Die Pflanzen- und Pilzproduktion

Unter anderem die wechselhaften Wetterbedingungen, aber auch Schädlinge und Krankheiten sowie ökonomische Herausforderungen beeinflussten das Wachstum und die Erträge der verschiedenen Pflanzenbaukulturen.
Zuletzt aktualisiert am 23. Dezember 2023
von Renate Hodel und Jonas Ingold
2023 Salatfeld Seeland 4 Dca

Obst und Beeren: Zwischen Qualitätsfrüchten und Rückschlägen

Das Wetter spielte 2023 eine zentrale Rolle in der Obstproduktion. «Der kalte und nasse Frühling beeinträchtigte die Bestäubung der Blüten und Blütenknospen - im Sommer haben sich die Unwetter dann in der Ostschweiz und im Wallis negativ auf die Erntemengen ausgewirkt und die Hitzeperiode hat zusätzlich vor allem dem Steinobst stark zugesetzt», erklärt Chantale Meyer vom Schweizer Obstverband SOV.

Die Wetterbedingungen führten ausserdem zu Schwierigkeiten in der Bekämpfung von Krankheiten wie Schorfbildung beim Apfel. Aber auch die Wicklerentwicklung und die Kirschessigfliege habe die Produzentinnen und Produzenten vor grosse Herausforderungen gestellt. «Vor allem der Zwetschgenwickler hat massiven Schaden verursacht», so Chantale Meyer. Daneben haben neue invasive Schädlinge, wie der Japankäfer oder die Mittelmeerfliege, in der Branche für Unruhe gesorgt.

Beeren: Lichtblicke und Schattenseiten

Im Gegensatz zu anderen Obstsorten profitierten hingegen die Beeren von den Wetterverhältnissen. Chantale Meyer berichtet von einer leichten Steigerung der Beerenernte im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre, mit einer Gesamtmenge von rund 11’195 Tonnen.

«Die warmen und trockenen Wetterbedingungen Anfang Juni nahmen Einfluss auf die Beerensaison und liessen die Beeren sehr schnell und sehr früh reifen – so kam es beispielsweise bei den Erdbeeren im Juni während drei Wochen zu Rekordernten», ergänzt Meyer. Allerdings habe die fehlende Staffelung bei den Beeren zu negativen Preisentwicklungen geführt, was die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigte.

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Die Beerenproduktion profitierte von den warmen und trockenen Wetterbedingungen im Sommer. (rho)

Mostobst: Schwankende Erntemengen und gesteigerter Zuckergehalt

Während das Wetter sich negativ auf die Erntemengen beim Mostobsternte auswirkte, hatte es gleichzeitig einen positiven Einfluss auf den Zuckergehalt. «Die diesjährige Erntemenge liegt wetterbedingt bei den Mostäpfeln um 33 Prozent und bei den Mostbirnen um 37 Prozent unter den Vorjahresmengen», erklärt Chantale Meyer. Aufgrund der Unwetter im Wallis sei jedoch deutlich mehr Tafelkernobst in den Mostobstkanal geflossen als in anderen Jahren, sodass die kleine Mostobsternte etwas abgefedert werden konnte.

Die vielen Sonnenstunden im Juli und August wirkten sich positiv auf den Zuckergehalt der Früchte aus. «Dieser lag bei den Mostäpfeln mit 49,5° Oechsle im Durchschnitt der letzten fünf Jahre und bei den Mostbirnen mit 50,4° Oechsle leicht über dem Durchschnitt», so Meyer.

Resistenzmanagement und Pflanzenschutz

Ein weiteres grosses Thema war die Reduktion der verfügbaren Pflanzenschutzmittel. Chantale Meyer betont die Schwierigkeiten, die sich daraus für die Produzentinnen und Produzenten ergeben: «Wirksame Mittel wurden verboten, ohne wirkungsvolle Alternativen – die geringere Wirksamkeit und den dadurch vermehrt gleichen Mitteleinsatz erhöhen die Risiken einer Resistenz und machen eine gute Agrarpraxis schwieriger.»

