Brown Swiss is coming home

Knapp 100 Jahre nachdem 1869 die ersten Schweizer Braunviehtiere nach Amerika exportiert wurden, startete der Verband den «Interzuchtversuch» mit Brown-Swiss-Samen aus den USA. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten und beeinflusst bis zum heutigen Tag nicht nur die Schweizer, sondern die weltweite Braunviehzucht.
Zuletzt aktualisiert am 22. Juli 2022
von Uli Schläpfer
4 Minuten Lesedauer
BVCH3683 Gaeste Aus Nigeria Im Kloster Frauenthal Hagendorn Cham September 1961

Schweizer Kuh mit internationalem Ruf

Folge 7/12. Dieses Jahr feiert Braunvieh Schweiz sein 125. Verbandsjubiläum. Eine gute Gelegenheit, in den Archiven zu stöbern und einen Blick in die Geschichtsbücher zu werfen. In den nächsten zwölf Monaten werden wir Beiträge jeder Dekade von der Gründung bis heute publizieren und einen Blick in die Zukunft werfen.

Wirtschaftliche Tiere sind immer gesucht. Züchter aller Rassen versuchten mit Einkreuzungen das Leistungspotential ihrer Kühe zu steigern. Doch die Versuche mit europäischen Tieren scheiterten oder führten nicht zu den gewünschten Resultaten.

Vermehrt richtete sich der Blick auf die Insel hinter dem «Grossen Teich». Kanada schien für die Freiberger und Simmentaler das Eldorado zu sein und in Deutschland starteten die ersten Versuche mit Brown Swiss aus den USA.

Entscheidungsdrang

Der Vorstand des Schweizer Braunviehzuchtverbandes nahm 1964 vorerst eine abwartende Haltung ein. Aber progressive Züchter drängten und so wurde 1966 eine Kommission bestellt, welche vorsorglich ein Versuchsprogramm für einen Interzuchtversuch mit Brown Swiss ausarbeiten sollte.

Schon im Jahr 1967 wurden je 100 Samendosen von 5 nachzuchtgeprüften und 5 ungeprüften BS-Stieren eingekauft. Die Reaktionen blieben nicht aus. Eine erste Resolution des Schwyzer Kantonalzuchtverbandes verlangte vom Vorstand, den BS-Versuch zu stoppen. Der Vorstand lehnte ab, aber Präsident Andrea Sciuchetti musste an der Delegiertenversammlung 1967 die Züchter beruhigen: «Unser Original Braunvieh besitzt ein beachtliches genetisches Niveau, so dass es ohne weiteres sämtlichen Forderungen, die inskünftig an die Viehwirtschaft gestellt werden, genügen kann.»

Auch Hans Urs Glättli, der 1965, nach der Pensionierung seines Vaters Fritz Glättli, als Verbandsdirektor gewählt worden war, besänftigte kurz darauf die Züchter: "Der Weg über eine konsequente Selektion führt sicherer zum Ziel, als die Einkreuzung mit Tieren anderer Selektionsrichtungen."

Viele OB-Stiere vs. BS-Zucht

Ende 50er bis Anfang 60er Jahre wurden mit durchschnittlich über 1300 Stück am meisten Stiere am Zuger Stierenmarkt aufgeführt. Rund zwei Drittel davon wurden gehandelt. Die meisten Stiere wurden in dieser Zeit immer noch mit der Bahn transportiert; teilweise kamen sie aber auch mit Auto und Anhänger nach Zug.

Die Tiere aus den BS-Kreuzungen konnten sich sehen lassen. Die genetische Differenz der Milchleistung betrug rund +700 kg. Die Tiere waren durchschnittlich 3 cm grösser und das Erstkalbealter lag um etwa 4 Monate tiefer. Auch die Euter- und Zitzenformen wurden wesentlich verbessert und es wurden leichtere Geburten festgestellt.

BVCH I 367970 BS Rinder Auf Dem Betrieb Dupasquier

Kleiner Rückblick zur Brown-Swiss-Entstehung

An den Ausstellungen in Paris (1856) und London (1862), die erstmals mit Schweizer Braunvieh bestückt waren, fanden die Tiere eine grosse Beachtung. Diese Ausstellungen wurden sicher auch von Amerikanern besucht, die eine anpassungsfähige und leistungsstarke Kuh suchten. Henry M. Clark aus Belmont, Massachusetts, richtete sich so auch 1869 an Gottlieb Bürgi, Arth, der sich als Aussteller einen ersten und dritten Rang geholt hatte.

Dieser erste Kauf umfasste einen Stier und sieben weibliche Tiere. Bis zur Jahrhundertwende wurden total 25 Stiere und 130 Kühe in die Staaten exportiert. Sie bildeten die Ausgangsbasis im Herdebuch der Brown Swiss Cattle Breeders' Association of America, dem 1880 gegründeten Amerikanischen Braunviehzuchtverband.

Weitere Eckpfeiler der 60er-Jahre

1963 wurde die Melkbarkeitsprüfung (erste Veröffentlichung 1964) und die Prüfung auf Eiweissgehalt der Milch eingeführt. 1964 beteiligte sich der Verband an der Expo 64 in Lausanne. In Luzern wurde im selben Jahr die Europakonferenz der Braunviehzüchter gegründet. 1965 wurde das Obligatorium der Typ- und Euterbeurteilung für Mütter von Herdebuchstieren eingeführt.