Saatgutbehandlung ohne Chemie – Potential und Grenzen der Dampftechnologie
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Spirulina ist eine Mikroalge oder genauer gesagt ein Cyanobakterium, das im Wasser wächst und aufgrund seiner gesunden Eigenschaften in den letzten Jahren zu einem Trendnahrungsmittel geworden ist: Die Mikroalge ist kalorienarm, besonders reich an Proteinen, Vitamin A, Eisen und Mineralien, enthält aber auch Antioxidantien und entzündungshemmende Wirkstoffe.
«Diese Inhalte machen Spirulina beispielsweise bei Menschen mit Eisenmangel oder bei Sportlerinnen und Sportlern zu einem besonders beliebten Nahrungsmittel», erklärt Wolfgang Sickenberg von Spiruline SwissMade. Das Unternehmen ist das grösste von vier kleinen Start-ups, die in der Schweiz in ihren Gewächshäusern Mikroalgen statt Gemüse kultivieren.
In Lonay bei Morges stehen sechs Zuchtbecken, gefüllt mit wenigen Zentimetern Wasser. Darin sorgt ein Schaufelrad für eine konstante Strömung, damit die Mikroalge am Boden nicht einschläft und es keine Ablagerungen gibt. «Jeweils von März bis November – je nach Wetter und Temperatur – züchtet und erntet Stéphane Sasvari, der Initiant von Spiruline SwissMade, die grüne Mikroalge», erzählt Verkaufsleiter Wolfgang Sickenberg und ergänzt: «Unsere Spirulina folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten und der Unberechenbarkeit des Wetters.»
Im Sommer wächst sie und verdoppelt fast jeden Tag ihr Volumen. Wenn es an Licht und Wärme mangelt, fällt sie in den Winterschlaf. Weil das Cyanobakterium für sein Wachstum eine Temperatur von 18 bis 35 °C benötigt, steht die Produktion im Winter ganz still.
Damit die Mikroalge gut gedeiht, wird sie ausserdem mit Spurenelementen und Mineralien gefüttert. Anders als in anderen Ländern, wo die Produktion in industriellem Massstab betrieben wird und täglich mehrere Tonnen Spirulina geerntet werden, hat die Zucht am Genfersee aber einen handwerklichen Charakter: Fast alles ist Handarbeit und ohne Pestizide, Fungizide oder andere Chemikalien.
Spirulinabauer Stéphane Sasvari habe einige Zeit investiert, bis die Anbau- und Erntetechniken perfektioniert waren, meint Wolfgang Sickenberg. Unter Einhaltung strenger hygienischer Produktionsprozesse wird die Qualität der Spirulina regelmässig einer Laboranalyse unterzogen, die ihre Eigenschaften, ihre Reinheit und ihre unvergleichliche Qualität bestätigt.
Frühmorgens wird geerntet und das Wasser dafür durch ein feines Sieb gepumpt. Die Spirulinamasse wird danach in Tüchern gepresst – ähnlich wie bei der Käseherstellung. Was zurückbleibt, hat eine Konsistenz wie Knete und wird durch eine technisch angepasste Wurstmaschine in feine Spaghetti gepresst und getrocknet. Gut 600 Kilogramm getrocknete Spirulina werden so während der Erntesaison im Gewächshaus in Lonay geerntet.
Trotz des stolzen Preises entwickelt sich gemäss Wolfgang Sickenberg das Geschäft mit der blau-grünen Mikroalge in der Westschweiz gut. In den ersten fünf Jahren konnte das Jungunternehmen den Absatz verdreifachen und hat die Gewinnschwelle erreicht. «Von den vier Produzenten in der Schweiz sind wir bislang die einzigen, die vollkommen von der Spirulina-Produktion Leben können», erklärt der Verkaufsleiter.
Viel Marktpotential sei aber noch ungenutzt: «Die Schweizer Nachfrage wird fast ausschliesslich von Exportware gedeckt – der Schweizer Anteil ist noch verschwindend klein», sagt Wolfgang Sickenberg. Entsprechend sei es ein Ziel, noch mehr Anteile zu gewinnen, die Zahl der Verkaufsstellen für ihre Produkte zu erhöhen und die Spirulina beispielsweise in der Deutschschweiz noch bekannter zu machen.
Und Potential sieht auch die Forschung: Der hohe Eiweissgehalt der mikroskopisch kleinen Algen hat dazu geführt, dass sich eine ganze Reihe von Unternehmen auf diesem Gebiet betätigen. Die Forschungsunternehmen versprechen sich von Mikroalgen wie Spirulina Erfolge bei der Produktion von Fleischersatzprodukten und sogenanntem «Cultured Meat» sowie beim Einsatz für pflanzliches Tierfutter. So hat auch das nationale Forschungsinstitut Agroscope ein Projekt gestartet, das den Einsatz von lokal gezüchteten Mikroalgen als Futtermittelzusatz für Nutztiere prüft. Die Mikroorganismen sollen als nachhaltige Proteinquelle für Rind und Schwein genutzt werden und so die Ökobilanz der Fleisch und Milchproduktion verbessern.
Auch das Start-up-Unternehmen in Lonay ist fest davon überzeugt, dass Spirulina mehr als nur ein Nahrungsergänzungsmittel ist. «Über den Einsatz als Tierfutter haben wir uns bislang noch keine Gedanken gemacht, dafür ist die Produktion in der Schweiz schlicht zu teuer», meint Wolfgang Sickenberg. Als Alternative zu tierischem Eiweiss bei der menschlichen Ernährung werde Spirulina aber sicher noch an Bedeutung gewinnen.
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