Gleichzeitig verschärfe die Kombination des sich verändernden Klimas und dem Auftreten von Krankheiten und Schädlinge die Lage, erklärt Chantale Meyer weiter. «Die extremen Witterungen erhöhen die Komplexität und beeinflussen das Auftreten von Schädlingen und die Anzahl der notwendigen Interventionen», ergänzt sie. Die Risiken, dass der Schutz der Kulturen nicht gewährleistet sei, werde somit immer grösser.

Entwicklung des Anbaus und Preissituation

Trotz der Herausforderungen bleibe der Sektor dynamisch. Die Anzahl der Betriebe sei zwar leicht rückläufig, aber die Anbauflächen seien stabil bis leicht steigend. Zudem gebe es seit Jahren eine leichte Entwicklung Richtung Bio-Produktion und auch die IP-Suisse-Produktion habe vor allem im letzten Jahr im Bereich Kernobst etwas zulegen können.

Derweil seien die Preise für Kernobst für die Kernobstkampagne 2023/24 leicht besser als im Vorjahr, während bei den Beeren negative Preisentwicklungen zu verzeichnen seien. Abschliessend betont Chantale Meyer die Priorität Schweizer Äpfel bei den Abnehmern und die Notwendigkeit, sich frühzeitig über Kontingente oder die freie Phase zu beraten: «Wir werden uns im Frühling mit unseren Branchenpartnern darüber beraten.»

Weniger Gemüse geerntet

Die Gemüsegesamtmenge liegt seit Saisonbeginn unter dem Vorjahr. Der nasse Frühling zögerte den Start hinaus und der eher trockene und heisse Sommer förderte die Entwicklung weiter. «Trotzdem könne man nicht von einem aussergewöhnlichen Gemüsejahr sprechen, wie beispielsweise im Sommer 2021», erklärt Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten VSGP. Damals war es sehr nass und viele Salate konnten dadurch nicht geerntet werden.

Bei den zwei stärksten Lagergemüsen, Karotten und Zwiebeln, konnte weniger geerntet werden. «Bei den Zwiebeln sorgten die Sommerhitze gefolgt von starken Niederschlägen und der Herbstwärme nicht für ein optimales Wachstum und schwierige Einlagerungsbedingungen», so Markus Waber. Mengenmässig liegt die Ernte von rund 16’700 Tonnen bei nur zirka 10 Prozent über dem Niveau von 2021 beziehungsweise gut 15 Prozent unter einem normalen Jahr.

Bei den Karotten hätten die sehr nassen Monate Oktober und November für erschwerte Erntebedingungen gesorgt, sagt Markus Waber weiter. Teils konnten Felder gar nicht mehr geerntet werden. Aktuell ist eine definitive Prognose bei den Karotten schwierig, da zum Zeitpunkt der Lagererhebung noch Karotten auf den Feldern standen. Nach Produzentenschätzungen wird der Ertrag aber zirka 20 Prozent unter dem der Vorjahre liegen. Über alle Lagergemüse hinweg betrachtet liegt die Menge 16 Prozent unter den Erntemengen der letzten vier Jahre.

Hohe Kosten und gestrichene Pflanzenschutzmittel

«Die Herausforderungen im Gemüsebau sind und bleiben vielfältig», sagt Markus Waber und ergänzt: «Die Produktionskosten erhöhten sich, weil auch die Produktionsmittel wie Dünger, Strom, Gas oder Setzlinge teurer wurden.» Er betont zudem, dass im Bereich Pflanzenschutz Mittel gestrichen werden, für welche es teilweise keine wirksamen Alternativen gebe. Das erschwere den Anbau zusätzlich. Gewächshausproduzenten müssten präventive Massnahmen vornehmen, um sich vor dem Jordanvirus zu schützen. Zudem bleibt laut VSGP die Personalrekrutierung eine grosse Herausforderung.

