Mit dem Velo durch den Gemüse-Hotspot: Der Gemüsepfad im Seeland

Sommerserie – Teil 1: Eine Fahrt entlang des Gemüsepfades im Berner und Freiburger Seeland bietet nicht nur frische Luft und Bewegung, sondern auch spannende Einblicke in die Welt des Gemüseanbaus. Begleite mich auf meiner Erkundungstour und erfahre, warum sich ein Ausflug hierher für Velofahrerinnen, Wanderer und Familien lohnt.
Zuletzt aktualisiert am 18. Juli 2024
von Jonas Ingold
3 Minuten Lesedauer
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Als ich mein E-Bike sattle, bereiten mir die dunklen Gewitterwolken, die irgendwo bei Kerzers zu sein scheinen, etwas Sorge. Ein Blick auf den Regenradar zeigt aber eine trockene Phase für mein Ziel, den Gemüsepfad im Berner und Freiburger Seeland. Gemäss App ziehen die Gewitter über dem Jura und südlich vorüber.

Also geht es los. Was den Gemüsepfad angeht, bin ich ein Quereinsteiger. Ausgangspunkte sind nämlich die Bahnhöfe Kerzers oder Ins. Ich habe aber vor, irgendwo bei Finsterhennen im Grossen Moos auf den Pfad zu gelangen und dann der Route Richtung Müntschemier und Ins zu folgen. Das ist ein grosser Pluspunkt des Gemüsepfades: Er lässt sich sehr individuell gestalten. Dank der zahlreichen Wege im Moos ist es kein Problem, Abkürzungen und Abstecher zu planen.

Eine lange und eine kurze Route

Signalisiert sind zwei Wege: der grüne mit 25 Kilometern und der rote mit 45 Kilometern Länge. Der Verband der Schweizer Gemüseproduzenten und die Gemüseproduzentenvereinigung Bern und Freiburg empfehlen allen, die den Weg zu Fuss absolvieren wollen, die grüne Route. Von Kerzers nach Müntschemier sind es 6 Kilometer, nach Ins 11 Kilometer. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, dass sich auch die rote Route für Fussgänger eignet. Ich habe sie vor einigen Jahren schon mal auf dem Teilstück Ins-Finsterhennen absolviert.

Nach einer 20-minütigen Fahrt – auf der ich noch wenig Gemüse, aber viel Mais, Getreide und Zuckerrüben sah – entdecke ich irgendwo südlich von Finsterhennen den ersten Wegweiser des Gemüsepfades und gleichzeitig eine Signalflagge, die mir bestätigt: Ich bin hier richtig. Und ziemlich allein auf den weiten Wegen; das Wetter hat wohl trotz Sommerferien-Zeit einige davon abgehalten, sich aufs Velo zu setzen.

Sommerserie: Lehr- und Erlebniswege in der Landwirtschaft

Dieses Jahr geht es in unserer Sommerserie darum, die Landwirtschaft zu Fuss oder per Velo vor Ort zu erleben. In unseren Beiträgen nehmen wir die Leserinnen und Leser mit auf Touren durch Bauernhöfe, Obstgärten, Gemüsefelder oder Reblandschaften. So können sie lernen, staunen, geniessen und natürlich nachwandern. Wir haben alle Artikel im Dossier zusammengefasst

60 Gemüsesorten und viele Stellen zur Rast

Auf dem Gemüsepfad sind die rund 60 Gemüsesorten, die im Seeland angebaut werden, auf dem Feld mit Tafeln beschrieben. Der eigentliche Gemüselehrpfad befindet sich dabei auf der Strecke zwischen Ins und Kerzers. Aber auch auf der restlichen Strecke informieren Tafeln darüber, was hier wächst.

Aber es geht hier nicht einfach um die Tafeln. Wer dem Weg entlangfährt, erhält einen spannenden Einblick in einen Schweizer Gemüse-Hotspot und entdeckt auch viele weitere Kulturen. Bauernhöfe, kleine bewaldete Abschnitte, Kanäle, Blühstreifen und Dörfer sorgen für eine abwechslungsreiche Fahrt und Landschaft. Nach rund 15 Minuten komme ich zu einem ersten eigens eingerichteten Rastplatz neben einem Bauernhof. Der schattige Platz würde bei höheren Temperaturen zum Picknick einladen, ich fahre aber weiter und widme mich den Feldern, auf denen ich Kohlrabi, Kabis, Wirz, Rüebli, Frühlingszwiebeln und gar Soja entdecke (was zwar kein Gemüse ist).

Die Pfeile zeigen den Weg – Abstecher ins Weingebiet liegt drin

Angst, mich zu verfahren, muss ich nicht haben. Bei jeder Abzweigung erwartet mich schon das rote Schild, das mir den richtigen Weg weist. Ich folge der roten Route, quere die Bahnstrecke zwischen Neuchâtel und Bern, während ich nicht mehr weit entfernt den Mont Vully sehe. Weinliebhaber könnten den Gemüsepfad also auch problemlos mit einer Degustation verbinden, beide Routen führen nämlich auch direkt bei Sugiez am Vully vorbei. Auch auf meinem Weg verlaufen die Routen jetzt parallel.

Die flachen Strecken und gut befahrbaren Wege würden dazu einladen, gleich die ganze Route zu absolvieren. Dafür fehlt mir jetzt leider die Zeit – etwas, das man auf dem Gemüsepfad mitbringen sollte – und ausserdem donnert es mittlerweile im Jura. Ich mache mich also auf den Rückweg durchs Grosse Moos und treffe nach rund 2 Stunden wieder trocken zu Hause ein.

Und für wen lohnt sich der Gemüsepfad?

  • Für alle, die mehr über die Schweizer Pflanzenproduktion erfahren wollen.
  • Für Velofahrer, die eine abwechslungsreiche, einfach zu fahrende Route suchen.
  • Für Familien, die gerne an einem schönen Ort ein Picknick einlegen wollen.
  • Für Wanderer und Hundespaziergänger, wenn es nicht zu heiss ist. Denn Schatten findet man auf den Feldwegen öfters nicht.

Eine Karte zum Weg und alle weiteren Informationen gibt es unter www.gemuese.ch/gemuesepfad. Beschildert ist der Weg von Mai bis Mitte Oktober. 

Mit Karlas Gemüsetrail auf Abenteuerreise

Seit Mai 2024 gibt es mit Karlas Gemüsetrail ein weiteres Gemüseabenteuer mit Start in Kerzers. Initiiert wurde der Trail von Passion Seeland bio:logique. Der Weg ist auf Familien ausgerichtet. Die Kinder können mit der Karotte Karla die Gemüsewelt auf dem Trail erkunden und Karla bei der Lösung eines Rätsels helfen. Der Weg ist 5 Kilometer lang, kinderwagentauglich und kann per Velo oder zu Fuss in Angriff genommen werden. Pro Smartphone und Gruppe kostet der Trail 20 Franken. Aufgepasst: Für den Trail ist ein geladenes Smartphone nötig. Alle Infos gibt es unter www.karladiekarotte.ch.

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