
Nichts zu meckern auf dem Sagi-Hof

Angefangen hat die Freude an den Ziegen bei Stefan Adam, als er mit 3-jährig eine Ziege von seinem Grossvater erhalten hat. Damals hatte die Familie noch 20 Milchkühe im alten Anbindestall. 2007 ist Stefan Adam in die Ziegenmilchproduktion eingestiegen. Seither wurde diese ein immer wichtigerer Betriebszweig.
Heute hält die Familie 350 Milchziegen. Diese leben in einem luftigen, hellen Laufstall. Dank einem permanenten Zugang zum befestigten Laufhof und der Weide, können die Ziegen selbst entscheiden, ob sie drinnen oder draussen sein möchten. Auch wenn die Sonne draussen scheint, sind viele Ziegen drinnen am Liegen oder Fressen. Im Stall erhalten die Tiere eine Futtermischung mit Maissilage, Heu und Mineralstoffen.
Auf dem Betrieb arbeiten neben der Familie Adam (Stefan und Nina Adam mit 3 Kindern) eine Lernende Landwirtin EFZ sowie zwei Teilzeitangestellte.
Melken im Karussell
Für das Melken hat Familie Adam ein Melkkarussell mit 48 Plätzen. Die Ziegen kommen gerne in das Melkkarussell, weil sie wissen, dass sie dort etwas Kraftfutter erhalten.
Im Melkkarussell arbeiten eine bis zwei Personen. Der Melker putzt die Zitzen der Ziegen und hängt das Melkzeug an. Wenn die Ziege fertig gemolken ist, wird das Melkzeug automatisch abgehängt. Danach geht sie wieder aus dem Karussell heraus und kann Fressen gehen im Stall. Bis alle Ziegen gemolken sind, dauert es 45 Minuten.
Die durchschnittliche Milchleistung der Milchziegen auf dem Sagi-Hof ist bei 1200 kg pro Jahr, also 4 Liter pro Tag. Dabei hat die Milch einen Gehalt von 3.5% Fett und 3.6% Eiweiss.

Kühe für Milch und Gülle
Neben den Ziegen gehören immer noch 35 Milchkühe auf den Sagi-Hof. Sie haben eine durchschnittliche Milchleistung von 11090 kg im Jahr mit 4.1% Fett und 3.2% Eiweiss. Die Kühe sind neben der Milch auch wegen der Gülle wertvoll für den Betrieb, denn die Ziegen machen keine Gülle.
5 Milchziegen = 1 Kuh
5 Milchziegen gelten zusammen als eine Grossvieheinheit (GVE), also gleichviel wie eine Kuh. Nicht gemolkene Ziegen gelten weniger (0.17 GVE), da sie etwas weniger Arbeit geben.
Die Grossvieheinheit ist eine Recheneinheit, bei denen Tiere unterschiedlicher Arten (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde/Esel, Hühner usw.) und Alter zu einer einzigen Kennzahl zusammengefallt werden. GVE und weiter Kennzahlen werden im Vollzug der landwirtschaftlichen Gesetzgebung verwendet.
Milch wird zu «le petit chevrier» verarbeitet
Familie Adam liefert die Ziegenmilch zur Emmi. Die Emmi verarbeitet die Milch weiter zu Weichkäse, Trinkmilch und Joghurt, bekannt unter der Marke «le petit chevrier». Rund 30 Bauernbetriebe liefern ihre Ziegenmilch für «le petit chevrier». Allerdings dürfen die Lieferanten dieses Jahr rund 10% weniger Milch an die Emmi liefern, wie Stefan Adam erzählt.
Damit das ganze Jahr etwa gleich viel Milch anfällt, sind die Ziegen auf dem Betrieb in 3 Gruppen unterteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten gitzeln (gebären).

Ostergitzi sind beliebt
Im alten Milchviehstall mästet der Betrieb nun Gitzi für die Fleischproduktion. Zu den eigenen Gitzi kauft der Bauer auch noch viele Gitzi von anderen Betrieben dazu. Total sind 300 Mastgitzi auf dem Hof, die ab einem Automaten Milch trinken können. Die meisten von ihnen werden zu Ostergitzi. Aber es werden auch Ziegenwürste und andere Ziegenfleischprodukte aus ihnen gemacht. Unter dem Jahr ist Ziegenfleisch weniger gefragt. Schweizerinnen und Schweizer essen pro Jahr nur etwa 70 Gramm Ziegenfleisch.

Saanenziegen
Ihren Ursprung hat die rein weisse Saanenziege im Saanenland und Obersimmental im Berner Oberland. Nach der Gämsfarbigen Gebirgsziege hat die Saanenziege den zweitgrössten Herdebuchbestand in der Schweiz. Sie ist sehr gut für die Milchproduktion geeignet. Ihre wirtschaftlichen Eigenschaften werden auch von Züchtern im Ausland geschätzt.
Weitere Infos gibts beim Schweizerischen Ziegenzuchtverband.
Fotogallerie: Milchziegen auf dem Sagi-Hof
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