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Schwarzwurzelernte auf einem Biobetrieb im Freiburger Seeland. Die Ernte wurde durch nasse Böden erschwert, hatte aber eine gute Qualität. (jin)

Erleichterungen für Gewächshäuser

Erfolge konnte die Branche auf politischer Ebene verbuchen. Die Motion 17.3918 «Gewächshäuser auf Fruchtfolgeflächen» von Nationalrat Heinz Siegenthaler wurde auch vom Ständerat angenommen. Somit wird der Bundesrat beauftragt, das Raumplanungsgesetz so anzupassen, dass Gewächshäuser zur Produktion von Nahrungsmitteln auf Fruchtfolgeflächen gebaut werden können, ohne diese kompensieren zu müssen.

Auch die Motion von Ständerat und VSGP-Präsident Werner Salzmann 22.3928 zur Phasenaktualisierung – hierbei geht es um das Importsystem –, welche im Ständerat einstimmig angenommen und im Nationalrat leicht angepasst wurde, sei ein Erfolg für die Gemüsebranche, betont Markus Waber. Seither hätten zwischen den Delegationen des VSGP und vom Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels SWISSCOFEL intensive Diskussionen stattgefunden, unter anderem auch unter Leitung des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW.

Interessant für die Konsumentinnen und Konsumenten: Seit dem 1. Juni gelten angepasste Qualitätsnormen von Gemüse, die dazu führen, dass Gemüse mit leichten optischen Mängeln, den Weg in die Läden findet. Dies eine Massnahme im Kampf gegen Food Waste und zur Entlastung der Gemüseproduzenten gerade bei extremen Wetterereignissen.

Turbulentes Wetter und trotzdem stabile Qualität beim Wein

Der Weinbau in der Schweiz erlebte im Jahr 2023 eine vielfältige und komplexe Saison, wie Jürg Bachofner, Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein BDW und Philippe Herminjard vom Schweizerischen Weinbauernverband SWBV, erklären.

Das Jahr sei geprägt gewesen von stabilen Wetterlagen, sagt Bachofner: «Die Schönwetterperiode im Juni hat sich positiv auf die Befruchtung der Blüten und den Traubenansatz ausgewirkt.» Die Herausforderungen seien mit dem nass-kühlen Juli gekommen, welcher das Rebenwachstum verlangsamte, aber keinen Schaden an den Pflanzen verursachte.

Katastrophales Tessiner Weinjahr – aber hochstehender Jahrgang

Nicht alle Regionen hatten allerdings gleich viel Wetterglück, ergänzt Philippe Herminjard. So habe das Tessin ein katastrophales Weinjahr erlebt. «Der Druck durch Pilzkrankheiten war enorm und auch der Hagel richtete grosse Schäden an», erläutert er. Dagegen hätten andere Schweizer Regionen wie das Drei-Seen-Land, die Deutschschweiz, Genf und das Wallis eine gute Saison gehabt.

Auch die Krankheiten seien grösstenteils kontrollierbar geblieben, betont Jürg Bachofner. «Der späte Einfall der Kirschessigfliege hat noch etwelchen Schaden verursacht und gewisse Parzellen wurden deswegen vorzeitig geerntet», erläutert er. Und im August sei aufgrund der extremen Temperaturen über 30 Grad und der Trockenheit auch erstmals das Phänomen von Sonnenbrand aufgetaucht.

Trotzdem verspreche der Jahrgang 2023 dank hohem Zuckergehalt ausserdem ein hochstehender zu werden, charakterisiert durch sortentypische Geschmacksprofile, die von ihrem jeweiligen Terroir geprägt seien, prognostiziert Jürg Bachofner.

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Die Schönwetterperiode im Juni hat sich positiv auf die Befruchtung der Blüten und den Traubenansatz ausgewirkt. (rho)

Marktsituation und Trends

Die Preise für Schweizer Weine bleiben allerdings ein Hindernis für Konsumentinnen und Konsumenten, ergänzt Philippe Herminjard. «Die Krise rund um das aktuelle Klima ermutigt die Konsumentinnen und Konsumenten, lokal zu konsumieren, aber diese Sorge wird bei weitem nicht von allen geteilt, denn die Preise für Schweizer Weine sind oft ein Hindernis für ebendiesen lokalen Konsum», erklärt er.

