Die Zwiebel in der Krise
Die Zwiebel zählt zu den beliebtesten und meistgenutzten Gemüsesorten in der Schweiz – doch ihre Produktion steht vor...
Die Landwirtschaft in der Schweiz steht vor vielfältigen Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Produktion. Unter anderem die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und die Bedeutung von Biolandbau werfen wichtige Fragen auf. Die Agrar- und Ernährungspolitik in der Schweiz, aber auch in der EU und weltweit steht vor einer Wegscheide. Der Zeitpunkt für einen aktiven Dialog zwischen den involvierten Akteuren aus Produktion, Handel und Naturschutz ist dringender denn je. Entsprechend hat die von der IG Zukunft Pflanzenschutz, Swisscofel und dem Bundesamt für Landwirtschaft getragenen Innovations- und Dialogplattform «PHYTO.SYNTHESE» kürzlich versucht, mit einem Anlass einen Beitrag zum Austausch zu leisten – mit dem Ziel, gemeinsam zu einer Synthese zu gelangen. Die Diskussion hat aber gezeigt, dass sich die Akteure vorerst weiter damit abfinden müssen, dass man sich nur darin einig ist, sich noch nicht einig zu sein.
In den letzten Jahren wurde unter anderem von gewissen landwirtschaftlichen Akteuren vermehrt kritisiert, dass immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden, was die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte erschwere. SVP-Nationalrat und Präsident des Zürcher Bauernverbandes Martin Haab betonte im Rahmen der Veranstaltung denn auch, dass die Schweizer Landwirtschaft in den letzten 15 Jahren auf viele Pflanzenschutzmittel verzichten musste: «Während in der Vergangenheit meist Alternativen verfügbar waren, stehen heute insbesondere im Gemüse- und Obstbau die Alternativen auf dem Spiel – dies zeigt sich in Notzulassungen und Ertragsausfällen», erklärte er. Martin Haab warnte ausserdem vor der Gefahr von Resistenzen bei einer eingeschränkten Wirkstoffpalette und betonte, dass eine ökologische Lösung in Gefahr sei.
Insbesondere im biologischen Anbau fänden sich aber Alternativen, akzentuierte derweil SP-Nationalrätin und Präsidentin der Naturschutzorganisation Pro Natura Ursula Schneider Schüttel und betonte, dass die meisten Pflanzenschutzmittel, die im Biolandbau bewilligt seien, ein massiv geringeres ökotoxikologisches und humantoxikologisches Schadpotential als chemisch-synthetische Mittel hätten. «Davon ausgenommen sind die vier Wirkstoffe natürlichen Ursprungs Kupfer, Paraffinöl, Pyrethrin und Spinosad», räumte die Parlamentarierin zwar ein, gab gleichzeitig aber auch zu bedenken, dass grosse Mengen dieser Wirkstoffe auch im konventionellen Landbau eingesetzt würden: «So zum Beispiel Kupfer mit zu 90 Prozent im konventionellen Landbau und nur 10 Prozent auf Biobetrieben.»
Die Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft drehte sich auch darum, wie die Produktion die wachsende Bevölkerung nachhaltig ernähren könne. Swisscofel-Direktor Christian Sohm betonte im Rahmen dieser Diskussion dabei die Notwendigkeit einer gemeinsamen Anstrengung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. «Der Handel versucht, Veränderungen bei den Produzentinnen und Produzenten zu berücksichtigen», erklärte er im Nachgang des Phyto-Synthese-Anlasses. Die Sensibilisierung der Verbraucherinnen und Verbraucher für die Auswirkungen von reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz sei dann ein weiteres Ziel.
Mit der Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes werden derweil auch höhere Ansprüche and Sortenauswahl gestellt. Hier zeigt sich allerdings eine Diskrepanz zwischen Saatgutangebot und dem Markt für die Endprodukte: So erklärte Christian Sohm zwar, dass auch der Handel sich bemühe, robuste und resistente Sorten zu fördern. Allerdings zeige die Erfahrung, dass Vermarktungskonzepte notwendig seien, um unbekannte Sorten zu etablieren.
Insgesamt verdeutlichte die Diskussion die Notwendigkeit einer breiten Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Handel und Konsum, um die Herausforderungen der nachhaltigen Produktion anzugehen. Klar wurde auch, dass sowohl die Produktion als auch der Handel und die Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Beitrag leisten müssen, um eine nachhaltige und produktive Landwirtschaft zu erreichen. Die Herausforderungen besteht aber nach wie vor darin, Konsens zu finden.
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