Jetzt müssen neue Sorten her
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Professionelle Kartoffelproduzenten in Paraguay kann man wohl an einer Hand abzählen. Das Südamerikanische Binnenland importiert grössere Mengen aus Argentinien, kleinere Mengen zum Selbstkonsum werden von Kleinbauern in Handarbeit angebaut. Diese profitieren von einem nationalen Programm der Kartoffelproduzenten, das die Kleinbauern mit Wissen und Saatgut unterstützt.
Marco Panciotto, gebürtiger Schweizer, will den Anbau auf seiner Farm in der Nähe von Concepción professionalisieren. Die staatliche Bürokratie stellt ihm dabei Hürden in den Weg, umso tatkräftiger wird er aber von seiner Familie unterstützt. Obwohl Panciotto Betriebsökonom HSG ist, hat die Landwirtschaft in seiner Familie eine lange Tradition.
Seine Eltern Elizabeth und Domenico hatten sich nämlich kennengelernt, als die Agronomin Elisabeth in Nepal ihre Doktorarbeit im Kartoffel-Anbau absolvierte und Domenico als Brückeningenieur tätig war.
Zurück in der Schweiz haben die beiden geheiratet und bald wurde Sohn Marco geboren. Im Laufe der Jahre hat sich die Familie entschieden, eine Farm in Paraguay zu kaufen: 4500 Hektaren, vorwiegend zur Rinderzucht.
Im Jahr 2012 haben sich Marco Panciotto und seine Frau entschieden, den Betrieb der Eltern zu übernehmen, die seit ein paar Jahren wieder in der Schweiz leben. Panciotto will sich diversifizieren und sieht im Anbau von Kartoffeln einen möglichen Betriebszweig. Er will zuerst drei bis fünf Jahre Erfahrungen sammeln und erst dann eine grössere Fläche anbauen.
Er ist bereits im zweiten Jahr seines Anbauversuches und baut zurzeit auf viermal 2,5 Hektaren Kartoffeln an. Von den vier Parzellen werden zwei bewässert, wobei eine Parzelle da liegt, wo schon letztes Jahr Kartoffeln gewachsen sind. Von den restlichen zwei unbewässerten Parzellen liegt eine ebenso auf einer Fläche, wo vorher schon Kartoffeln waren.
«Man sieht den Unterschied – nicht von ungefähr rät uns die Saatgutfirma, sieben Jahre Fruchtpause zu machen», sagt Panciotto. Er hofft, nach 5 Jahren auf derselben Parzelle wieder Kartoffeln säen zu können.
Weil es in Paraguay keine Saatgutfirma gibt, arbeitet Panciotto mit einem argentinischen Lieferanten. Das Saatgut zu kriegen, bereitete ihm allerdings Kopfschmerzen: «Um das Saatgut zu importieren, musste ich einen Antrag stellen», sagt er.
Mit viel Geduld hat er seine Anfrage immer wieder bei den Behörden eingereicht, bis es schlussendlich funktioniert hat und er die Genehmigung in den Händen hielt. Allerdings verzögerte sich der Prozess dermassen, dass er erst in der ersten Juliwoche säen konnte, obwohl der ideale Zeitpunkt schon im Mai gewesen wäre.
Als Panciotto im ersten Jahr endlich die Bewilligung fürs Saatgut in den Händen hielt, rief er sofort einen Verwandten an, der in der Schweiz über acht Jahre Erfahrung in der Kartoffelbranche hatte. Panciotto kaufte ihm ein Flugticket und ein paar Tage später stand Joel auf der Farm in Paraguay.
«Als Joel das Saatgut anschaute und dabei zufrieden nickte, fiel mir ein Stein vom Herzen», erinnert sich der Auswanderer an die Erleichterung: «Für uns ist gutes Saatgut die halbe Miete – wenn da schon Bakterien drin sind, wird es nachher im Acker schwierig.» Im Gegensatz zu den Argentiniern, die ihre Saatkartoffeln halbieren oder vierteln, verzichten Panciottos darauf. Auch aus dem Grund, so weniger Krankheiten einzuschleppen.
Joel konnte helfen, die Sämaschine richtig einzustellen, die Marco aus Italien importiert hatte. Als 18 Tage nach der Saat die ersten Sprossen an die Erdoberfläche gelangten, wurden die Reihen angehäuft. Mit einem weiteren Durchgang des Kartoffelhäuflers kann das Unkraut rein maschinell in Schach gehalten werden.
Bloss Insektizide müssten sie einsetzen auf der Farm: «Insbesondere, weil Mais und Soja in der Nähe den Schädlingsdruck hoch halten», sagt Marco Panciotto. Seine Mutter Elizabeth half beim Erstellen eines Plans. «Und die Fungizide halten wir bereit», sagt Panciotto, der schnell handeln muss, wenn viel Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit einen Pilzbefall begünstigen würden.
Regen fällt auf seiner Farm zwar durchschnittlich 1600 mm pro Jahr, aber dazwischen ist es heiss und mit dem Wind trocknet die Pflanze schnell aus. Daher hat sich Panciotto für einen Anbau mit Bewässerungssystem entschieden.
Ein Arbeiter öffnet am Morgen jeweils 32 Wasserhähne und der schwarze Schlauch verteilt in Abständen von 20 cm das Wasser direkt zu den Wurzeln. In Zukunft soll durch diese Tröpfchenbewässerung auch Dünger in flüssiger Form verteilt werden können, Stickstoff und Kalium.
Die bewässerte Fläche, wo vorher Sesam und als Zwischenfrucht Hafer wuchs, sieht prächtig aus. Marco scheint aber bei seiner Besichtigung nicht ganz zufrieden zu sein. «Letztes Jahr hatten wir 16 Tonnen pro Hektar, dieses Jahr erwarten wir etwas mehr – aber das Ziel wären schon 30-40 Tonnen pro Hektar», sagt er. Wenn die Kartoffeln in Zukunft so gut wachsen wie das mannshohe Gras auf seiner Farm, dann sieht es rosig aus.
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