Anzahl Betriebe nimmt weiter ab
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«Der Bericht kommt zum richtigen Zeitpunkt», sagte BLW-Direktor Christian Hofer im Hinblick auf die Bauernproteste. «Er kann zu einer sachlichen Diskussion beitragen und macht eine differenzierte Aussage zum Einkommen der Bäuerinnen und Bauern», so Hofer, der betonte, dass die Anliegen der Landwirtinnen und Landwirte von Bundesseite sehr ernst genommen würden.
Der umfassende Einkommens-Bericht geht auf ein Postulat von Nationalrätin Christine Bulliard zurück. Er wurde vergangene Woche vom Bundesrat verabschiedet.
Gemäss der Zentralen Auswertung der Buchhaltungsdaten von Agroscope ist das landwirtschaftliche Einkommen zwischen 2015 und 2021 um durchschnittlich 32% auf 80'709 Franken gestiegen (für durchschnittlich 1,35 Familien-Jahresarbeitseinheiten). Allerdings sank es 2022 erstmals wieder. Christian Hofer führt das auf die Verteuerung der Produktionsmittel, die schlechte Lage im Schweinemarkt sowie auf die Zinswende zurück.
«Der Bericht kommt zum richtigen Zeitpunkt.»
Ein genauer Blick zeigt deutliche Unterschiede innerhalb der Landwirtschaft. So lag der der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst pro Stunde 2021 in der Talregion bei 23,01 Franken, in der Hügelregion bei nur noch 15,50 Franken und in der Bergregion noch tiefer bei 17,02 Franken. Das ist insbesondere auf die klimatischen und topgraphischen Unterschiede zurückzuführen. Besonders die Stundenlöhne der Landwirtinnen und Landwirte liegen wegen der langen Arbeitszeiten hinter jenen des zweiten und dritten Sektors zurück.
Eine weitere Differenz zeigt sich bei der Ausbildung. Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter mit einer höheren Ausbildung verdienen im Durchschnitt mehr. So lag der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft im Jahr 2021 bei Betriebsleitern ohne abgeschlossene Ausbildung bei 37'292 Franken, bei jenen mit abgeschlossener Berufsausbildung bei 54'625 Franken und bei jenen mit höherer Ausbildung wie einer höheren Fachprüfung oder einem Studium bei 74'935 Franken.
Dass die Unterschiede dermassen klar seien, habe überrascht, so BLW-Direktor Hofer. Ist das allenfalls darauf zurückzuführen, dass Personen mit höherer Ausbildung auch grössere Betriebe führen? Denn grössere Betriebe erzielen tendenziell auch ein höheres Einkommen. Das möge einen gewissen Effekt haben, es zeige sich aber, dass auch bei gleich grossen Betriebe jene Betriebsleiter mit höherer Ausbildung ein besseres Einkommen erzielten, erklärte Conrad Widmer vom BLW.
Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen ist in den letzten Jahren immer bedeutender geworden. Es machte 2021 durchschnittlich 31% des Gesamteinkommens der landwirtschaftlichen Haushalte aus. Dabei hat es in den Hügel- und Berggebieten eine grösser Bedeutung als im Talgebiet. Insgesamt verfügen 93% der landwirtschaftlichen Haushalte über eine oder mehrere zusätzliche Einkommensquellen. Zumindest ein Indiz dafür, dass sich mit der Landwirtschaft allein nicht genügend verdienen lässt.
Der Bericht schlägt Anpassungen beim Einkommensvergleich vor. Denn der Vergleich des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes mit den Löhnen im nichtlandwirtschaftlichen Sektor sei nur bedingt aussagekräftig, da Landwirtinnen und Landwirte wie generell die selbständig Erwerbenden ihr zu versteuerndes Einkommen beispielsweise optimieren könnten. Zudem würden Sonderregelungen zugunsten der Landwirtschaft nicht berücksichtigt. Es fehle ein Sozialmonitoring, das die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Haushalte mit der übrigen Bevölkerung vergleiche. Zudem sei der bisherige agrarpolitische Vergleichsmassstab für wirtschaftlich erfolgreiche Betriebe (Mittelwert des obersten Viertels des Arbeitsverdienstes) statistisch nicht haltbar, da eine Verzerrung nach oben vorliege. Vorgeschlagen wird deshalb:
Ebenfalls untersucht hat der Bericht, wie die Löhne über die Wertschöpfungskette aussehen. Die Mediane lagen 2020 über dem Median des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede. So lag der Median des landwirtschaftlichen Arbeitsverdienstes in der Talregion über dem Median der Berufe in der Wertschöpfungskette – mit Ausnahme der Landmaschinenmechaniker und der Veterinäre, die mit 95'964 Franken klar obenaus schwingen. Bei den Tierärzten ist aber der Vergleich dementsprechend erschwert, als dass auch Kleintierärzte mit einbezogen wurden, da die Statistik keine Unterscheidung zulässt. Zudem beschränkt sich die Statistik auf angestellte Veterinäre und klammert die Selbständigen aus.
Wenig überraschend zeigt sich bei den Auswirkungen der agrarpolitischen Massnahmen, dass der Grenzschutz primär Betriebe in der Talregion begünstigt, während in der Berg- und Hügelregion die Betriebe stärker von den Direktzahlungen und den Strukturverbesserungsmassnahmen profitieren.
Und was kann getan werden, damit die landwirtschaftlichen Einkommen sich verbessern? Hier unterscheidet der Bericht zwischen Massnahmen auf Betriebs- und auf Bundesebene. Betriebe könnten laut Bericht durch gemeinsamen Einkauf und gemeinsame Vermarktung, Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, einer Optimierung der Kostenstruktur sowie einer Diversifizierung das Einkommen erhöhen.
Der Bund seinerseits könnte durch subsidiäre Unterstützung der Verbesserung der Wettbewerbsposition der Landwirtschaft, durch weniger komplexe agrarpolitische Massnahmen, mit der Schaffung von guten Rahmenbedingungen für Innovationen oder einer Verbesserung der Flächenmobilität zu einem höheren Einkommen beitragen. Zudem wäre es auch denkbar, die Ausbildungsanforderungen als Voraussetzung für Direktzahlungen zu erhöhen.
Die Erkenntnisse des Berichts sollen in die Agrarpolitik 30+ einfliessen.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband kritisiert den fehlenden Mut bei den Schlussfolgerungen und Verbesserungsmöglichkeiten des Einkommens im Bericht. Der direkteste und wirksamste Weg zu einem besseren Einkommen sei zweifellos der über eine bessere Bezahlung auf den Märkten, so der SBLV. «Man hätte vom Bundesrat erwarten können, dass er den Mut hat und die Gelegenheit nutzt, Empfehlungen auszusprechen und in diesem Punkt klare Linien zu ziehen», heisst es.
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