Während die Schweiz auf dem Butterberg sitzt, haben Deutschland und Österreich zu wenig Butter
Die Schweiz sitzt auf einem Butterberg so hoch wie die Dufourspitze – mit 4’634 m ü. M. der höchste Schweizer Berggip...
In Frienisberg, auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Richard und Nadia Maurer, hob der Schweizer Bauernverband SBV bei seiner Jahresmedienkonferenz die kritische finanzielle Situation der Schweizer Bauernbetriebe hervor und zeichnete eine sorgenvolle Bilanz über die wirtschaftliche Lage der Schweizer Bäuerinnen und Bauern für das Jahr 2024.
Markus Ritter, Präsident des SBV, sprach über die aktuelle Lage der Bauernbetriebe und betonte die extrem angespannte wirtschaftliche Situation und den weiteren Rückgang der bereits niedrigen Einkommen: «Die wirtschaftliche Lage der Bauernbetriebe ist äusserst angespannt und die bereits tiefen Einkommen sinken weiter.» Anne Challandes, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands, zitierte ergänzend dazu die von Agroscope veröffentlichten Einkommenszahlen von 2022: «Im Durchschnitt verdiente eine Familienarbeitskraft noch 56’100 Franken pro Jahr, was einem Minus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.» Besonders im Hügel- und Berggebiet erreichten 80 Prozent der Betriebe das Vergleichseinkommen nicht. Im Hügelgebiet sei der Verdienst pro Familienarbeitskraft um 10,4 Prozent gesunken und im Berggebiet liege der Jahresverdienst bei 40’100 Franken, was einem Rückgang von 6,8 Prozent entspreche. «Davon kann man nicht leben», betonte Anne Challandes und äusserte grosse Besorgnis über diese Entwicklung: «Denn wo kein Einkommen ist, fehlt nicht nur die ökonomische, sondern auch die soziale Nachhaltigkeit.»
In diesem Zusammenhang kritisierte Anne Challandes auch die geplanten Sparmassnahmen im Agrarbudget des Bundes und unterstrich, dass trotz steigender Anforderungen für den Erhalt von Direktzahlungen die Ausgaben für die Landwirtschaft seit Jahrzehnten gleich hoch geblieben sind. Die SBLV-Präsidentin erinnerte daran, dass Artikel 5 im Landwirtschaftsgesetz nachhaltigen und ökonomisch leistungsfähigen Betrieben ein vergleichbares Einkommen ermöglichen sollte. Sie forderte den Bundesrat auf, entsprechend zu handeln: «Der Bundesrat müsste also eigentlich von Gesetzes wegen mehr Geld für die Landwirtschaft bereitstellen.» Und auch Markus Ritter monierte die Diskrepanz zwischen steigenden Anforderungen für den Erhalt von Direktzahlungen und der Absicht, das Budget dafür zu senken. «Es passt nicht zusammen, wenn man die Bedingungen für den Erhalt von Direktzahlungen Jahr für Jahr erhöht und dann beim Budget die Entschädigung dafür, statt zu erhöhen, senken will», sagte er. Diese prekäre finanzielle Situation führe zu Frustration und demotiviere die Bäuerinnen und Bauern, sich in Bereichen wie Tierwohl, Klima oder Biodiversität weiter zu engagieren.
Auch Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands, unterstrich die Dringlichkeit der Situation. «Die Produktionskosten sind für die Bauernbetriebe im Schnitt nach wie vor um 14 Prozent höher als im Dezember 2020», erläuterte er. Dies sei vor allem auf gestiegene Anforderungen im Zusammenhang mit dem Absenkpfad Pflanzenschutz und Nährstoffe zurückzuführen, die speziell im Pflanzenbau zu Mindererträgen und Mehraufwänden führten, die auf keine Art entschädigt würden.
Tatsächlich führten die gestiegenen Anforderungen im Bereich Pflanzenschutz, Bodenerosion und Nährstoffeinsatz zu Mehraufwand und die Erträge auf seinem Hof hätten sich in den letzten Jahren um 20 bis 30 Prozent reduziert, schilderte Richard Maurer die Situation auf seinem Betrieb. Und die extensivere Bewirtschaftung führe zu tieferen Erträgen und schlechterer Qualität: «Ich habe beispielsweise die Produktion von Weizen und Zuckerrüben extensiviert und setze in diesen Kulturen heute nur noch ein Herbizid zur Unkrautvernichtung ein, verzichte auf Insektizide, Fungizide und dünge nur reduziert – gleichzeitig versuche ich mit der Prämie für die Labelproduktion in diesen Kulturen einen Mehrwert zu generieren», erklärt der Landwirt. Leider wiege diese Prämie den Verlust durch tiefere Erträge und schlechterer Qualität der Ware in den meisten Fällen nicht auf.
