Auf den Spuren des Obstbaus: Der Obstlehrpfad in Steinmaur

Sommerserie – Teil 5: Ein Spaziergang entlang des Obstlehrpfads in Steinmaur führt durch eine Welt voller traditioneller Obstkultur und moderner Anbauformen.
Zuletzt aktualisiert am 14. August 2024
von Renate Hodel
4 Minuten Lesedauer
Agrotourismus Lehr Erlebniswege Landwirtschaft Obstlehrpfad Steinmaur Tafel 01 Rho

Der Ausflug beginnt am Bahnhof Steinmaur, der als Ausgangspunkt des Obstlehrpfads dient. Die gut ausgeschilderte Strecke verspricht eine informative Wanderung durch die Obstgärten der Gemeinde und so lädt der Obstlehrpfad ein, die Vielfalt des Obstbaus zu entdecken.

Tradition und Vielfalt des Obstbaus in Steinmaur

Steinmaur ist ein Ort mit einer tief verwurzelten Tradition im Obstbau. Bereits seit Jahrhunderten prägen Obstgärten das Landschaftsbild dieser Gemeinde im Zürcher Unterland. Der Obstlehrpfad, der im Herbst 2021 von FRUCTUS, der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, eingeweiht wurde, ist ein Zeugnis dieser langen Tradition. Auf einer Länge von rund 6 Kilometern führt er durch die Hochstamm- und Mostobstgärten der Region, vorbei an modernen Intensivobstanlagen und uralten Wildobsthecken. Jede Ecke dieses Pfads erzählt eine Geschichte von Generationen von Obstbauern, die ihr Wissen und ihre Leidenschaft für den Obstbau über Jahrhunderte hinweg weitergegeben haben.

Die Gemeinde Steinmaur ist ein idealer Standort für diesen Lehrpfad, da hier eine grosse Vielfalt an alten Obstsorten gedeiht. Besonders hervorzuheben ist der Wehntaler Hagapfel, eine lokale Apfelsorte, die 2015 zur Obstsorte des Jahres gekürt wurde. Diese besondere Sorte, die hier heimisch ist, symbolisiert die Vielfalt und den Reichtum der regionalen Obstkultur.

Sommerserie: Lehr- und Erlebniswege in der Landwirtschaft

Dieses Jahr geht es in unserer Sommerserie darum, die Landwirtschaft zu Fuss oder per Velo vor Ort zu erleben. In unseren Beiträgen nehmen wir die Leserinnen und Leser mit auf Touren durch Bauernhöfe, Obstgärten, Gemüsefelder oder Reblandschaften. So können sie lernen, staunen, geniessen und natürlich nachwandern. Die Artikel erscheinen von Mitte Juli bis Anfang September jeweils freitags im Mediendienst.

Ein lehrreicher Spaziergang

Entlang des Obstlehrpfades Steinmaur informieren zahlreiche Tafeln über die Vielfalt der verschiedenen Obstarten, Anbauformen und die Geschichte des Obstbaus in der Region. Jede Tafel ist nicht nur eine Quelle wertvollen Wissens, sondern auch eine kleine Herausforderung, denn sie enthält eine Quizfrage, die besonders bei Familien mit Kindern für zusätzlichen Spass sorgt.

Der Weg führt vorbei an Obstgärten, modernen Tafelobstanlagen mit Niederstammbäumen und Wildobst in Hecken. So entdeckt man auch abgedeckte und eingenetzte Kirschbäume, die eindrucksvoll zeigen, wie die Obstbäuerinnen und Obstbauern die empfindlichen Früchte vor den Launen der Natur und vor Schädlingen schützen. Ein weiterer Höhepunkt des Pfads ist der Beerihof, ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Hofladen, der zu einem gemütlichen Zwischenstopp einlädt. Hier kann man frische, regionale Produkte erwerben und den Geschmack der Region mit nach Hause nehmen.

Während der Wanderung erfährt man aber nicht nur Wissenswertes über die heutige Obstkultur, sondern taucht auch tief in die Geschichte des Obstbaus in Steinmaur ein. So fungiert der FRUCTUS-Pavillon in der Nähe des Bahnhofs als kleines Museum. Hier wird die Geschichte der Obstverarbeitung lebendig: Von einer alten Obstmühle bis hin zu einer historischen Obstpresse wird gezeigt, wie vor über 100 Jahren Früchte zu Saft und Most verarbeitet wurden. Die alten Geräte, die hier ausgestellt sind, lassen erahnen, mit wie viel Mühe und Hingabe die Obstverarbeitung in früheren Zeiten betrieben wurde. Ein Obstarten-Memory lädt Gross und Klein zum Spielen und Lernen ein.

Die Bedeutung der Bienen und moderne Herausforderungen

Neben der Vielfalt der Obstsorten und der historischen Bedeutung des Obstbaus beleuchtet der Lehrpfad auch die Bedeutung der Bienen und anderer Bestäuber für die Obstproduktion. Ohne diese fleissigen Helfer wären Obsternten undenkbar. Besonders im Frühling, wenn die Obstbäume in voller Blüte stehen, ist der Beitrag der Bienen unersetzlich. Die Bienen tragen nicht nur zur Fruchtbildung bei, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle für die Erhaltung der Biodiversität.

Zudem werden moderne Herausforderungen wie der Schutz der Ernte vor Hagel und Schädlingen thematisiert. Auch hier zeigt sich, wie traditionelle und moderne Anbaumethoden miteinander verbunden werden, um sowohl die Qualität als auch die Quantität der Ernte zu sichern.

Ein Beispiel dafür ist der Einsatz der bereits erwähnten Schutznetze, die über die Obstbäume aufgespannt werden, um die empfindlichen Früchte beispielsweise vor Hagel zu schützen. Diese Netze, die bei Bedarf aus- und wieder eingeholt werden können, sind ein Symbol für den Fortschritt im Obstbau, der es ermöglicht, traditionelle Anbaumethoden mit moderner Technik zu vereinen.

Vielfältiger Einblick in den Obstbau

Der Obstlehrpfad in Steinmaur ist nicht nur eine Lehrstunde in Sachen Obstbau, sondern auch ein herrlicher Ausflug in die Natur, der sich für alle Altersgruppen eignet. Ob man nun eine leidenschaftliche Obstliebhaberin oder Obstliebhaber ist, die Familie mit einem lehrreichen Spaziergang überraschen möchte oder einfach die Natur und die frische Luft geniessen will – dieser Lehrpfad bietet für jeden etwas.

Während der Wanderung laden der Beerihof oder die Wehntaler Mosterei E. Brunner AG zu einer Erfrischung ein.

 

Ein Ausflug zum Obstlehrpfad in Steinmaur lohnt sich für:

  • Obstliebhaberinnen und Obstliebhaber, die alte Sorten und moderne Anbaumethoden entdecken möchten.
  • Familien, die einen lehrreichen und unterhaltsamen Tag in der Natur verbringen wollen.
  • Wanderinnen und Wanderer, die die malerische Landschaft des Zürcher Unterlands erkunden möchten.
  • Geschichtsinteressierte, die mehr über die traditionsreiche Obstbaukultur in der Region erfahren möchten.

Weitere Informationen zum Obstlehrpfad gibt es auf der Website von FRUCTUS.