Agrarbericht: Positive Umweltentwicklungen und anhaltende Herausforderungen
Bei der Präsentation des diesjährigen Agrarberichts hob Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, ...
Im Rahmen des belgischen Ratsvorsitzes in der Europäischen Union organisierte der belgische Agrarjournalistenverband eine Exkursion mit Besuchen auf verschiedenen Bauernhöfen.
Halen, eine belgische Kleinstadt im Westen der Provinz Limburg, liegt zwischen Brüssel und Maastricht. Dort führt Mark Nickmans einen 27 Hektar grossen Obstbaubetrieb, dessen Hauptkultur die Birnensorte Conference ist.
Der Obstbauer absolvierte sein Gartenbaustudium in Gent, ehe er den elterlichen Hof übernahm. Seine Grosseltern führten einen gemischten Betrieb mit Viehzucht, Ackerbau und Schweinehaltung. Als Marks Eltern das Ruder übernahmen, entschieden sie sich, die Schweinezucht einzustellen und sich auf Milchwirtschaft und Ackerbau zu konzentrieren.
Im Jahr 1984 beschlossen sie den Einstieg als Birnenproduzenten zunächst auf einer Hektare. Der Ausbau erfolgte behutsam. Jahr für Jahr wurden weitere Reihen gepflanzt, bis schliesslich die Viehzucht eingestellt wurde. Mark Nickmans (55) übernahm den Betrieb und fokussierte sich ausschliesslich auf den Birnenanbau. Gemeinsam mit seinem Bruder Erik, dem fest angestellten Carlo Loozen und saisonalen Arbeitskräften aus Rumänien bewirtschaftet er den Hof. Selbst die Eltern sind nach wie vor am Sortierband tätig. Nickmans’ Tochter Marit wird im nächsten Jahr in das Unternehmen einsteigen.
In den vergangenen Jahren ist die betriebliche Infrastruktur mit der Ausdehnung des Anbaus kontinuierlich gewachsen: Kühlhäuser, eine Wasch- und Verpackungsstrasse sowie eine computergesteuerte Sortieranlage wurden errichtet. Zusätzlich schlossen sie in jüngster Zeit einen Bewirtschaftungsvertrag über 3,5 Hektaren ab. Die Zeichen stehen also auf Wachstum.
Der Betrieb erntet jährlich rund 1’350’000 Kilo Birnen, die alle von Hand gepflückt werden. Laut dem Birnenproduzenten gestaltet sich der Anbau von Äpfeln definitiv einfacher. Der Birnenanbau erfordert den passenden Standort, wobei Boden und Klima entscheidend sind. Optimal für Birnen sind sandige Lehmböden oder lehmige Sandböden, da sie eine gute Drainage bieten und gleichzeitig ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe speichern können. «Man muss etwa 50’000 kg/ha ernten. Liegt man darunter, lohnt sich die Produktion nicht», sagt Nickmans.
Zu Beginn war es eine immense Herausforderung. Die skeptischen Blicke der Nachbarn, die 40 ct/kg, die gerade einmal die Hälfte der Kosten deckten, waren nicht die einzigen Unwägbarkeiten. «Wir hielten durch und glaubten an unser Produkt».
«Aktuell erhalten wir 1,20 €/kg. Ein sehr gutes Jahr», sagt Nickmans. Zum Vergleich: 60 bis 70 ct ist der Durchschnittspreis auf zehn Jahre gesehen. «Wir profitieren einerseits von der miserablen Ernte in Italien in dieser Saison, andererseits werden wir für unsere gute Qualität belohnt».
Nickmans liefert seine Früchte an den Grosshändler Vergro, der die Vermarktung übernimmt. Vergro handelt jährlich mit 140’000 t Produkten, wovon 78’000 t Obst sind, und das in 25 verschiedenen Ländern. Mark Nickmans verpackt rund 1’200’000 kg Obst für das Handelsunternehmen.