Und während die Zahl der Winzerinnen und Winzer, die sich für den biologischen und biodynamischen Anbau interessierten, stetig wachse, stagniere der Marktanteil für Biowein bei unter 20 Prozent, erklärt Herminjard: «Leider finden die Bemühungen am Markt keine Beachtung.»

Ein ähnliches Bild zeige sich beim Piwi-Weinbau. «Wie die Zahl der Winzerinnen und Winzer, die sich für den biologischen Anbau interessieren, steigt auch die Fläche, die mit ‹robusten› Rebsorten bepflanzt wird, stetig an – das Hindernis für ihre Ausbreitung ist der Markt, der sie kaum nachfragt und die Schwierigkeiten, Pflanzgut bei den Baumschulen zu finden, um die Flächen zu vergrössern», ergänzt er.

Herausforderung Fachkräftemangel

Sorgen bereitet der Branche nach wie vor auch die Situation auf dem Fachkräftemarkt: Sowohl Philippe Herminjard vom SWBV wie auch Jürg Bachofner vom BDW äussern sich besorgt über den Mangel an spezialisierten Arbeitskräften. «Es ist sehr schwierig, die nötigen Leute zu rekrutieren», sagt Jürg Bachofner und ergänzt: «Vor allem Önologen gibt es keine verfügbaren – daher ist es wichtig, eine Abwanderung der Arbeitskräfte mit attraktiven Anstellungsbedingungen zu verhindern.»

Und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche bremsten auch das Interesse der Jugendlichen an den Berufen rund um den Weinbau und den Wein, meint Philippe Herminjard. «In der Westschweiz ist es nicht ungewöhnlich, dass insbesondere französisches Personal eingestellt wird», erläutert er.

Wetter setzt Kartoffeln unter Druck

Die Kartoffelernte dieses Jahres zeichnete ein Bild der Herausforderungen: Trockenheit, Krankheiten und Schädlingsbefall. Und die Vorzeichen waren bereits früh erkennbar: «Die Ertragserhebungen Anfang September haben gezeigt, was sich nun bestätigt hat – die Erträge und Qualitäten lagen vielerorts auf tiefem Niveau», fasst Niklaus Ramseyer, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten VSKP, die Situation zusammen.

Wassermangel und Krankheitsdruck

Heute seien zirka 50 Prozent der Kartoffelfläche bewässert, erklärt Niklaus Ramseyer. «Die Möglichkeit zum Bewässern wird in Jahren, in denen die Niederschläge während den Sommermonaten ausbleiben, immer wie wichtiger – dementsprechend wird bei den Kartoffeln tendenziell immer wie mehr Fläche bewässert», ergänzt er.

Gerade das aktuelle Jahr zeige aber, dass die Bewässerung gerade bei extremer Hitze die Ertragseinbussen nicht immer kompensieren könne. Und mit einem Nettoertrag, der 30 bis 40 Prozent unter dem Durchschnitt liegt, seien grössere Importe dieses Jahr unausweichlich, um den inländischen Bedarf zu decken, so der VSKP-Geschäftsführer weiter.

Die Produzenten sahen sich aber nicht nur mit einem Ertragsdefizit wegen des Wetters konfrontiert, sondern auch mit Schädlingen und Krankheiten. «Der heisse und trockene Sommer begünstigte die Vermehrung des Kartoffelkäfers», erklärt Niklaus Ramseyer, der auch das Auftreten neuer Pilz- und Bakterienkrankheiten als besorgniserregend hervorhebt.

