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Milchproduktion, bei der Kuh und Kalb zusammenbleiben
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Ursprünglich hatte Kim Girardet nicht vor, ihr Leben auf den Weiden Genfs zu verbringen. Nach ihrem Abschluss an der École Hôtelière de Lausanne im Jahr 2017 startete sie ihre Karriere als persönliche Assistentin, bevor sie eine Gelegenheit in Bali ergriff und dort im Hotelmanagement arbeitete. Doch 2020 brachte die Pandemie alles durcheinander. Sie kehrte in die Schweiz zurück und half auf dem Familienbetrieb in Collex-Bossy im Kanton Genf aus – damals noch in der Annahme, dass es nur vorübergehend sei.
Doch aus einer Zwischenlösung wurde eine klare Entscheidung für die Zukunft. «Ich habe mich gefragt, was mich wirklich motiviert, morgens aufzustehen», erzählt sie. Die Antwort lag direkt vor ihr – auf dem Hof, auf dem sie aufgewachsen ist, umgeben von Bisons. Sie entschied sich, eine landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren und erhielt ihr Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis innerhalb von zwei Jahren. Heute leitet sie eine der wenigen Bisonzuchten der Romandie.
Die Bisonzucht der Familie Girardet wurde 1990 von Kims Vater, Laurent Girardet, gegründet. Er war fasziniert von Nordamerika, seinen weiten Landschaften und der Tierwelt. In der Überzeugung, dass sich Bisons auch an die Genfer Weiden anpassen könnten, importierte er die ersten Tiere in die Schweiz. Damals hielten viele diese Idee für unrealistisch. Doch inzwischen hat sich die Nische etabliert: Rund zehn Züchter teilen sich den Markt, darunter drei mit vergleichbar grossen Herden wie die der Girardets.
Der Hof in Genf beherbergt zwischen 120 und 130 Bisons, darunter 45 Zuchtkühe. Diese imposanten Tiere behalten ihr wildes Wesen bei und lassen sich nicht einfach handhaben. «Man kann sie nicht wie Kühe an Menschen gewöhnen», erklärt Kim Girardet. Ihre Kraft und ihr Instinkt erfordern spezielles Wissen, insbesondere beim Absetzen der Jungtiere oder bei der Auswahl der Zuchttiere.
Bisons brauchen zudem viel Platz. Sie können nicht in engen Gehegen gehalten oder in Ställen eingesperrt werden, sondern bewegen sich am liebsten in Herden auf grossen Weiden. Da sie frisches Gras bevorzugen, wird das Land in Sektoren unterteilt, um eine nachhaltige Beweidung sicherzustellen. So bleibt der Boden fruchtbar, die Ausbreitung von Parasiten wird eingedämmt und die Weiden werden geschont.
Die Weideflächen der Familie Girardet bieten auch einen wertvollen Rückzugsort für die Natur. «Da unsere Weiden eingezäunt sind – mit hohen Barrieren, die Spaziergänger und Hunde nicht überwinden können – sind sie ungestört, was eine vielfältige Tierwelt anzieht», sagt Kim Girardet. So sind dort zahlreiche Vogelarten zu beobachten, darunter Reiher und sogar Störche. Zudem nutzen Vögel das saisonale Fellwechselhaar der Bisons als Nistmaterial.
Das Wohl der Tiere hat für die Familie Girardet oberste Priorität. Deshalb erfolgt die Schlachtung direkt auf dem Hof – was bei Bisonzucht auch eine Notwendigkeit ist. In einer Zeit, in der der Fleischkonsum zunehmend hinterfragt wird, setzt Kim Girardet auf einen nachhaltigen Ansatz und distanziert sich von Kontroversen. «Das Problem ist nicht das Fleisch an sich, sondern die Art der Produktion», betont sie. «Viele negative Vorstellungen über die Viehzucht stammen aus Videos in sozialen Netzwerken, die schockierende Zustände in riesigen Mastbetrieben zeigen – mit Tausenden von Tieren auf engstem Raum», erklärt sie und betont: «Solche Betriebe gibt es in der Schweiz nicht, diese Bilder stammen aus dem Ausland!»
Ausserdem hat Bisonfleisch, wie es in der Schweiz in extensiver Haltung auf natürlichen Weiden produziert wird, besonders gute Nährwerte. Es ist reich an Proteinen und Omega-3-Fettsäuren, dabei aber fettärmer als Rindfleisch und enthält weniger gesättigte Fettsäuren. Um diese Vorzüge bekannter zu machen, arbeitet Kim Girardet an einem Projekt zur ernährungswissenschaftlichen Aufwertung des Produkts. Dabei wird sie von «Star’Terre», einer Plattform zur Förderung innovativer Projekte in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion im Genferseegebiet, unterstützt.
Zudem plant sie, die Bisonzucht als Ganzes besser zu vermitteln – etwa durch ein Bildungsprogramm rund um den Hof und die Weiden. «Es gibt noch viel zu tun, aber alles Schritt für Schritt», sagt sie.
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