Schweizer Schaumweine: Qualität mit wachsendem Potential
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Mit einem neuen Projekt sollen die Weinbergpfirsiche wieder verbreitet den Weg in die Rebberge der hiesigen Winzerinnen und Winzer finden. Das vom Fonds Landschaft Schweiz unterstützte Projekt «Weinbergpfirsiche – alte neue Vielfalt für Schweizer Rebberge» will die Weinbergpfirsiche als Begleitkultur in Schweizer Rebbergen etablieren. In einer ersten Phase sollen bis Ende 2022 tausend Bäume des Roten Weinbergpfirsichs in Schweizer Rebbergen neu gepflanzt werden. Ein Ziel, das ziemlich sicher erreicht wird: Bis Ende August gingen im Rahmen dieses Projekts 1122 Baumbestellungen von über hundert Betrieben ein. Die Schweizer Weingüter, die bereits Rote Weinbergpfirsiche gepflanzt haben oder noch pflanzen werden, verteilen sich über fast über die ganze Schweiz – vom Kanton St. Gallen, über die Kantone Thurgau, Schaffhausen, Zürich, Basel-Landschaft, Aargau, Luzern, Bern, Neuenburg bis nach Genf.
Der Anbau von Weinbergpfirsichen in Rebbergen ist eigentlich nicht neu, wie der Name der Steinfrucht unschwer erahnen lässt. Pfirsiche wurden als Nutz- und Kulturpflanzen vor bereits rund 4000 Jahren in China kultiviert. Von dort aus verbreitete sich die Frucht westwärts und die Römer brachten sie schliesslich bis nach Süd- und Mitteleuropa. Durch menschliche Auslese entstanden dann kleinfruchtige Pfirsichsorten, die besonders gut an die Bedingungen im Rebberg angepasst waren und gut mit Reben harmonierten: «Weinbergpfirsiche sind ursprünglich durch Samen – also generativ – vermehrte Pfirsiche», erklärt Andi Schmid, Initiator des Projekts «Rote Weinbergpfirsiche – alte neue Vielfalt für Schweizer Rebberge» und Projektleiter des ProSpecieRara-Projekts «Sammlung Schweizer Weinbergpfirsiche».
In fast allen Weinbauregionen Europas wurden die Weinbergpfirsiche so vermehrt und in den Rebbergen angebaut, wo sie den Rebleuten unter anderem als Zwischenverpflegung dienten oder zu haltbaren Produkten weiterverarbeitet wurden. In der Schweiz hatten die Weinbergpfirsiche seit dem 16. Jahrhundert ihren festen Platz in den Rebbergen – Weinbergpfirsiche und Weinbau gehörten so sehr lange fast untrennbar zusammen, bevor die Pfirsiche durch die Intensivierung des Rebbaus aufgrund der ökonomischen Rationalisierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert fast überall aus den Weinbergen verschwanden.
Damit die Weinbergpfirsiche in der Schweiz nicht aussterben engagiert sich die Schweizer Stiftung ProSpecieRara bereits seit über zehn Jahren für die Erhaltung dieser Kulturen. 2014 und 2015 wurde in einer Baumschule im bernischen Unterlangenegg der erste ProSpecieRara-Pfirsichhain mit fast 50 verschiedenen Weinbergpfirsichsorten gepflanzt. Seit 2017 engagiert sich auch Andi Schmid im Rahmen der Sortensammlung an der Wiederbelebung von Weinbergpfirsichen in den Schweizer Rebbergen. Im Auftrag von ProSpecieRara betreut Andi Schmid das Projekt «Weinbergpfirsiche – Einführungssammlung und Beschreibung zur Auslese der wertvollsten Sorten der Schweiz», im Rahmen dessen die vielversprechendsten Sorten geprüft und beschrieben werden. Das Projekt ist Teil des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft des Bundesamts für Landwirtschaft.
