Geschlossene Kreisläufe und schwierige Antworten

Wann ist der Selbstversorgungsgrad genug hoch? Die Antwort darauf ist politisch und nicht einfach. Das zeigt die Diskussion von Kilian Baumann und Manuel Strupler im Agrarpolitik-Podcast.
Zuletzt aktualisiert am 10. April 2024
von Hansjürg Jäger
2 Minuten Lesedauer

Die Nationalräte Kilian Baumann (Grüne, BE) und Manuel Strupler (SVP, TG) stehen politisch auf unterschiedlichen Positionen. Im Agrarpolitik-Podcast sind sie sich aber darin einig, dass es schwierig ist, den Selbstversorgungsgrad richtig festzulegen, das Lebensmittel prinzipiell zu wenig geschätzt werden, dass Food Waste überall reduziert werden soll und dass es richtig ist, Kreisläufe zu schliessen.

Unvollständige Kennzahl

Im Gespräch wird ausserdem deutlich, dass der Selbstversorgungsgrad als Kennzahl für die Versorgungssicherheit der Schweiz nicht ausreicht – allerdings auch nicht weggelassen werden kann. Die Vorleistungen und die Abhängigkeit von Importen müsste ebenfalls berücksichtigt werden; dazu zählen nicht nur Lebensmittel, sondern auch Dünger, Pflanzenschutzmittel, Diesel und weitere.

Anspruchsvolle Ausgangslage

«Meiner Meinung nach vermittelt der Selbstversorgungsgrad in der Bevölkerung ein falsches Bild und trägt zur Aufrechterhaltung eines Mythos bei», sagt Kilian Baumann. «Die Schweiz ist, bei unserem aktuellen Lebensstandard, auf Importe angewiesen. Eine Veränderung würde konsequenten Kulturlandschutz und eine Anpassung der Ernährung erfordern», unterstreicht er.

Letzteres löst bei Manuel Strupler Unbehagen aus. Er möchte nicht, dass ihm der Staat vorgibt, was er essen darf und was nicht und appelliert an die Selbstverantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten. Es ist auch Manuel Strupler, der auf die sicherheitspolitische Bedeutung der Versorgung hinweist: «Überall auf der Welt, wo Nahrungsmittelknappheit herrscht, brechen Kriege aus, das wollen wir nicht.»

Agrotechniker:innen übernehmen Podcast-Staffel

Die elfte Staffel Agrarpolitik – der Podcast widmet sich der Versorgung der Schweiz. Die Coronaviruspandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns vor Augen geführt, wie leicht internationale Warenströme gestört und die Versorgungssicherheit beeinflusst werden können. Mit den Ereignissen wird eine politische Debatte wieder aufgenommen – nämlich die Frage nach dem «idealen» Selbstversorgungsgrad der Schweiz. In der elften Staffel haben angehende Agrotechniker:innen HF im Rahmen ihrer Projektarbeit die Produktion übernommen: Silvana Roffler, Michelle Wüthrich und Pascal Ott. Die drei haben das Thema festgelegt, Gesprächspartner:innen gefunden und interviewt.

Sorge zur Landwirtschaft tragen

Wie hoch dabei genug hoch ist, das lässt sich auch im Agrarpolitik-Podcast schwer festmachen; klar ist für Baumann und Strupler, dass der landwirtschaftlichen Produktion in der Schweiz Sorge getragen werden muss, damit sie ihre Aufgaben wahrnehmen und ihren Beitrag zur Versorgung der Schweiz leisten kann.

Baumann Strupler
Kilian Baumann und Manuel Strupler diskutieren im Agrarpolitik-Podcast über den Selbstversorgungsgrad der Schweiz. (zvg)