Jetzt müssen neue Sorten her
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Nach langer Planung und Vorarbeit trafen auf dem Hof von Marlene und Bruno Schweizer in Brunnadern im Kanton St. Gallen vor einem guten Jahr 60 Trutenküken – und damit die designierten Elterntiere und der Grundstein für die erste Schweizer Bio-Trutenzucht – aus Grossbritannien ein. Die Vision von Schweizers: Als erster Zuchtbetrieb Trutenküken anzubieten, bei denen sowohl die Voraufzucht als auch die Elterntiere von einem Schweizer Biobetrieb stammen.
Mittlerweile sind die Truten erwachsen und Marlene und Bruno Schweizer haben auf ihrem Betrieb auch bereits die ersten Eier ausgebrütet und die ersten «echten» Schweizer Bio-Trutenküken dann an Mastbetriebe in der ganzen Schweiz verkauft. «Unsere Kunden sind über das Bern- und Baselbiet bis ins Bündnerland verstreut – wir hatten auch viele Nachfragen von konventionellen Bauern, das war eine erfreuliche Überraschung», erklärt Bruno Schweizer. Rund 1’600 Küken haben Schweizers so in ihrem ersten Jahr verkaufen können. Bereits eine beachtliche Zahl, die Bruno Schweizer allerdings relativieren muss: «Im ersten Jahr haben wir rund 800 Eier selbst ausgebrütet.» Da Schweizers aber viel mehr Bestellungen und so entsprechend zu wenig Eier hatten, mussten sie noch zusätzlich Truteneier und Eintagsküken importieren.
Die Gründe für die noch tiefe Zahl der selbst ausgebrüteten Eier sind vielschichtig und wohl auch noch nicht abschliessend geklärt. Einerseits kam der Fuchs zu Besuch und dezimierte Schweizers Herde von Trutenhennen. Auch vom Wetter her, war das erste Jahr nicht ideal: Truten mögen trockeneres Wetter und die Feuchtigkeit war wahrscheinlich nicht förderlich. Weiter funktionierte auch die Befruchtung der Eier im ersten Jahr noch nicht so gut – die Befruchtungsrate war eher schlecht. Dass die Befruchtung der Eier ein grosser Knackpunkt sein würde, hätten sie indes immer gewusst, meint Bruno Schweizer. Ein Fütterungsproblem habe die Situation dann noch verschärft: «Wir haben die Hähne am Anfang zusammen mit den Hennen gefüttert und so wurden die Hähne dann zu schwer, sodass die Begattung und in der Folge die Befruchtung nicht mehr gut funktioniert hat.» Nach einer Diät sei die Befruchtung dann besser geglückt.
Für ihr Geschäftsmodell haben Marlene und Bruno Schweizer das Idealziel von jährlich 3’000 eigens ausgebrüteten und aufgezogenen Küken formuliert. Davon sind sie also noch ein paar grosse Schritte entfernt. Allerdings gebe es so viel noch zu lernen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, sagt Marlene Schweizer. «Uns kann niemand mit Erfahrungen und Wissen aushelfen, da das Geschäftsmodell neu ist und wir schweizweit die einzigen sind», erklärt sie weiter. Selbst der Partnerbetrieb in Grossbritannien, von dem Schweizers die Küken respektive Elterntiere für ihre Trutenzucht haben, kann nur bedingt mit Rat aushelfen, da diese ihre Eier künstlich befruchten, Schweizers aber eben auf natürliche Fortpflanzung setzen. «Meistens sind es viele kleine Faktoren, die zusammenspielen müssen und da sind wir einfach noch am Erforschen, Tüfteln und Herumprobieren, bis es eben dann gut funktioniert und alles ideal zusammenspielt», meint Marlene Schweizer.
«Wir sind ja auch erst seit einem Jahr dran und daher sind unsere eigenen Erfahrungen noch begrenzt», ergänzt Bruno Schweizer. Trotzdem können Schweizers auch schon ein erstes positives Zwischenfazit aus ihrem ersten Jahr ziehen. So scheint sich die gewählte Trutenrasse zu bestätigen: Die Haltung funktioniere gut und mit der Tiergesundheit seien sie sehr zufrieden. «Natürlich könnten wir eine leichtere Rasse nehmen und dann wäre die Befruchtungsrate wohl besser, allerdings ist dann weniger Fleisch dran», meint Bruno Schweizer. Und irgendwo müssten die Truten eine gewisse Menge Fleisch ansetzen, damit wirtschaftlich gearbeitet werden könne. «Wir sind deshalb überzeugt, dass es mit der gewählten Rasse funktionieren sollte und dass wir eine anständige Befruchtungsrate sowie ein gutes Schlachtgewicht hinbekommen», äussert sich Bruno Schweizer zuversichtlich. «Wir sind nach wie vor sehr überzeugt von unserer Idee, das Potential und die Kundschaft sind vorhanden», bekräftigt auch Marlene Schweizer.
Für das weitere Vorgehen schrauben sie auch bereits an ein paar Sachen: Schweizers haben für die nächste Saison weitere Jungtiere importiert – diesmal auf die gleiche Anzahl Hennen aber mehr Hähne bestellt und hoffen damit, die Befruchtungsrate allenfalls so bereits etwas zu optimieren und zu verbessern. Und natürlich werden sie penibel auf das Gewicht der neuen Hähne schauen: «Wir wissen nämlich nicht, ob bei den ersten Hähnen die Befruchtungsrate allenfalls auch durch das anfängliche Übergewicht und die anschliessende Diät gelitten hat», erklärt Bruno Schweizer. Auch bei der Zusammensetzung der Herde könnten sie noch Tüfteln, meint Marlene Schweizer: «Wir ziehen in Betracht, dass wir einen Teil der Hähne zeitweise von der Herde trennen und nach einer Pause wieder hinzufügen.»
Wie alles startete, liest du in diesem Artikel.
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