Und in dieser Saison war das Resistenzmanagement ein besonderes Problem: «Das reduzierte Wirkstoffportfolio birgt grosse Risiken für Resistenzbildungen», warnt er. Die Auswahl an verfügbaren Wirkstoffen schrumpfe und neue Mittel seien nicht in Sicht. Die Förderung alternativer Schutzmassnahmen und der Anbau resistenter Sorten gewinne darum an Bedeutung, betont Niklaus Ramseyer.

Mehr Importkartoffeln für die Verarbeitung

Die Kantone Bern, Freiburg und Waadt tragen mehr als die Hälfte zur schweizerischen Kartoffelproduktion bei und die Schweiz kann normalerweise bis zu 90 Prozent des eigenen Kartoffelbedarfs decken. Die geschätzten 30 bis 40 Prozent Mindererträge haben entsprechend auch weitreichendere Folgen, die sich auch in der Verarbeitungsindustrie widerspiegeln. Um den hiesigen Bedarf zu decken dürften die dafür nötigen Importe aber teurer zu stehen kommen als auch schon – auch die Nachbarländer sind nämlich von ähnlichen Problemen betroffen.

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Der diesjährige Nettoertrag bei den Kartoffeln liegt deutlich unter dem Durchschnitt. (unsplash)

Schweizer Zuckerrübenanbau mit Herausforderungen, aber auch mit Fortschritten

Der Start ins Rübenjahr 2023 glückte weniger gut als letztes Jahr. Aufgrund des nassen Frühlings verzögerte sich die Aussaat und zog sich in die Länge. «Anschliessend folgte eine Trockenheit, welche das Wachstum, wie auch schon die späte Saat, negativ beeinflusste», erklärt Luzi Schneider, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau.

Trotz dieser klimatischen Herausforderungen seien die Erträge durchschnittlich und relativ zufriedenstellend: «Die nasse Ernte hat den Zuckergehalt etwas verwässert, dennoch sind die Zuckererträge in Anbetracht der Tonnagen akzeptabel», erklärt Luzi Schneider weiter.

Aktuelle Herausforderungen im Pflanzenschutz

Auch die Schäden durch Blattkrankheiten und Schädlinge haben sich laut Luzi Schneider einigermassen in Grenzen gehalten. Bei den Blattkrankheiten habe es nur geringe Vorfälle gegeben, da viele Blätter frühzeitig zusammengebrochen seien und ein Befall erst spät erkannt worden sei. «Daher hat der Neuaustrieb das Bild sicher etwas verzerrt», ergänzt er.

Seit kurzem trat ausserdem der Rüsselkäfer in der Schweiz zum ersten Mal auf, allerdings seien die Schäden geringer ausgefallen als befürchtet, sagt Luzi Schneider: «Betroffen waren ungefähr 500 bis 1’000 Hektaren, wovon die Hälfte etwas stärker befallen war.» Meistens sei ein Schädlingsbefall auch stark an die klimatischen Bedingungen gekoppelt, ergänzt er. «Die Trockenheit begünstigt den Rübenrüssler stark – trotzdem dürfte das Hauptproblem in den betroffenen Regionen die Hitze gewesen sein», erklärt Luzi Schneider.

Entwicklung im Zuckerrübenanbau

Trotz dieser Herausforderungen hat sich der Zuckerrübenanbau in der Schweiz dieses Jahr leicht positiv entwickelt: «Im aktuellen Jahr sind es rund 3’900 Landwirtinnen und Landwirte, die Rüben auf rund 16’500 Hektaren bewirtschafteten», sagt Raphael Wild, Kommunikationsleiter der Schweizer Zucker AG. Die Anbaufläche sei damit 2023 etwas gestiegen und der Anbau von Zuckerrüben scheine sich zu erholen, bestätigt auch Luzi Schneider.

Auch die Bioflächen seien leicht steigend und das Ziel sei es, im nächsten Jahr die 300-Hektar-Schwelle zu erreichen. Bei den IP-Suisse-Zuckerrüben harze der Absatz allerdings etwas, weswegen die Fläche gedeckelt worden sei. «Die Nachfrage für mehr Fläche wäre von Seiten Landwirtinne und Landwirten aber vorhanden», erläutert Luzi Schneider.