Das Projekt wurde letztes Jahr verlängert und die Anzahl Sorten, welche in die Sammlung aufgenommen werden von 24 auf 50 erhöht. «Wir haben festgestellt, dass viel mehr Typen gibt als ursprünglich angenommen», erzählt Andi Schmid. Durch die traditionelle generative Vermehrung mit Samen ist bis heute eine grosse Vielfalt an Weinbergpfirsichsorten entstanden: «Es gibt gelb- rot- und weissfleischige Typen, früher oder später reifende, gesunde und krankheitsanfällige Typen und auch geschmacklich unterscheiden sie sich zum Teil deutlich voneinander», erklärt Andi Schmid weiter. Das ProSpecieRara-Projekt habe aber auch gezeigt, dass es viele einander sehr ähnlich Typen gebe, insbesondere bei den weissfleischigen Typen. Eine genaue Zahl an Schweizer Weinbergpfirsichsorten lasse sich darum nicht nennen, ProSpecieRara und er würden aber eben davon ausgehen, dass es in der Schweiz etwa 50 Typen gebe, die sich merklich voneinander unterscheiden würden und deshalb in der Sammlung auch beschrieben werden sollen.
Vieles spricht für die Pflanzung von Roten Weinbergpfirsichen im Rebberg – ohne Herausforderungen ist sie aber nicht. Die Weinbergpfirsichbäume müssen regelmässig geschnitten werden, weil sie sonst vergreisen. Dafür lässt sich die Baumform aber gut dem Standplatz anpassen. Daneben können sowohl die Kräuselkrankheit, Mehltau und Monilia wie auch Blattläuse Probleme machen. Im Rahmen des Sortensammlungsprojekts, arbeitet Andi Schmid daran, robuste Sorten ausfindig zu machen oder über Auslese und gezielte Kreuzungen neue widerstandsfähige Sorten zu züchten. Da es aber eine so grosse Vielfalt an Sorten mit ganz verschiedenen Eigenschaften gibt – beispielsweise was Reifezeitpunkte oder Krankheitsanfälligkeit angeht – und einschlägige Erfahrungswerte zu einem grossen Teil noch fehlen, bleibt für Winzerinnen und Winzer eine gewisse Unsicherheit bei der passenden Sortenwahl. Trotzdem kann Andi Schmid bereits Sortenempfehlungen machen und mit jedem zusätzlichen Jahr Forschung kommen mehr Erfahrungen hinzu.
Trotz gewissen Unsicherheitsfaktoren kann die Weinbergpfirsich den Rebberg aber in vielerlei Hinsicht attraktiver machen. Durch das Aufleben der zwar langen, heutzutage aber fast unbekannte Tradition der Kultivierung von Weinbergpfirsichen liesse sich für den Weinbau Positivschlagzeilen und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit generieren, erklärt Andi Schmid. Daneben eröffnete es Winzerinnen und Winzern neue Absatzmärkte: «Aus Weinbergpfirsichen lassen sich bei uns noch wenig bekannte Produkte wie Likör, Schnäpse oder Konfitüre herstellen, die das Weinportfolio ergänzen und den Schweizer Winzerinnen und Winzern neue Weinkunden bringen.» Mit den angestrebten tausend neuen Weinbergpfirsichbäumen sollen in den kommenden Jahren denn auch neue, in der Schweiz noch weitgehend unbekannte Pfirsichspezialitäten auf den Markt kommen.
«Die Pflanzung von Roten Weinbergpfirsichen innerhalb des Rebkatasters führt aber nicht nur zu Produktinnovationen, sondern fördert auch die Biodiversität und wertet das Landschaftsbild auf», sagt Andi Schmid. Da die Weinbergpfirsiche anders als Tafelpfirsiche nicht in Intensivobstanlagen heranreifen, sondern meist als Einzelbäume oder in kleinen Gruppen mitten in den Rebbergen, tragen sie zur Harmonisierung des Ökosystems bei und fördern damit die genetische wie auch biologische Vielfalt in Rebbergen.
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