Schweizer Landwirte arbeiten mit fortschrittlichen Technologien
Ein kameragesteuerter Hackroboter, ein selbstfahrender Motormäher oder ein elektrisches Unkrautvernichtungsgerät zeig...
Mit grossem Geschrei stürmen die zehn- und elfjährigen Mädchen und Buben in den zweistöckigen Stall im Innenhof des Verkehrshauses Luzern. Martin Bütikofer, Direktor des Verkehrshauses Luzern und Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Fenaco, haben soeben symbolträchtig das rote Band vor dem Tenn durchschnitten.
Sofort nehmen die Kids den Stall in Beschlag. Schliesslich haben sich die geladenen fünf Klassen mit dem Thema Landwirtschaft und Ernährung auseinandergesetzt. Sie haben über deren Zukunft diskutiert und aufmerksam den Eröffnungsreden im Filmtheater zugehört.
Ihre Klassensprecher haben sich gar an der Expertenrunde beteiligt. Manche ihrer Bemerkungen regten zum Schmunzeln an: Es sei schade, dass die Bauern wegen neuer Technologien und Automation nichts mehr zu tun hätten, meinte einer.
Nun wollen die Kids also endlich etwas erleben. Im Erdgeschoss sammeln sie sich beim Heukran. Sie dürfen ihn selbst steuern und platzieren die Fussbälle möglichst präzise am richtigen Ort. Im Obergeschoss stürzt sich eine Traube Jugendlicher auf die Steueranlage des Mikrogrids. Dabei stellen sie unter Beweis, dass sie die Energieverteilung im Griff haben.
Wieder andere durchstöbern landwirtschaftliche Berufswelten auf dem überdimensionalen Touch-Screen-Tisch, stecken ihren Kopf durch Holzfigurenaussparungen durch oder drehen an Informationsbarren und -tafeln. Eine Gruppe geniesst es einfach, mit den zahlreichen Tretfahrzeugen herumzuwuseln.
Das Verkehrshaus Luzern muss seinen Betrieb vor allem aus Eintritten bestreiten. Als zu 85 Prozent eigenfinanziertes Haus kann es seine Ausstellungswelt ohne Investitionen, Materialgaben sowie Kooperationen mit externen Partnern nicht erweitern oder erneuern. Gleichzeitig ist das Haus politisch neutral, lässt sich also weder politisch noch von Marketinginteressen seiner Partner vereinnahmen. Um stets am Puls der Gesellschaft zu sein und ein Spiegelbild von Mobilität und Technologie zu sein können, konzentriert sich Verkehrshaus Luzern auf eine erlebbare Geschichte, die auch in die Zukunft ausstrahlt.
Es ist nicht zu übersehen: Fenaco, die grösste Schweizer Agrargenossenschaft, hat sich in Zusammenarbeit mit dem Verkehrshaus Luzern und 20 weiteren Partnern mächtig ins Zeug gelegt und auch Geld in die Hand genommen. Der zweistöckige Stall ist über einen kurzen Zeitraum von sechs Wochen auf einer Fläche von 374 m2 errichtet worden. Das 112 m3 verbaute Holz ist ein Blickfang im zentralen Aussenbereich des Verkehrshauses Luzern. Diesen Eindruck kann auch das in direkter Nachbarschaft platzierte Düsenflugzeug nicht schmälern.
Der Stall funktioniert als überdimensionales Erlebnisschulzimmer für das breite Publikum und ist besonders auf Familien ausgelegt. Trotz grosszügiger Investitionen von Fenaco und Konsorten: Nur auf dem nagelneuen Traktor vor dem Gebäude steht ein Markenname. Weder sind Firmenlogos der Land- und Ernährungswirtschaft noch deren Branchenverbände sicht- oder spürbar.
Direktor Martin Bütikofer betont: «Wir sind ein Verkehrshaus, kein Museum - wir zeigen Geschichte, Gegenwart und Zukunft.» Er ist offensichtlich begeistert von der für zunächst für fünf Jahre im Verkehrshaus verbleibenden Ausstellung zur Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft.
Auch Martin Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Fenaco, zeigt sich stolz über das Erreichte. Wenngleich er zugeben muss, dass er, der als 14-jähriger die Traktorenprüfung absolviert hat, nicht mehr in der Lage wäre, einen heutigen Hightech-Traktor mit Bordcomputer und Joystick zu meistern.
«Die Besucherinnen und Besucher sollen sich ein Bild davon machen können, wie wichtig Technologie heutzutage in der Landwirtschaft ist und welchen Nutzen wir alle davon haben», sagt er. Und verweist auf Feldroboter, Pflanzenschutzdrohne und bedienbaren Kran sowie die vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten in der Ausstellung.
«Die Besucherinnen und Besucher sollen sich ein Bild davon machen können, wie wichtig Technologie heutzutage in der Landwirtschaft ist und welchen Nutzen wir alle davon haben»
Alles gehorcht alles einem ausgeklügelten didaktischen Konzept und bezieht die ganze Familie mit ein. So ist das Herzstück der Ausstellung dem Weg von Apfel, Weizen, Kartoffel und Rind gewidmet und folgt deren Verarbeitungsschritten vom Hof bis auf die Teller der Endverbraucherinnen und -verbraucher. Portioniert, anschaulich und möglichst erlebnisnah. Die einzelnen Tafeln sind mit haptischen Elementen angereichert.
An einer Wand dominieren verschiedene Bodenquerschnitte die hohen Panelen. Wer will, kann sich mit einem Joystick durch den Boden wühlen und erhält Informationen zu einzelnen Pflanzen und Tieren im Erdreich. Auch der Biodiversität ist eine Wand gewidmet. Deren Bedeutung ist am Beispiel einzelner Vogelarten erläutert – die Expertise der Schweizerischen Vogelwarte Sempach
Vertiefen können sich Besucherinnen und Besucher auch in anschaulichen Bildtafeln zu Vertical Farming und zur zellulären Landwirtschaft. Die Wand zu Food Waste hält zu einem bewussteren Umgang mit Ablaufdaten von Lebensmitteln an. Schülerinnen und Schüler können sich zudem über die verschiedenen Berufsbilder in der Land- und Ernährungswirtschaft informieren – sei es auf dem Landwirtschaftsbetrieb, in der Agrarforschung, in der Lebensmitteltechnologie oder in der Logistik.
Die Ausstellung ist vorerst auf fünf Jahre hinaus fest installiert. Wie es weiter geht, hängt von Interesse und Nutzung des Publikums ab.
Mit der Ausstellung hat sich die Fenaco ein situativ buchbares Wohnzimmer für eigene Anlässe geschaffen. Im Spätsommer - vom 1. bis 3. September werden das Verkehrshaus und die Fenaco zum zweiten Mal die Farming Days durchführen. Das detaillierte Programm wird im August bekannt.
Ohne die Fenaco, die dieses Jahr ihr 30-Jahre-Jubiläum feiert, wäre die Ausstellung «Von Heugabeln und Drohnen» nicht zustande gekommen. Im ebenso objektiven wie didaktisch auf Familien- und Schulbedürfnisse ausgerichteten interaktiven Ansatz folgt die Fenaco ganz den Vorgaben des Verkehrshauses. Mit «Von Heugabeln und Drohnen» gelingt es ihr und den einbezogenen 20 Partnern, der gesamten Schweizer Landwirtschaft ein Geschenk von allgemeinem Nutzen zu machen. Das Engagement fügt sich in die Gründung und Alimentierung mit 10 Millionen Franken zugunsten einer Stiftung ein, die dem Stadt-Land-Graben entgegenwirken soll.
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