Daneben macht die Forschung und Züchtung von neuen Sorten Fortschritte, was die Attraktivität weiter verbessert. Bei der Blattkrankheit Cercospora und dem von Zikaden verursachten Syndrome Basses Richesses gebe es kontinuierliche Fortschritte. «Und gegen die Viröse Vergilbung konnten wir für den Anbau 2024 erstmals eine Sorte auf den Markt bringen», so Luzi Schneider. Für die Zukunft dürfte Resilienz und Anpassungsfähigkeit auch weiter entscheidend sein.

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Die grossen Niederschläge im November und Dezember haben die Zuckerrübenkampagne vor grosse Herausforderungen gestellt. (lid)

Import, Swissness und Qualität der Ware

Obwohl die Zuckerrübenfläche dieses Jahr wieder zugenommen hat, haben die beiden Zuckerfabriken zu wenig Schweizer Zuckerrüben. Die Bemühungen, Neupflanzer zu gewinnen und treue Produzenten zu halten, laufen also weiter. Die fehlende Menge an Rüben werde derweil aus Deutschland importiert und im Werk in Frauenfeld verarbeitet, so Raphael Wild. So würden rund 300’000 Tonnen Rüben aus Deutschland eingeführt, was etwa 20 Prozent des Gesamtvolumens ausmache.

Während der diesjährigen Zuckerrübenkampagne führten intensive Niederschläge dazu, dass die Rüben viel Wasser aufgesogen hätten, erklärt Raphael Wild weiter: «Das erhöht zwar ihr Gewicht, senkt aber den Zuckergehalt», erläutert er. Generell seien die Zuckergehalte dieses Jahr tief, insbesondere in der Westschweiz, wo der Krankheitsdruck höher und die Sommer Trockenperiode ausgeprägter gewesen sei.

Angespannte Situation zum Schluss der Zuckerrübensaison

Und das Wetter führt nun auch zum Schluss der diesjährigen Zuckerrübenkampagne zu grossen Herausforderungen. Die intensiven Niederschläge der vergangenen Wochen verunmöglichten vielerorts die rechtzeitige Ernte, so die Schweizer Zucker AG und der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer SVZ. Landwirte, Lohnunternehmer und die Fabriken seien enorm gefordert. Wegen den nassen Böden könnten die letzten, ungefähr 15’000 Tonnen Rüben kaum noch vor Kampagnenende geerntet werden. Die dafür notwendigen Maschinen würden absinken und auch der Boden würde arg darunter leiden.

Die angespannte Situation betreffe aber nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte – auch die Lohnunternehmer und schliesslich auch die Fabrik seien von den Auswirkungen betroffen, teilen die die Schweizer Zucker AG und der SVZ gemeinsam mit. «Um Zeit zu gewinnen, drosseln wir jetzt schon die Leistung der Fabriken», so Guido Stäger, Geschäftsleiter der Schweizer Zucker AG.

Auch das zeitliche Hinauszögern des Kampagnenendes sei ein probates Mittel, um spät geerntete Rüben noch zu verarbeiten. Um Klarheit für alle Akteure zu schaffen, hätten sich die Verantwortlichen von Verband und Fabrik zusammengesetzt und Lösungen für verschiedene Szenarien vorbereitet. Für alle Varianten gelte: Sämtliche Rüben werden von den Fabriken übernommen. Daneben werde unter anderem auch über ein Entschädigungsmodell beraten, das den entstandenen Schaden der Landwirtinnen und Landwirte, aber auch die zusätzlichen Kosten seitens der Fabrik berücksichtige. Denn nach wie vor bleibe es das erklärte Ziel, die Anbaufläche bei Zuckerrüben auszudehnen und damit die Zukunft der gesamten Branche zu sichern. Und das gehe nur, wenn auch die Landwirtinnen und Landwirte Planungssicherheit und Vertrauen in die Kultur hätten.

