Schweizer Schaumweine: Qualität mit wachsendem Potential
Noch immer sind viele Schweizer Schaumweine kaum bekannt und die heimische Produktion bleibt eine Nische. Doch der Ma...
Das Weingut Schenk-Siebert hat Tradition. Seit 1675 betreibt die Familie im kleinen Ort Grünstadt in der Nähe von Mannheim Weinbau. Damit die Winzerfamilie nicht nur auf eine reiche Vergangenheit zurückblicken, sondern auch vorwärts in eine erfolgreiche Zukunft schauen kann, wirtschaftet sie mit modernsten Mitteln. Das ist allerdings im lauten, geschäftigen Kellergebäude gerade nicht zu erkennen. Angestellte eilen hin und her, Flaschen werden abgefüllt, etikettiert und verpackt, während Winzermeister Christoph Siebert erklärt, dass der Keller bereits seit 1938 besteht. Damals war der Weinbau noch einer von mehreren Betriebszweigen, seit den 1970er-Jahren fokussiert sich die Familie Schenk-Siebert gänzlich auf Wein. Heute gehört das Weingut Christoph Siebert, seinem Bruder Johannes und deren Eltern Hildegard und Gerhard Siebert.
Mit 42 Hektaren gehört das Weingut zu den grösseren Betrieben in Rheinland-Pfalz. Produziert werden rund 40 unterschiedliche Weine aus zwanzig Rebsorten, die zu 65 Prozent an Private und die Gastronomie verkauft werden – 35 Prozent gehen ins Ausland. «Seit zehn Jahren exportieren wir vor allem unseren Riesling und den Spätburgunder nach China, zudem verkaufen wir auch nach Skandinavien», erklärt Christoph Siebert. Damit letzteres möglich ist, stellt sein Betrieb seit zwei Jahren auf Bio um: 2024 werden erstmals Bio-Trauben geerntet. «Skandinavien verlangt biologische Weine, das ist der Hauptgrund für die Umstellung, denn der deutsche Markt ist nicht besonders offen für Bio-Weine», sagt der Fachmann und ergänzt: «Im Klartext heisst das, dass die Kunden nicht mehr für ihren Wein bezahlen wollen, bloss weil er bio ist.»
Die Umstellung auf biologischen Weinbau bedeutete für den Familienbetrieb zwar keine grösseren Investitionen, aber mehr Kosten und eine neue Organisation. «Die Abläufe müssen geändert werden, denn der Verzicht auf Chemie führt zu fünfzig Prozent mehr Aufwand im Weinberg», sagt Christoph Siebert und erklärt, dass die Unkrautbekämpfung zum Beispiel nicht mehr mit Glyphosat erfolgen darf, sondern maschinell erledigt werden muss. Ausserdem muss häufiger gespritzt werden: «Gerade jetzt, denn 2023 ist ein extremes Mehltaujahr – wir mussten bereits neun Spritzungen vornehmen und gehen von vier weiteren aus.» Beim Einsatz der erlaubten Pflanzenschutzmittel Schwefel, Kupfer und Backpulver lässt sich die Familie Schenk-Siebert von der regionalen Weinbaufachschule beraten.
Und damit alle Abläufe so funktionieren wie nötig, setzen die Weinbauprofis seit Kurzem auf ein spezielles Weinbau-Management-System, die Vineyard Cloud. Dank dieses Programms ist es unter anderem nicht mehr nötig, dass ein ausgebildeter Angestellter den Traktor lenkt. Ein wichtiger Punkt beim aktuellen Fachkräftemangel: «Unser Mitarbeiter muss lediglich Traktorfahren können – was er im Weinberg wo genau machen muss, zeigt ihm das Programm auf einem Tablet», erklärt Christoph Siebert. Die Aufträge geben er oder sein Bruder Johannes ein, denn sie haben den Überblick über die Betriebsabläufe.
Doch das Programm kann viel mehr, als Aufgaben im Weinberg überwachen, wie Fabian Bartmann erklärt. Der Mitarbeiter der Raiffeisen-Warenzentrale Rhein-Main eG (RWZ) ist Spezialist für das Weinbau-Management-System und begleitet die Familie Schenk-Siebert, die zu den sieben Testbetrieben in Grünstadt gehört. «In Gesprächen mit unseren Kunden haben wir erfragt, was eine sinnvolle digitale Lösung für ein Weingut können muss», erläutert Fabian Bartmann. «Diese Anforderungen haben wir dann an die Software-Entwickler weitergegeben», ergänzt er. Jetzt gehe es darum, das praxistaugliche Instrument den Interessenten zu verkaufen.
