SwissSkills: Berufsstolz zeigen

Im September 2022 finden in Bern die nationalen Berufsmeisterschaften «SwissSkills» statt. Mit dabei auch verschiedene Berufe des Berufsfelds Landwirtschaft. Die Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner haben die erste heisse Phase bereits hinter sich.
Zuletzt aktualisiert am 19. August 2022
von Renate Hodel
4 Minuten Lesedauer
Swissskills 2022 Pfluegen Rho

Über 1000 junge Berufsleute werden im September im Rahmen der Berufsmeisterschaften «SwissSkills» in Bern den rund 120’000 erwarteten Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die Vielfalt der Schweizer Berufsbildung gewähren. Vom 7. bis am 11. September werden auf dem Messe- und Ausstellungsgelände Bernexpo rund 150 Lehrberufe präsentiert – in 85 dieser Berufe finden dann auch Schweizer Meisterschaften statt.

Gemüsegärtner starten die SwissSkills

Weil die Gemüsegärtner nicht alle Disziplinen in Bern austragen können, fand ein erster Teilwettkampf bereits diese Woche auf dem Gemüsebaubetrieb Gutknecht und bei Swissradies in Ried bei Kerzers sowie auf einem Betrieb in Finsterhennen statt. «Wir hätten natürlich gerne den ganzen Wettkampf in Bern durchgeführt, aber dafür hätten wir die Grosse Allmend umpflügen und für Monate besetzen müssen», schmunzelt Markus Waber, der stellvertretende Direktor des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten. Bereits in der aktuellen Form nehme der Verband aber grosse Anstrengungen auf sich, um den jungen Berufsleuten die Chance zu bieten, sich zu präsentieren. «Wir haben eine Kandidatin und acht Kandidaten, die sich wettkampfmässig messen», sagt Markus Waber und fügt an, «mit lediglich neun Kandidaten ist der Aufwand schon enorm – aber es ist eben wichtig.»

Und obwohl nicht alle Disziplinen in Bern stattfinden, würden die Besucherinnen und Besucher auch an den eigentlichen «SwissSkills» dann noch etwas vom Beruf mitkriegen: «In Bern haben wir dann einfach ‹feinere› Sachen wie von Hand Nüssli pflanzen, pikieren, Krautstielsamen in Pressschalen setzen oder auch einen Staplerfahrparcours», erklärt Markus Waber.

Die SwissSkills

Die «SwissSkills» auf dem Messegelände der Bernexpo sind ein Grossanlass von beeindruckender Dimension: In den vergangenen Jahren wurden sie gar zu einer der grössten Berufsshow der Welt.
Das einzigartige Format der zentralen «SwissSkills» ermöglicht es dem Publikum und besonders Jugendlichen im Berufsorientierungsprozess, den besten jungen Berufsleuten des Landes bei der Arbeit über die Schultern zu blicken und damit die unterschiedlichsten Lehrberufe 1:1 zu erleben. Zudem bieten die über 60 beteiligten Berufsverbände dem Publikum attraktive Möglichkeiten, um die Berufe vor Ort gleich selbst auszuprobieren.

Mit den «SwissSkills» Aufklärungsarbeit leisten

Der Verband wolle die Berufsmeisterschaften nutzen, um den eher unbekannten Beruf einem breiten Publikum vorzustellen und idealerweise auch mehr Lernende zu generieren. «Es ist gute Werbung für unseren Beruf und daneben können wir auch gleich sehr wirksam aufzeigen, woher das Gemüse kommt und welche Arbeit dahintersteckt», meint Markus Waber. Das deckt sich durchaus mit der Motivation von Dustin Herkner, der diesen Frühling seine Lehre als Gemüsegärtner erfolgreich abgeschlossen hat und sich nun mit seinen jungen Berufskollegen an den «SwissSkills» misst: «Gerade wenn es so heiss ist wie am heutigen Wettkampftag, bekommen Zuschauer wie ihr Medienschaffenden auch gut mit, wie ‹gruusig› unser Job manchmal sein kann, wenn man draussen auf dem Feld ist und der Schweiss nur so läuft», führt der Junggemüsegärtner aus.

Junge Fachkräfte beweisen sich

So seien die «SwissSkills» nicht nur kollegialer Konkurrenzkampf, sondern auch eine gute Möglichkeit, den Beruf erlebbarer zu machen. Im Rahmen des Wettkampfs werde beispielsweise aufgezeigt, welche Pflegearbeit hinter einer gut gewachsenen Gurke stecke, oder auch der genaue und korrekte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln demonstriert. «Wir leeren nicht einfach ein bisschen was zusammen und fahren dann drauf los – da wird genau gerechnet und dann in Schutzkleidung genau abgemessen und gemischt», erklärt Dustin Herkner. Es sei schön den Beruf nach draussen zu tragen und zu zeigen, wie vielfältig der Beruf sei, meint auch Nicole Schneider. «Ich bin ausserdem die einzige weibliche Teilnehmerin bei den Gemüsegärtner und es motiviert mich zusätzlich, mich auch als Frau zu beweisen», ergänzt sie. Daneben gelte sie als Quereinsteigern, da sie nicht auf einem Gemüsebetrieb aufgewachsen sei: «Mit meiner Teilnahme kann ich so auch aufzeigen, dass man es schaffen kann, auch wenn man mit der Branche nicht vertraut ist.»