Etwas weniger Brotgetreide

Beim Brotweizen liegt die Ernte gemäss der Branchenorganisation swiss granum mit 344’084 Tonnen um ungefähr 30’000 Tonnen tiefer als bei der guten Ernte 2022, aber deutlich höher als im wetterbedingt katastrophalen Jahr 2021.

Trotz der tieferen Ernte als im Vorjahr wurden Marktentlastungsmassnahmen ergriffen, um dem Markt zu stabilisieren. Dazu gehört ein «Um-Labeling» von IP-Suisse-Getreide zu Suisse-Garantie-Getreide sowie die Deklassierung von 9’390 Tonnen Brotweizen der Klasse II zu Futterweizen. Wetterbedingt verlief die Ernte 2023 schnell, bereits Ende Juli war sie fast abgeschlossen.

Beim Dinkel wird 2023 wird die höchste Ernte der letzten Jahre eingebracht, swiss granum geht von einer Ernte von 28’614 Tonnen aus. Damit wird die Rekordernte aus dem Vorjahr nochmals übertroffen. Wie bereits in den Jahren zuvor ist die Anbaufläche von Dinkel gestiegen.

Insgesamt liegt die Ernte des backfähigen Brotgetreides bei 383’537 Tonnen und damit um gut 30’000 Tonnen unter dem Vorjahreswert.

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Mehr Körnermais geerntet

Beim Futtergetreide gab es bei Gerste mit 158’550 Tonnen (-18’239 t), Hafer mit 3’743 Tonnen (-848 t) und Triticale mit 34’418 Tonnen (-6’859 t) einen teils klaren Rückgang im Vorjahresvergleich. Auch der Weizen zu Futterzwecken – darunter auch nicht backfähiger Brotweizen – nahm um 8’536 auf 51’865 Tonnen ab.

Anders beim Körnermais, wo die Erntemenge gemäss provisorischen Zahlen von 124’099 auf 153’950 Tonnen anstieg, was auch mit der grösseren Anbaufläche zusammenhängt. Insgesamt lag die Futtergetreideernte mit 404’297 Tonnen leicht unter dem Wert von 2022.

Ölsaaten: Rapsernte unter dem Zielwert

Die Rapsernte liegt laut swiss granum mit 82’291 Tonnen rund 10’000 Tonnen unter dem Vorjahreswert, dies bei einer leicht grösseren Anbaufläche. Die Zielmenge von 106’000 Tonnen wird damit nicht erreicht, was aber bereits vor der Saison absehbar war. Die Nachfrage nach Rapsöl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, dies auch weil Unternehmen Palm- mit Rapsöl ersetzt haben.

Wie die Anbaufläche ist bei den Sonnenblumen auch die Ernte gestiegen. Sie beträgt 19’878 Tonnen (provisorische Zahlen) und liegt damit um gut 5’000 Tonnen über dem Vorjahreswert. Weiter im Aufwind befindet sich die Sojaproduktion, die Erntemenge liegt bei 7’534 Tonnen (provisorische Zahlen) und beträgt damit rund 1’500 Tonnen mehr als 2021. Die gesamte Ölsaatenernte dürfte bei 110’435 Tonnen liegen.

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Wald: Rezession und Teuerung wirkten sich aus

Autor: Benno Schmid, WaldSchweiz

Rezession und Teuerung haben auch in der Schweiz Auswirkungen auf das Holzangebot und die Holzpreise. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die beiden vergangenen, aussergewöhnlich guten Jahre in Sachen Preisentwicklung allmählich zu Ende gehen und nun eine neue Phase beginnt. Grundsätzlich ist Bauen mit Holz in der Schweiz aber beliebt und die Bauwirtschaft läuft weiterhin gut. Stellenweise ist jedoch regional auf dem Holzmarkt ein leichter Abwärtstrend feststellbar, wie beispielsweise seit etwa August 2023 in der Ostschweiz. Dies zeigt, dass es in der Schweiz regionale Unterschiede gibt.

