Agrarbericht: Positive Umweltentwicklungen und anhaltende Herausforderungen
Bei der Präsentation des diesjährigen Agrarberichts hob Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, ...
In den vergangenen Wochen und Monaten waren längere warme und stabile Wetterphasen selten, stattdessen regnete es an überdurchschnittlich vielen Tagen und die Sonne liess sich ebenfalls eher selten blicken.
Die Monate April – obwohl die Temperaturen bereits in der ersten Monatshälfte vielerorts deutlich über die 25 Grad-Marke stiegen, der folgende Kälteeinbruch die Temperaturkurve aber wieder ausglich –, Mai und Juni zeigten durchschnittliche Temperaturen, waren jedoch deutlich zu nass. Der erste Hitzetag des Jahres mit über 30 Grad wurde dann am 18. Juni an diversen Stationen auf der Alpennordseite und im Zentralwallis verzeichnet, teilweise unterstützt durch Föhn. In der Südschweiz dauerte es noch 10 Tage länger, bis am 28. Juni der erste Hitzetag registriert wurde.
Seitdem gab es nur vereinzelt weitere Hitzetage. Eine länger andauernde Phase mit mehr als zwei aufeinanderfolgenden Hitzetagen war nahezu nicht zu verzeichnen, abgesehen vom Zentralwallis Ende Juni und im Tessin vom 9. bis 11. Juli.
In der aktuellen Woche schien aber doch endlich vielerorts oft die Sonne und es wurde auch stetig wärmer. Die Temperaturen erreichen heute und morgen denn auch 30 bis 33 Grad. Während dieses längere Schönwetterfenster für viele Landwirtinnen und Landwirte endlich eine Erleichterung bei der Ernte bedeutet, so müssen sie doch gut auf ihr eigenes Wohlbefinden achten, damit sie diese intensive Erntezeit gut überstehen. Daneben gilt ihr Augenmerk auch dem Wohlbefinden ihrer Tiere, die unterschiedlich gut mit den wärmeren Temperaturen umgehen können.
Hühner können nicht schwitzen und leiden unter Hitze. Ihre Körpertemperatur regeln sie über ihren Kamm und über die Kehllappen. Sogenannte Luftsäcke helfen der Regulation.
Der Hitzestress kann verschiedene Auswirkungen auf den Körper der Legehennen haben. Bei grosser Hitze fressen sie weniger und legen kleinere Eier. Auch das Legeverhalten wird beeinflusst. Die Hühner legen ihre Eier später am Tag.
Laut Daniel Würgler, Präsident von GalloSuisse und selbst Halter von Legehennen, können Bäuerinnen und Bauern im Vorfeld schon viel gegen den Hitzestress ausrichten. «Zum einen ist der Standort des Stalls wichtig, sowie sein Mikroklima. Ausserdem spielt es eine grosse Rolle, wie der Stall gebaut wurde. Eine gute Deckenisolation kann bereits viel vorbeugen», erklärt Daniel Würgler.
Die Belüftung ist ein weiterer zentraler Punkt in Sachen Kühlung. Die Zuluft und Abluft müsse optimal funktionieren. Würgler arbeitet zusätzlich mit einer Luftbefeuchtung in seinem Stall. «So kann man die Luftfeuchtigkeit erhöhen und die Temperatur im Stall zwischen einem und drei Grad senken», so der GalloSuisse-Präsident. Alle Halterinnen und Halter haben diese Möglichkeit aber nicht. Alternativ können diese das Dach mit einem Schlauch bewässern. Heikel werde es, wenn es am Abend nicht mehr abkühle. «Was auch Sorgen bereiten kann, sind Stromunterbrüche. Wenn der Strom nicht mehr funktioniert, gehen auch die Lüftungen nicht mehr», so Würgler.
Zusätzlich hilft ein gedeckter Aussenbereich. Dieser bietet den Hühnern Schatten und Sicherheit. Auch Bäume sind sehr wertvoll, da diese das Klima angenehmer machen. Schlussendlich sind die Hühner aber am liebsten drinnen. «Man kann das Ganze auch mit uns Menschen vergleichen: Wo halten wir uns während der Mittagshitze auf? Drinnen oder im Schatten», bemerkt Daniel Würgler.
Schweine mögen keine Hitze. Für die Tiere liegen die optimalen Temperaturen zwischen 18 und 25°C. Im Gegensatz zu Menschen können sie wie die Hühner nicht schwitzen, weil sie keine Schweissdrüsen haben, was ihnen die Regulierung der Körpertemperatur erschwert.