Wertschätzung für die Fachkräfte

So unterschiedlich die Berufe der «SwissSkills» sind, so vielfältig sind auch die von den jeweiligen Berufsverbänden festgelegten Teilnahmekriterien. So finden in einigen Berufen kantonale Vorausscheidungen statt und nur, wer sich bereits dort am allerbesten präsentiert, darf nach Bern reisen. Bei den «Gemüslern» ist das anders: «Die Branche ist relativ klein und bei so wenigen Kandidaten ist es etwas schwieriger, dass ein grosser Wettkampf entsteht», meint Lukas Rohrer, der selbst Gemüseproduzent mit eigenem Betrieb ist und sich nun für den Verband im OK der «SwissSkills» engagiert. So werden alle Gemüsegärtner-Kandidaten im Final in Bern ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können. «Für uns als Branche ist es wichtig, unsere Fachkräfte zu präsentieren», erklärt der Gemüsebauer weiter. Alles was die Schweizer Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner produzierten und leisteten, sei schlussendlich für die Konsumentinnen und Konsumenten: «Wir wollen Berufsstolz zeigen, uns im besten Licht präsentieren und stolz sein, auf unseren Nachwuchs, damit sie dem Beruf noch lange treu bleiben.»

Diese Berufe machen mit

Auch die landwirtschaftlichen Berufe beteiligen sich an der nationalen Berufsmeisterschaft
In den fünf Wettkampfberufen Landwirt/in, Obstfachmann/-frau, Winzer/in, Weintechnologe/-technologin und Gemüsegärtner/in wird die Schweizermeisterin oder der Schweizermeister gesucht.

Bei den Landwirtinnen und Landwirten haben sich fünf junge Frauen und 31 junge Männer haben für die «SwissSkills» qualifiziert, die in Bern dann um den Meistertitel kämpfen. «Ich fühle ich mich geehrt, an so einem Anlass mitmachen zu dürfen und neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln», sagt die junge Landwirtin Melanie Bieri. Etwas Nervosität im Hinblick auf den Wettkampf in Bern mache sich aber schon breit: «Ich habe aber auch schon ein wenig Vorfreude, weil ich mich als Frau auch in diesem Beruf beweisen will und ich freue mich auf die praktischen Mechanisierungsarbeiten, weil mir das Arbeiten mit Maschinen sehr gefällt.»
Dem Schweizer Bauernverband ist es wichtig, der breiten Öffentlichkeit zu zeigen, wie breit und attraktiv der Beruf sei und welche Entwicklungsmöglichkeiten die jungen Berufsleute hätten. «Wir wollen den jungen Berufsleuten durch die Teilnahme zu mehr Selbstbewusstsein und Berufsstolz verhelfen und gleichzeitig den Erfahrungsaustausch unter gleichgesinnten jungen Berufsleuten fördern», sagt Petra Sieghart, Leiterin Agriprof beim Schweizer Bauernverband.

Bei den Obstfachfrauen und Obstfachmännern treten elf Personen bei den «SwissSkills» an. Der Wettkampf ist in acht Prüfungssituationen eingeteilt: Vom Pflanzenbau über die Mechanisierung bis hin zur Kenntnis über Nützlinge, Schädlinge und Krankheiten. «Organisieren, handwerkliches Knowhow und die Freude an der Natur – ich denke, das sind Punkte, die im Beruf wichtig sind und zum Erfolg beitragen können», meint Pascal Rohrer zu seinen beruflichen Stärken, die der junge Obstfachmann bei den «SwissSkills» gewinnbringend einsetzen will.
Für den Verband sei es zentral, das Berufsbild attraktiv zu gestalten und die Präsenz an den Berufsmeisterschaften biete die Möglichkeit, den einzigartigen Beruf einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, sagt Christian Schönbächler vom Schweizer Obstverband: «Wir wollen damit die Bekanntheit des Berufes erhöhen und mittelfristig die Zahl der Lernenden steigern.»

Bei den Winzerinnen und Winzer sowie Weintechnologinnen und Weintechnologen treten dieses Jahr zwölf Kandidaten an den «SwissSkills» gegeneinander an. «Die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung verhilft den Berufen auf nationaler Ebene zu mehr Ausstrahlung», sagt Carine Théraulaz, Leiterin für Berufsbildung beim Schweizerischen Weinbauernverband. «Neben dem Austausch mit dem Publikum können die jungen Leute ausserdem ihre Fähigkeiten im Wettkampf messen und ihre Fachkenntnisse im Weinbau und im Keller, aber auch Arbeitsdisziplin und Genauigkeit unter Beweis stellen», ergänzt sie. Und vielleicht weckten die Berufsdemonstrationen bei dem einen oder anderen Besucher eine Berufung.

Der erste Teilwettkampf der Gemüsegärtnerinnen und Gemüsegärtner für die «SwissSkills» fand am 16. August 2022 im Berner Seeland statt und beinhaltete die Disziplinen Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug, Zwiebelsaat mit einer pneumatischer Einzelkornsämaschine, Gurkenpflege und -ernte, Pflege und Kulturbeurteilung von Salat sowie Salaternte, Radieschenernte sowie die Auswahl eines geeigneten Pflanzenschutzmittels und die Anmischung der Spritzbrühe.
Die restlichen Disziplinen finden dann auch bei den Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern in Bern statt.