Vermehrter Import wegen Franken-Euro-Kurs

Wegen des für den Import günstigen Franken-Euro-Kurses importieren die Sägereien vermehrt Holz aus dem umliegenden Ausland. Nebst St. Gallen vermeldet auch der Kanton Graubünden ein Überangebot an Schnittholz bei den Sägereien, zu dem unter anderem die verheerenden Sommerstürme in Österreich und Südtirol beitrugen und bei denen grosse Mengen an Sturmholz anfielen. Im Herbst mussten deshalb die Schweizer Säger dem Druck nachgeben und die Rundholzpreise senken. Dank dem gut laufenden Inlandmarkt fiel die Senkung aber um einiges geringer aus als in den Nachbarländern.

Waldbesitzer sollen informiert sein

Da für viele Waldbesitzerinnen und -besitzer der Holzverkauf die einzige Einnahmequelle ist, sind sie auf aktuelle Informationen zum Marktgeschehen angewiesen, sowohl bezüglich der nachgefragten Sortimente als auch hinsichtlich der aktuellen Preise. Bis zur Auflösung der Holzmarktkommission (HMK) anfangs 2020 stellten deren Markteinschätzungen und Preisempfehlungen wichtige Entscheidungshilfen dar. Die Wettbewerbskommission hat dieses Vorgehen jedoch untersagt.

Im Jahr 2023 lief eine Vernehmlassung zur Parlamentarischen Initiative «Preisempfehlungen auch für Holz aus Schweizer Wäldern» von Ständerat Daniel Fässler, dem Präsidenten von WaldSchweiz. Zudem reichte Ständerat Fässler eine Motion «Wald: Rasche Anpassung an den Klimawandel ist dringend» ein, welche die zusätzlichen Mittel für die Waldpflege und die Sicherstellung der Waldleistungen, die das Parlament für die Periode 2020- 2024 gesprochen hatte, ab 2025 verlängern soll. Der Ständerat hat dieser Motion Ende 2023 deutlich zugestimmt.

Nach vier Jahren Unterbruch konnte die Forstmesse in Luzern im August 2023 wieder stattfinden. Insgesamt besuchten über 22’000 Wald- und Holzbegeisterte die internationale Forstmesse.

Forstwirtschaf Ji

Rund um die Pilze steht es gut 

Bislang hat sich die Entwicklung der Schweizer Pilze positiv gestaltet, jedoch ist der Absatz von Schweizer Champignons im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Champignonsimporte verzeichneten dafür einen Anstieg von 8,15 Prozent. Das Wachstum der Schweizer Edelpilze sei hingegen erfreulich, sagt Nicole Badertscher, Geschäftsführerin des Verbandes Schweizer Pilzproduzenten VSP.  

Die Konsumentinnen und Konsumenten betrachten Pilze vielmals immer noch als typisch herbstlich, obwohl sie das ganze Jahr verfügbar sind. Dieser «saisonale» Gedanke hatte auch Einfluss auf die Nachfrage nach Schweizer Pilzen zum Herbstbeginn. Durch die anhaltenden warmen Temperaturen verschob sich das Interesse der Verbraucher in kältere Monate.

«Pilze sind im Trend – rund um den Pilz lässt sich ein gesteigertes mediales Interesse feststellen, sei es durch neue Forschungen, Projekte und Startups oder Berichterstattungen über die positiven Inhaltsstoffe und Eigenschaften der Pilze und ihre Vielfältigkeit», so Nicole Badertscher. «Dies unterstützt den Konsum von Schweizer Kulturpilzen und es ist eine Chance und wichtig das Potenzial der Pilze zu nutzen», ergänzt sie.

Priorität und im Fokus des VSP stehen im neuen Jahr die Weiterentwicklung und Ausrichtung der Marke Champignons Suisses. Das positive Image und die Bekanntheit sowie die Nachfrage von Schweizer Pilzen sollen dadurch weiter gesteigert werden.

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