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Die Entwicklung der Landwirtschaft in der Schweiz hat im Laufe der Jahrhunderte eine spannende Reise durchgemacht. Von der Dreifelderwirtschaft mit wenigen Tieren, über die Integration von Wiederkäuern, um Kreisläufe zu schliessen und die Effizienz zu steigern, bis hin zur breiteren Einführung von Schweinen für die Nutzung von Nebenprodukten wie Schotte.
«Im Jahr 1860 mag die Landwirtschaft noch nicht modern gewesen sein, aber es war zweifellos eine Zeit einer modellhaften Landwirtschaft», erklärte Peter Spring, stv. Direktor der BFH-HAFL, am diesjährigen Agrarpolitik-Forum an der HAFL in Zollikofen, bei dem es um die Zukunft der Nutztierhaltung ging.
Später kamen immer mehr billige Getreideimporte, die einen Wandel weg vom Ackerbau und Druck auf die Getreideproduktion mit sich brachten. Die Balance habe sich in Richtung der Tierhaltung geneigt, so Spring. Diese Entwicklung prägte die Landwirtschaft wesentlich.
Produktion auf Konsum ausgerichtet
Die Produktion von Fleisch sei mittlerweile sehr stark auf die Konsumnachfrage ausgerichtet, was u.a. dazu führte, dass Geflügel einen steigenden Anteil der Produktion einnimmt. «Diese Entwicklung führte uns zu der heutigen Situation, in der wir mit unserem Konsumverhalten nicht dort sind, wo wir sein sollten», so Peter Spring. Es seien Veränderungen im Gange, jedoch kämen diese in kleinen Schritten.
Massive Effizienzsteigerungen
Spring ging zudem auf die grossen Entwicklungen in den letzten Jahren ein. So sei die Effizienzsteigerung bei den Monogastern (Tiere mit einem Magen, also z.B. Schweine und Hühner), beeindruckend. Im menschlichen Konsum würde jedoch ein erheblicher Anteil des Proteins nicht gegessen. «Viele Nebenprodukte werden heute nicht gut valorisiert», so Peter Spring. Besonders freut sich Spring über den Rückgang des Antibiotika-Einsatzes: «Es freut mich, dass wir in dem Bereich mal nicht die Prügelknaben sind und die öffentliche Diskussion damit massiv verändert werden konnte.»
«Bei Wiederkäuern kann die Schweiz das Potenzial maximieren»
Bei den Wiederkäuern habe die Landwirtschaft die Möglichkeit, das Potenzial in der Schweiz zu maximieren. «Wir sind dazu einem globalen Ernährungssystem verpflichtet», sagte Peter Spring. Teils konkurriere die Kraftfutterproduktion die direkte Produktion für menschliche Ernährung. Die Frage, die sich deshalb stelle, sei, wie wir Gras effizient nutzen können, um hochwertige Produkte zu erzeugen? «Wir sollten und müssen das Gras verwerten. Am effizientesten dafür ist die Milchproduktion», so Spring.
Spring stellte zudem eine Berechnung vor, die zeigt, dass die aktuelle Anzahl der Wiederkäuer für eine effiziente Nutzung des Raufutters stimmt. Es bräuchte in diesem Bereich also keine Reduktion, so Spring. Auch das produzierte Rindfleisch und die Milch würden mengenmässig im selben Rahmen wie bisher liegen. Fütterte man Schweine aber nur noch mit Nebenprodukten, bedeutete diese einen Bestandesrückgang auf noch ein Drittel der Tiere.
![Berggebiet Graubuenden Ji](https://cms.lid.ch/media/lmlnwqse/berggebiet_graubuenden_ji.jpg?width=16&height=12&format=webp)
Die Fleischproduktion soll hohe Wertschätzung geniessen
Die Fleischproduktion solle in der Gesellschaft, bei den Konsumenten, in der Verarbeitung, im Handel, in der Gastronomie und bei den Bauern eine hohe Wertschätzung und Anerkennung finden, erklärte Heinrich Bucher, Direktor der Branchenorganisation Proviande.
Die Nutztierhaltung, sowohl für Milch- als auch Fleischproduktion, sei entscheidend für das landwirtschaftliche Einkommen und die Wertschöpfung in den vor- und nachgelagerten Bereichen.
«Fleisch ist kein Klimakiller»
Die aktuellen strategischen Handlungsfelder von Proviande umfassen Umweltaspekte, Gesundheit und Wohlbefinden und Tierwohl. «Fleisch mit Genuss essen, nicht im Übermass, tut uns gut und ist ebenso gut für unsere Gesundheit», so Bucher.
Die Konsumentinnen und Konsumenten sollten sich von der Vorstellung verabschieden, dass Fleisch ein Klimakiller sei. Methan sei ein kurzlebiges Klimagas. Solange die Bestände nicht erhöht würden, befinde sich die Schweizer Fleischwirtschaft in einem ausgeglichenen Kreislauf.
Proviande will international führend sein
Das heisse aber nicht, dass Proviande nichts weiterentwickeln wolle, erklärte Bucher. Die Organisation habe sich bezüglich Nachhaltigkeit klare Ziele gesetzt: So soll die Schweiz in punkto Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette Fleisch international führend sein – ökologisch, ökonomisch und sozial und die Produktionssysteme in der Fleischproduktion sollen bezüglich Ökologie und Ökonomie optimiert sein, dies unter Beibehaltung der Wertschöpfung in der Schweiz. Zudem soll die Wertschöpfungskette Fleisch einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastung leisten.
«Fleischwirtschaft ist Teil der Lösung»
Um die Ziele zu erreichen, ergreife Proviande diverse Massnahme, unterstütze und lanciere Studien und Projekte. Allgemein werde aber noch zu wenig gesehen, dass enorme Fortschritte gemacht worden seien, so Bucher. Deshalb sei die Kommunikation diesbezüglich sehr wichtig. Für Bucher ist klar: «Die Schweizer Fleischwirtschaft ist Teil der Lösung.»
Standortgerechte Rindviehhaltung
Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), betonte, dass die Schweizer Kühe im internationalen Vergleich sehr standortgerecht gehalten würden. Dennoch werde mehr als die Hälfte der Ackerfläche für die tierische Produktion verwendet, was die Ernährungssicherheit schwäche.
Hohe Bedeutung für ländlichen Raum
Auch Hofer betonte, dass die Nutztierhaltung ökonomisch eine grosse Rolle spiele, fürs Einkommen und die Ernährungssicherheit wichtig sei. «Sie trägt auch zur Ökologie bei, zum Beispiel zur Vielfalt in den Alpen», so Hofer. Zudem dürfe die Bedeutung der Tierhaltung für die dezentrale Besiedlung der Schweiz nicht vergessen werden.
Tierhaltung habe einen hohen Stellenwert, betonte Hofer. Das zeigt sich auch in den Zahlen: Rund 29% des Budgets des landwirtschaftlichen Zahlungsrahmens sind direkt mit der Tierhaltung verknüpft (z.B. Tierwohlprogramme wie RAUS). Weitere 22% sind indirekt damit verknüpft (z.B. Basisbeitrag für Dauergrünland). Hinzu kommen zusätzliche Beiträge an Futterflächen, die aber nicht daran gebunden sind, dass der Betrieb selbst Tiere hält. Dies sind weitere 27% des Budgets.
Klar ist für Hofer: Die Transformation in Richtung eines nachhaltigen Ernährungssystems ist nur möglich, wenn alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette am gleichen Strick ziehen.
Infografik zu den Nutztierbeständen
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