Pilze in der Schweizer Ernährung: Gesunde Vielfalt im Trend
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Migros-Kundinnen und -Kunden suchten diese Woche vergeblich nach Haferflocken – der jeweilige Platz im Regal blieb leer. Tatsächlich seien Schweizer Haferflocken bis zur nächsten Ernte, die hoffentlich üppiger ausfallen werde, nicht mehr erhältlich, bestätigt die Migros auf Anfrage. Alle anderen Haferflocken seien wieder auf dem Weg und nur aufgrund technischer Probleme beim Lieferanten in der Abfüllungsanlage sei es in den Regalen zu Lücken gekommen, heisst es von der Detailhändlerin weiter.
Etwas anders präsentiert sich die Situation noch bei Emmi, die dank Absicherungen und Verträgen auch noch mit Schweizer Hafer produzieren kann: «Die Haferbestände sind zwar knapp – dank langfristiger Planung und frühzeitiger Absicherung durch Kontrakte können wir die Produktion von unserem Haferdrink mit Schweizer Hafer jedoch sicherstellen», sagt Simone Burgener, Emmi-Mediensprecherin. Auch die E. Zwicky AG braucht für ihre Müesliprodukte grosse Mengen an Hafer: «Wir haben ein paar Produkte mit Schweizer Hafer und da wird die Menge wohl nicht bis zur neuen Ernte reichen – der Grossteil des Hafers in unseren Produkten ist allerdings Importhafer und da spüren wir zum Glück noch keine Engpässe», erklärt Ralf Hahn, Bereichsleiter Verkauf bei Zwicky.
Tatsächlich stammt aber der meiste in der Schweiz verkaufte Speisehafer aus dem Ausland – konventionell produzierter Speisehafer stammt vielfach aus skandinavischen Ländern wie Finnland oder Schweden und ein paar östlichen Ländern, Biohafer öfters aus Deutschland oder auch Österreich. Und obwohl noch keine allzu grossen Engpässe festzustellen sind, ist die Lage auf dem Hafermarkt laut Fortunat Schmid, Leiter des Geschäftsbereichs Qualitätsmanagement und Betriebe bei der Fenaco, doch angespannt. «Das letztjährige Wetter hat nicht nur die Erntemengen hierzulande stark geschmälert, auch viele der dieser Produktionsländer von Hafer hatten letztes Jahr ähnliche Wetterprobleme wie die Schweiz und entsprechend auch reduzierte Erntemengen», erklärt Fortunat Schmid. Diese Länder würden dann natürlich zuerst die eigene Nachfrage abdecken bevor der Speisehafer in andere Länder wie die Schweiz gelangt.
Was die Situation weiter verschärfe, sei die aktuell herrschende Logistikkrise, die durch den Ukrainekrieg noch verschärft worden sei und die Lieferketten noch herausfordernder gemacht habe. So sei es schwierig die Transportkapazitäten und die Verarbeitung immer rechtzeitig sicherstellen zu können. «Und auch preislich ist der Hafer schon vor dem Krieg hoch gewesen», sagt Fortunat Schmid. Die schwierige Preissituation bestätigt auch Inge Gratzer von Nestlé Suisse: «Die Inflation hat die Preise in die Höhe schiessen lassen, aber auch wir können die Produktion mit Hafer aktuell noch sicherstellen – unsere Cerealienprodukte produzieren wir allerdings nicht in der Schweiz.»
Hafer in der Ernährung ist ein wachsender Trend – auch in der Schweiz. Und eine steigende Inlandproduktion könnte ausserdem das Bedürfnis von mehr Regionalität befriedigen. «Schweizer Speisehafer ist nach wie vor eine sehr kleine Nische, die aber durchaus Trendpotential hat», meint auch Fortunat Schmid. Wenn die Abnehmer aber Schweizer Hafer möchten, müssten sie zukünftig bereit sein, für grössere Mengen auch einen deutlich höheren Preis zu zahlen, weil die Preisparität vom Haferanbau in der Schweiz zu anderen Ländern aufgrund des fehlenden Zollschutzes aktuell nicht gegeben sei. «Wenn wir einen Sprung vorwärts machen wollen, müssen wir uns beim Preis etwas einfallen lassen – Schweizer Speisehaferproduzenten müssten aus der Wertschöpfungskette im Vergleich zum Richtpreis von Futterhafer rund 30 Franken mehr haben und ob das möglich ist, wird sich erst zeigen», sagt Fortunat Schmid.
Zwar fördere die Fenaco den Haferanbau in der Schweiz auch ganz gezielt und fange mit ihren Produzentinnen und Produzenten an, Suisse-Garantie-Hafer zu produzieren. Das sei vorerst aber nur ein Versuch mit einer gewissen Mehrprämie und das werde nur begrenzt reichen: «Wir sind noch nicht in der Lage, den Abnehmern verbindliche Garantien zu machen», meint Fortunat Schmid. Die Verträge mit den Produzentinnen und Produzenten seien zwar gemacht und aktuell seien die vertraglichen Mengen auch zu erwarten, die Ernte sei aber noch nicht unter Dach. «Aber wenn die erwartete Menge tatsächlich geerntet werden kann und auch die erwartete Qualität erreicht wird, dann können wir die Bedürfnisse in der Schweiz, die zumindest bisher an uns herangetragen wurden, erfüllen», erklärt Fortunat Schmid.
Hierzulande hat die Speisehaferproduktion in den letzten Jahren zwar stetig zugenommen, bewegt sich aber nach wie vor auf einem tiefen Niveau. So wurde 2018 in der Schweiz rund 1’100 Tonnen Speisehafer geerntet, 2019 waren es schon 3’000 Tonnen. 2020 und 2021 sind die Erntemengen wieder etwas eingebrochen auf 2’400 Tonnen respektive 2’200 Tonnen. Aktuell prognostiziert Swiss Granum für dieses Jahr eine Erntemenge von rund 2’500 Tonnen – allerdings bleibt dies sehr wetterabhängig.
Laut Einschätzungen von Swiss Granum sind die Mengen des übrigen Getreides für Nahrungsmittel – nebst Brotgetreide wie Weizen, Dinkel oder Roggen – zwar insgesamt am Ansteigen, aber im Vergleich weiterhin klein. Trotzdem seien die Mengen an Gerste als Braugerste, Hafer für Flocken oder Hafermilch und Körnermais beispielsweise als Ribelmais, welche zunehmend in den Nahrungsmittelkanal gelangen würden, bemerkenswert.
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