Die Zwiebel in der Krise
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Das Einjährige Berufkraut stellt in der Schweiz eine zunehmende Herausforderung dar. Diese invasive Pflanze breitet sich rasch aus und verursacht erhebliche Probleme für die Landwirtschaft, die Artenvielfalt und die Gesellschaft insgesamt.
Laut Daniel Fischer vom Cercle Exotique nimmt das Einjährige Berufkraut in der gesamten Schweiz stark zu, sogar in Höhenlagen über 800 Metern über Meer. Trotz einiger erfolgreicher Bekämpfungsmassnahmen in bestimmten Gemeinden, ist die Pflanze weiterhin weit verbreitet. Die Verbreitungskarte von InfoFlora suggerieren zwar eine Verringerung der Fundmeldungen, aber Daniel Fischer weist darauf hin, dass diese Daten keine flächendeckende Abbildung der tatsächlichen Verbreitung darstellen. «Die Daten von InfoFlora sind keine akkurate Abbildung der tatsächlichen Verbreitung, da die Erfassung nicht flächendeckend erfolgt – nur in Gemeinden, die seit Jahren eine konsequentes Bekämpfungsstrategie umsetzen, dürften sich die Bestände tatsächlich reduziert haben», erklärt er.
Die Bekämpfung des Einjährigen Berufkrauts ist besonders aufwendig und erfordert intensive Präventionsmassnahmen. Daniel Fischer erklärt, dass die Pflanze zwar noch weniger als 1 Prozent der potenziell möglichen Flächen besiedelt, jedoch ohne Gegenmassnahmen exponentiell zunehmen wird. «Ohne konsequente Bekämpfungsmassnahmen wird sich das Berufkraut wie die meisten invasiven Neobiota exponentiell ausbreiten, bevor eine Sättigung erreicht wird», warnt Daniel Fischer. Der langlebige Samenvorrat im Boden erschwert die nachhaltige Bekämpfung zusätzlich, da dieser über Jahre aktiv bleiben kann. Und die Verbreitung des Berufkrauts erfolgt oft über den Verkehr, wobei Samen durch Fahrtwind und Anhaften an Fahrzeugen transportiert werden.
Ein zentrales Problem bei der Bekämpfung des Einjährigen Berufkrauts ist dieser langlebige Samenvorrat im Boden. Daniel Fischer erläutert, dass es beim Einjährigen Berufkraut mehr als zehn Jahre dauern kann, bis eine Fläche vollständig neophytenfrei ist. «Eine Fläche ist erst dann neophytenfrei, wenn es auch keine Samen mehr im Boden hat», erklärt Daniel Fischer. Dies erfordert eine konsequente Verhinderung von Neuabsamungen, was etwa sechs Jätdurchgänge pro Jahr bedeutet. Eine einzige vergessene Pflanze kann die jahrelange Arbeit zunichtemachen: «Eine einzige Pflanze, die übersehen wird, facht das Problem wieder an», betont Daniel Fischer. Denn wenn man eine einzige Pflanze blühen und absamen lasse, habe es nachher an dieser Stelle 5’000 bis 10’000 neue Samen im Boden.
Die Bekämpfung des Einjährigen Berufkrauts ist aufwändig: Flächen müssen regelmässig und konsequent abgesucht und bei einem Vorkommen dann regelmässig gejätet werden. Dies muss jedoch konsequent und mehrmals pro Jahr durchgeführt werden, um eine erneute Aussaat zu verhindern. «Wenn bereits einige Pflanzen auf einer Fläche vorkommen, kann man versuchen, mit regelmässigem Jäten über mehrere Jahre den Samenvorrat abzubauen», rät Daniel Fischer. In stark befallenen Gebieten komme nur noch eine Sanierung in Frage, was radikalere Massnahmen bedeute, wie die Hitzebehandlung des Bodens oder der Abtrag der obersten Bodenschicht. «Beide Methoden sind allerdings teuer und zerstören die wertvollsten obersten Zentimeter des Bodens», erklärt er und betont: «Wehret den Anfängen – das gilt beim Berufkraut noch mehr als bei allen anderen invasiven Neophyten!»