Vineyard Cloud wurde in der Pfalz, mitten im zweitgrössten Weinanbaugebiet Deutschlands, entwickelt. Die Software soll den Winzern helfen, alle Aufgaben zu planen, automatisch zu dokumentieren und später auszuwerten – und zwar von überall her, also auch von zuhause, von unterwegs beziehungsweise im Weinberg. Das GIS-basierte Prozessmanagement ist insbesondere stark in den Bereichen Routenoptimierung, bei der Vernetzung mit intelligenten Spritzsystemen und bei der Düngeverordnung-Dokumentation.
Zuerst muss der Winzer seine Weinberge geografisch erfassen. Das Einspielen des genauen Feldkalenders kann der Winzer über seine Geodaten oder auch manuell selbst übernehmen. Auf der Grundlage der einmal erfassten Daten lassen sich alle anstehenden Arbeiten detailliert planen, organisieren und dokumentieren. «Für den Betriebsleiter hat das den grossen Vorteil, dass er vom Computer aus Arbeitsaufträge für die Mitarbeiter generieren kann», erklärt Fabian Bartmann. Sobald eine Aufgabe erstellt und einem Mitarbeiter zugewiesen sei, werde diese in Echtzeit via Tablet oder Smartphone an den entsprechenden Mitarbeiter übermittelt und bei erfolgreicher Ausführung automatisch als beendet angezeigt. So behalte der Betriebsleiter die laufenden und die erledigten Arbeiten im Blick und könne diese aufeinander abstimmen. Und Christoph Siebert ergänzt: «Für die Mitarbeiter hat dies den Vorteil, dass beispielsweise mit Hilfe der strukturierten, überschaubaren Arbeitsaufträge überflüssige Wege entfallen.» Die klar formulierten Arbeitsaufträge würden den Mitarbeitern zudem die Gewissheit geben, dass sie an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt die richtigen Arbeiten ausführten. «In Spitzenarbeitszeiten nimmt das auch viel Stress aus der Arbeit für alle Beteiligten», ergänzt er. Die Software erkenne darüber hinaus, ob die Bearbeitung von Reihen oder Schlägen möglicherweise vergessen wurden.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil des Systems ist die Übersetzung der Aufträge in die Sprache, die der Mitarbeiter versteht. Deutschkenntnisse seien also nicht mehr zwingend, sagt Fabian Bartmann: «Das System verfügt über 13 Sprachen, denn die Vineyard Cloud wird in der ganzen Welt eingesetzt.» Christoph Siebert, der je nach Saisonarbeiten bis zu zehn Angestellte aus der Türkei, Rumänien und Polen beschäftigt, hat in jedem seiner Traktoren ein Tablet angebracht, auf dem sich Fahrer mit seinem persönlichen Login einloggen kann.
Er ist mit den bisherigen Erfahrungen zufrieden: Angefangen bei den Bodenproben übernehme und überwache die Software die gesamte Düngeplanung für den Betrieb. «Von grossem Wert ist Vineyard Cloud bei wiederkehrenden Arbeiten, die über das System automatisch erstellt und überwacht werden», so Christoph Siebert. Verzug bei zeitkritischen Arbeiten, wie etwa beim Pflanzenschutz, gehören damit der Vergangenheit an. «Natürlich werden alle Pflanzenschutzeinsätze im Spritztagebuch dokumentiert», erklärt der Winzer. Angesprochen auf die Kosten, erklärt Fabian Bartmann: «Cloud-Lösung bedeutet, dass keine teure hausinterne IT-Ausstattung erforderlich ist – externe Eingriffe oder gar eine Überwachung der Daten finden jedoch nicht statt, nur der Betrieb hat einen geschützten Zugriff auf die von ihm in der Cloud abgelegten Daten», sagt er und ergänzt: «Die Kosten belaufen sich auf 23,99 Euro pro Jahr pro Hektar und wenn das Pflanzenschutzmodul gebucht wird, kommen zusätzlich 2,60 Euro pro Hektar hinzu.»
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