Auf die Frage, warum er nicht auf Bio setzt, antwortet Mark Nickmans: «Was ist wichtiger? Bio oder der ökologische Fussabdruck?» Für ihn steht Letzteres im Vordergrund. Seine Vision: eine klimaneutrale Produktion. Alles ist darauf ausgerichtet:
Die Lagerung der Früchte umfasst Kapazitäten für 2’300’000 kg Birnen, aufgeteilt auf 21 Kühlhäuser. Davon sind 14 ULO-Zellen (Ultra Low Oxygen), eine Lagertechnik, bei der der Sauerstoffgehalt knapp über der für die Aufrechterhaltung der biologischen Reifeaktivität erforderlichen Mindestgrenze gehalten wird. Dadurch wird die Reifung der Früchte verlangsamt. Der Bau weiterer Lagerräume ist für dieses Jahr in der Planung.
Die Kühlhäuser nutzen die Energie von 790 Sonnenkollektoren. Die Wärme, die durch die Wärmerückgewinnung der Kühleinheiten entsteht, wird in einen Pufferspeicher geleitet, der zur Beheizung des Hauses verwendet wird. Das Kältemittel der Kühlhäuser wurde von dem klimaschädlichen Freon auf Ammoniak umgestellt. Die Nickmans haben die gesamte Beleuchtung auf LED umgestellt, was zu einer Einsparung der Energiekosten von über 50 % führte.
Um sparsam mit Wasser umzugehen, wurde auf 90 % der Anbauflächen eine Tröpfchenbewässerung installiert, was zu einer Wassereinsparung bis zu 40 % führt. Das gesamte Regenwasser der Dachflächen wird gesammelt und für Reinigungsarbeiten, Besprühen oder zum Sortieren der Früchte verwendet. Fahrzeuge wie Stapler und Autos sind batteriebetrieben.
Im vergangenen Jahr wurde Mark Nickmans als Finalist für den «De Klimaatkoploper» (Klimaführer)-Award des belgischen Bauernverbands, Boerenbond, nominiert. Sein Betrieb zählt nun zu den fünf Unternehmen, die für ihre besonders nachhaltige Produktion ausgezeichnet wurden. Untersuchungen des Boerenbond, basierend auf Studien der Universität KU Leuven und des Forschungsinstituts für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (ILVO), haben ergeben, dass der flämische Birnenanbau von Mark Nickmans klimaneutral ist. Die CO2-Emissionen, die durch die Maschinen auf dem Feld und die Kühlhäuser während der Lagerung verursacht werden, sind geringer als die Speicherung von Kohlenstoff im Holz und im Boden, so das Ergebnis der Untersuchungen.
Belgien, mit knapp 12 Millionen Einwohnern und einer Landesfläche von 30'500 km² (Schweiz: gut 41'000 km²), ist der Hauptexporteur von Birnen in Europa. Als Reexportland aufgrund der Häfen ist es entscheidend, die Export- und Importzahlen zu berücksichtigen. Im Jahr 2021 exportierte Belgien insgesamt 358’521 t weltweit, wovon 307’293 t in EU-27-Länder und 51’228 t in Drittländer gingen. Belgien importierte 37’079 t aus anderen Ländern. Die lokale Produktion belief sich auf 356’000 t.
In die Schweiz exportierte Belgien 2,6 Mio. kg Birnen. Allerdings sei die Zahl aufgrund von Exportbeschränkungen vergleichsweise niedrig, so Kris Jans, Manager Division Fruit der Handelsorganisation BelOrta.
Die Sorten
Altbewährte Sorten wie Williams Christ (1770), Conference (1894), Gute Luise (1778) und Abate Fetel (ursprünglich 1866 nach ihrem Entdecker Abbé Fétel benannt) haben einen festen Platz in den Obstregalen. Die Kulturgeschichte der Birne reicht weit zurück. Die Tafelbirne, auch Kulturbirne genannt, hat ihren Ursprung in Asien und verbreitete sich über den Balkan nach Griechenland, wo sie vor über 3.000 Jahren gezielt gezüchtet wurde. Europäische Züchter, vor allem aus Belgien, England und Frankreich, entwickelten und vermehrten im 18. und 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Birnensorten, die sich schnell in Zentraleuropa verbreiteten.
Bei der Präsentation des diesjährigen Agrarberichts hob Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, ...
Schweizer Hagel erwartet 2024 mit einer Schadensumme von 91,4 Millionen Franken und einer Schadenquote von 65 Prozent...
Der Bundesrat hat das Verordnungspaket 2024 verabschiedet. Es bringt unter anderem einen besseren finanziellen Schutz...