UK: Vier Landesteile – vier Agrarpolitiken

In Grossbritannien bleibt nach dem Brexit praktisch kein Stein auf dem Anderen – wenigstens, was die Regulierung betrifft. Für die Agrarpolitik hat das viele Möglichkeiten für die Entwicklung besserer Gesetze geschaffen. Wie das funktioniert, zeigt Jonathan Baker im Agrarpolitik-Podcast.
Zuletzt aktualisiert am 18. Januar 2024
von Hansjürg Jäger
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Baker Quadrat

Zur Person

Jonathan Baker ist Deputy Director, Programme Policy, Engagement and Strategy in the Future Farming and Countryside Programme des Department for Environment, Food and Rural Affairs (DEFRA).

Als 2016 die Mehrheit der britischen Stimmbevölkerung dem Brexit-Referendum und damit dem Austritt aus der EU zustimmte, war vieles unklar. «Es dauerte etwa ein halbes Jahr, bis klar war, dass es nach dem Brexit eine neue, eigenständige britische Agrarpolitik braucht», erklärt Jonathan Baker im Agrarpolitik-Podcast. Wie Baker ausführt, schaffte der Brexit eine «grosse Chance». Denn statt die EU-Regulierung für die britischen Inseln anzupassen, konnte die Regierung eine eigenständige Politik entwickeln – nach eigenen Zielen und Vorstellungen.

Zwei Jahre Strategie, zehn Jahre Umsetzung

Der Strategieprozess – also die Klärung der Frage, wohin die Agrarpolitik steuern soll – dauerte rund zwei Jahre (von 2016 bis 2018). Heute, also noch einmal fünf Jahre später, «sind wir halb durch die Transformation», erklärt Jonathan Baker im Podcast. Selbstverständlich ist das nicht, denn in Grossbritannien hat jeder Landesteil der Union eine eigene Agrarpolitik. Schottland, Nordirland, Wales und England haben schon in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU jeweils Anpassungen vorgenommen – jedoch immer in sehr beschränktem Mass.

Nach dem Brexit haben sich die vier Landesteile unabhängiger entwickelt:

Und er sagt auch: «Es war etwas eine Überraschung zu sehen, dass wir vier sehr unterschiedliche Agrarpolitiken haben werden.»

Partnerschaftliche Zusammenarbeit schafft neue Rollen

Die grösste Herausforderung für die Landwirtinnen und Landwirte war die Anpassung an die neuen Zahlungen und die neue Regulierung. «Die Transformation ist anspruchsvoll», erklärt Jonathan Baker. Er stellt aber gleichzeitig fest, dass die Landwirte:innen gerne in neuen Programmen mitwirken, wenn die damit verbundenen Risiken gering sind. Da die Teilnahme an den Massnahmen freiwillig ist und die Regierung für die Erreichung ihrer Ziele auf die Mitarbeit der Landwirte angewiesen ist, schafft die Zusammenarbeit neue Rollen: die Verwaltung investiert viel in die Kommunikation und den Austausch und sucht nach Möglichkeiten, die Kooperation sowie die Prozesse zu verbessern. «Wir wollen ein System schaffen, in dem die Landwirte gerne mitwirken», so Baker.

Agrarpolitik – der Podcast

Agrarpolitik – der Podcast zeigt Entwicklungen, Lösungswege und Handlungsachsen der Agrarpolitik in der Schweiz. Moderiert werden die Sendungen von Andreas Wyss, die Produktion verantwortet Hansjürg Jäger. Der Podcast ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar und kann als Newsletter abonniert werden.

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