Gemäss einer Studie von Agroscope und BLV, sind die wichtigsten Indikatoren für eine Hitzebelastung bei Mastschweinen die Atemfrequenz, die Oberflächentemperatur der Haut sowie die Lage beim Liegen. Wenn den Schweinen nämlich zu warm ist, suchen sie kühle und feuchte Böden und legen sich ausgestreckt auf der Seite hin, um möglichst viel Kontakt mit dem kühlen Untergrund zu haben.
Für das Tierwohl werde hierzulande viel gemacht, heisst es auf Anfrage bei Suisseporcs. Bei hohen Temperaturen investierten die Bäuerinnen und Bauern viel Zeit, um für gutes Klima zu sorgen. Laut einem Bericht von SUISAG und Suisseporcs hilft in den Ställen unter anderem eine zentrale Befeuchtung der Zuluft. Im Auslauf verschaffen Duschen eine Abkühlung. Nieder- und Hochdruckvernebelungssysteme werden als effektivste Abkühlungsmöglichkeit eingeschätzt. Auch Unterflurluftansaugung und Wassersuhlen sind im Einsatz. Somit entstehe ein länger anhaltender Kühleffekt.
Die Wohlfühltemperatur von ausgewachsenen und laktierenden Kühen hängt von der Milchleistung ab. Bei 25kg pro Tag liegt sie zwischen 4 bis 16°C, bei 35kg pro Tag zwischen 0 und 12°C. Das heisst je höher die Milchleistung, desto tiefer die Wohlfühltemperatur.
Ist es zu heiss, vermeiden die Kühe jegliche Anstrengung. Im Gegensatz zu den Schweinen liegen sie weniger und stehen lieber, damit sie die Wärme besser verdunsten können. Zusätzlich atmen sie stärker und schneller. Kühe können ausserdem schwitzen. Wenn das passiert, ist es aber meist schon zu spät und die Kuh leidet unter Hitzestress. All das ist anstrengend und setzt Flüssigkeit voraus. Schon bei normalen Temperaturen trinken Kühe bis zu 150 Liter pro Tag. Bei hoher Milchleistung und Hitze saufen sie sogar bis zu 250 Liter pro Tag.
Laut der Genossenschaft Schweizer Milchproduzenten SMP achten die Bäuerinnen und Bauern auf verschiedene Punkte. Unter anderem darauf, dass die Kühe immer genügend Schatten und Wasser zur Verfügung haben oder auf den Zeitpunkt der Weide. Die Kühe werden bei heissen Temperaturen vor allem in der Nacht rausgelassen. Im Stall werde zur Kühlung mit Ventilatoren für frische Luft gesorgt. Die Berieselung durch Wasser im Stall kühle die Tiere ebenfalls ab. «Im Vordergrund steht das Tierwohl, das nicht leiden darf, aber natürlich auch die Leistung der Kühe», heisst es auf Anfrage.
Der Hitzestress wirkt sich nämlich unter anderem auf die Milchleistung sowie auf den Stoffwechsel aus. «Ein durch Hitze belasteter Organismus kann nicht die gleiche Leistung bringen – das geht uns Menschen ja ähnlich», so die SMP.
Die Hitzeverträglichkeit ist bei den Pferden sehr rasseabhängig. Grundsätzlich fühlen sich die Pferde aber zwischen -7 und 25°C wohl. Sobald die Temperaturen zu heiss sind, zeigt sich der Hitzestress bei den Pferden beispielsweise durch Koordinationsschwierigkeiten, keinen Appetit und einen ausdruckslosen Blick.
Wie Kühe können auch Pferde schwitzen und sich dadurch abkühlen. Leicht fällt ihnen die Temperaturregulierung aber nicht. Pferde erhitzen zehnmal schneller als wir Menschen, da sie eine höhere Muskelmasse und eine geringere Körperoberfläche besitzen. Schatten und Ventilatoren machen die Hitze zwar angenehmer, beim Abkühlen eines aufgeheizten Pferdes helfen sie aber nicht. Aus diesem Grund setzen auch hier die Halterinnen und Halter auf weitere kühlende Massnahmen.
Oft besteht jedoch die Sorge, dass durch eine intensive Kühlung die Muskeln der Pferde beschädigt werden. Gemäss eines wissenschaftlichen Artikels von COFICHEV, Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche, sei dies aber ein Irrglaube. Die effektivste Art ein Pferd abzukühlen und Hitzestress zu vermeiden, sei die Anwendung von kaltem Wasser. Pferdehalterinnen und -halter versuchen dabei mit Eimern oder Schläuchen so viel Körperfläche wie möglich nass zu machen. Je mehr desto grösser der Effekt.
Wasser kühlt nicht nur, sondern ist ebenfalls wichtig, um eine Dehydrierung zu vermeiden. Bei starker Hitze trinken Pferde bis zu 80 Liter Wasser pro Tag.
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