2019 wurde der Cercle Exotique als Nachfolgeorganisation der Arbeitsgruppe Invasive Neobiota AGIN sowie der Plattform der kantonalen Neobiota-Fachleute eingesetzt. Der Cercle Exotique hat zum Ziel, die Kantone bei ihren Aufgaben gemäss Freisetzungsverordnung im Bereich invasiver Neobiota zu unterstützen. Im Vordergrund steht der Austausch zwischen den kantonalen Vollzugstellen sowie das Sicherstellen der Schnittstelle zur nationalen Steuerungsgruppe Invasive gebietsfremde Arten – so sind die Schwerpunkte des Cercle Exotique im Bereich des Neophytenmanagement unter anderem im Bereich der Bekämpfung sowie beim Monitoring, was eine enge Zusammenarbeit mit den Datenzentren des Bundes wie InfoFlora und InfoFauna voraussetzt, gesetzt.
Das Einjährige Berufkraut hat signifikante Auswirkungen auf die Biodiversität. Es verdrängt einheimische Pflanzenarten und schafft monokulturelle Bestände, die die lokale Flora und Fauna negativ beeinflussen. Diese Verdrängung einheimischer Arten führt zu einem Verlust an Biodiversität und kann das ökologische Gleichgewicht stören. Daniel Fischer erklärt, dass die Pflanze besonders auf biodiversitätsreichen Wiesenflächen grossen Schaden anrichtet, da sie konkurrenzstärker ist und die einheimischen Pflanzenarten überwuchert. «Der primäre Schaden ist, dass das Berufkraut fast alle einheimischen Wiesenarten verdrängt», erläutert er.
Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Verbreitung des Einjährigen Berufkrauts sind erheblich: Die Pflanze verdrängt einheimische Wiesenarten, insbesondere auf biodiversitätsreichen Flächen. «Während das Berufkraut für Vieh nicht giftig ist, wird es von Tieren nicht gefressen, was zu einem Verlust an nutzbarem Futter führt», erläutert Daniel Fischer. Die jährlichen Kosten für die Bekämpfung in einer Gemeinde mit 10 km² Fläche betragen laut Daniel Fischer etwa 10’000 Franken, bei stärkerem Befall können die Kosten sogar bis zu 500 Franken pro Are und Jahr betragen.
Daniel Fischer betont, dass Prävention der Schlüssel zur Bekämpfung des Einjährigen Berufkrauts ist. Die frühzeitige Erkennung und Entfernung einzelner Pflanzen ist entscheidend, um eine Ausbreitung zu verhindern. «Je konsequenter freie oder fast freie Flächen auf erste auftretende Pflanzen abgesucht und diese ausgerissen werden, umso erfolgversprechender», unterstreicht er. Gemeinden sowie Landwirtinnen und Landwirte sollten regelmässig ihre Flächen absuchen und bei ersten Anzeichen des Berufkrauts sofort handeln. Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung der Bevölkerung sind ebenfalls wichtige Massnahmen, um die Verbreitung der Pflanze einzudämmen.
Während das Berufkraut vielen Menschen bekannt ist, bleibt die Ausbreitung aber eine grosse Herausforderung. «Bei einigen Neophyten wie Ambrosia, Riesenbärenklau, Japanknöterich, Essigbaum oder Goldrute scheint sich die Situation stabilisiert zu haben und es ist ein Rückgang zu beobachten, wahrscheinlich durch den grossen Einsatz von gut sensibilisierten Unterhaltsdiensten von Gemeinden, Kantonen und dem Bund – ob das beim Berufkraut auch möglich ist, können wir heute noch nicht abschätzen», sagt Daniel Fischer. Weitere Massnahmen und eine verstärkte Sensibilisierung sind notwendig, um die Ausbreitung effektiv zu bekämpfen. So sind eine frühzeitige Erkennung und Bekämpfung der Schlüssel zum Erfolg.
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