Ein weiterer wichtiger Punkt in den Ausführungen an der Jahresmedienkonferenz des SBV war die Diskrepanz zwischen den gestiegenen Lebensmittelkosten und den Produzentenpreisen. «Die Lebensmittelkosten sind zwischen Oktober 2021 und Oktober 2023 um 7,6 Prozent gestiegen, während sich die Produzentenpreise auf Stufe Landwirtschaft nur um 4,3 Prozent erhöhten», erklärte Martin Rufer. Auch Anne Challandes und Markus Ritter thematisierten die Schwierigkeiten auf dem Markt, insbesondere den mangelnden Absatz von nachhaltig, umwelt- und tierfreundlich produzierten landwirtschaftlichen Produkten. «Ohne fairen Erlös und angemessene Entschädigung für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, gibt es für uns Bauernbetriebe keine wirtschaftliche Perspektive», betonte Anne Challandes. Und Markus Ritter wies darauf hin, dass der Absatz von Lebensmitteln mit Mehrwert im Bereich Umwelt- oder Tierschutz besonders in Zeiten, in denen die Lebenshaltungskosten steigen, stocke: «In Zeiten, wo alles teurer wird, sparen die Schweizerinnen und Schweizer offenbar zuerst bei den Lebensmitteln», führte der SBV-Präsident aus. Er zeigte Verständnis für diese Haltung, betonte aber auch, dass diese Realität in den hohen Forderungen an die Landwirtschaft berücksichtigt werden müsse.
In dieser Hinsicht kritisierte auch Landwirt Richard Maurer die Preisbildung und mangelnde Anerkennung für umweltfreundliche Produkte im Markt. «Es ist schwer nachvollziehbar, wenn bei einer grossen Nachfrage die Verkaufspreise auf unserer Stufe nicht steigen, die Konsumentinnen und Konsumenten im Laden aber mehr bezahlen müssen», sagte er. Er wünscht sich von den Abnehmern und Vermarktern daher faire Produzentenpreise, die das Kostenumfeld berücksichtigen, und von der Politik Massnahmen und Förderungen, die eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft unterstützen.
Und genau dies sei ein zentrales Ziel des SBV: Für 2024 bessere Preise für landwirtschaftliche Produkte zu erzielen und dabei eine ganzheitliche Herangehensweise zu forcieren, erklärte Martin Rufer. «Es reicht nicht, nur an der Landwirtschaft rumzuschrauben – es braucht auch Abnehmer, die bereit sind, besonders nachhaltig produzierte Lebensmittel zu einem höheren Preis zu kaufen», so der SBV-Direktor. Er verwies auf die Agrarpolitik 2030 und die Notwendigkeit, dass alle Stufen der Wertschöpfungskette ihren Beitrag leisten müssen, um einen nachhaltigen Wandel zu ermöglichen.
«Zuerst werden wir nun aber anfangs Jahr mit allen Detailhändlern ein Gespräch führen und die Zahlen darlegen, wie sich die Kosten entwickelt haben bei den Produktionsmitteln – damit das für alle transparent ist», erläuterte Martin Rufer eine erste konkrete Vorgehensweise, um gegen die niedrigen Produzentenpreise vorzugehen. «Da können wir sehr gutes und fundiertes Zahlenmaterial zur Verfügung stellen und dann obliegt es den einzelnen Branchenorganisationen die entsprechenden Preisverhandlungen zu führen», ergänzt er. Bei den Verhandlungen der Richtpreise sässen primär die Mitgliedorganisationen am Verhandlungstisch, die vom SBV aber mit der nötigen Unterstützung gestützt werden sollen. Noch 2022 seien in den Preisverhandlungen Fortschritte erzielt worden, die jedoch 2023 nicht fortgesetzt werden konnten. Die anstehenden Verhandlungen sollen nun sicherstellen, dass die Landwirtschaft weiterhin profitabel Produkte produzieren kann. «Wir müssen wieder auf einen Weg kommen mit mehr Verlässlichkeit und einem offenen Blick auf die Marktrealitäten», ergänzte SBV-Präsident Markus Ritter und forderte für 2024 von den Handelspartnern bessere Produzentenpreise, damit die gestiegenen Ladenpreise angemessen in der Landwirtschaft ankommen.
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18. Februar 2025, 9-12 Uhr, Inforama Rütti, Zollikofen BE
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8. Mai, 13.30 bis 16.30 Uhr, Zelgli-Träff, Biezwil SO.
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