länger brauchen. «Während dieser Zeit müssen die Pflaumen jeden Tag aufgelesen und so rasch wie möglich verarbeitet werden», ergänzt Oliver Matter.
Die anspruchsvolle Ernte und die Einführung ertragreicherer Sorten haben in der jüngeren Vergangenheit allerdings zu einem Rückgang der Löhrpflaume geführt haben und gerade hochstämmige Löhrpflaumenanlagen sind deshalb selten geworden. Gerade in dieser Nische behauptet sich die «Königin der Pflaumen» aber bis heute – und ist mit der heutigen Seeländer Brennerei Matter-Luginbühl AG sowieso auf ewig verbunden.
Familie Grütter hegt und pflegt auf ihrem Hof im Emmental einige tausend Tannen, die an Weihnachten in den Berner Stu...
Die Schweizer Christbäume sind dieses Jahr von guter Qualität. Im Ausland sind die Probleme grösser: Bäume in grossen...
Das Culinarium Alpinum in Stans führt im November 2024 erstmals den internationalen Markt und Wettbewerb für Regional...