Körnerleguminosen im Praxistest
Auf dem Hof Rinderbrunnen werden Körnerleguminosen wie Kichererbsen, Bohnen und Platterbsen im Rahmen des Projekts In...
2'000m2 Ackerfläche stünden einem Menschen zur Verfügung – vor allem für Lebensmittelproduktion, aber auch für Kleidung. Auf Weltäckern werden die weltweit wichtigsten 50 Kulturen massstabsgetreu angebaut. Einst in Berlin lanciert, stehen mittlerweile drei Weltäcker in der Schweiz, einer davon beim Inforama Rütti in Zollikofen nahe Bern.
«Mit dem Projekt wollen wir konkret und fassbar die Ernährung der Welt darstellen», sagt Franz Hofer, Geschäftsführer der OGG Bern, Initiantin des Projekts. Für Hofer ist klar, dass die Ernährung der wachsenden Bevölkerung eine enorme Herausforderung sein wird. Und mit dem Weltacker ist es möglich, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren.
«Auf dem Acker sieht man anschaulich, wie viel Fläche eine Person zugute hätte. Mitteleuropäer brauchen ungefähr die Hälfte mehr», sagt der Ackerverantwortliche Martin Huggenberger. Der Weltacker bildet den weltweiten Anbau ab. Dabei ist rund die Hälfte Getreide – für die direkte Ernährung der Menschen und zur Fütterung der Tiere. Ohne Kompromisse geht es nicht: Kakao oder Kaffee wachsen im Schweizer Klima nicht. Der Weltacker verwendet Ersatzkulturen und weist darauf hin. Andere Kulturen wachsen zwar, ergeben aber keinen Ertrag: «Der Maniok überlebt gerade», sagt Martin Huggenberger.
Im Fokus stehen dieses Jahr die Hülsenfrüchte. Angestossen wurde dies durch das «Global Bean Project», an dem 40 Partner aus Europa, Kenya und Indien beteiligt sind. Mit dabei in der Schweiz sind die Weltäcker Bern und Attiswil. «Wir zeigen die Vorzüge der Bohnen auf», so Huggenberger. In Bern erstellte der Weltacker einen Sortengarten über die Ackerfläche der Hülsenfrüchte. 25 bis 30 Leguminosen wachsen dort: Kichererbsen, Lupinen, Ackerbohnen, Stangenbohnen, Feuerbohnen sind einige davon.
«Hülsenfrüchte habe die einzigartige Fähigkeit mit bestimmten Bakterien Symbiosen einzugehen», erklärt der Ackerverantwortliche. Die Knöllchenbakterien, Rhizobien genannt, siedeln sich in den Wurzeln der Hülsenfrüchte an. Sie können Stickstoff aus der Luft binden, für die Pflanzen verfügbar machen und diese mit wichtigem Nährstoff versorgen. Gleichzeitig erhalten die Bakterien lebenswichtige Stoffe über die Pflanze. «Diese Symbiose ist eine sehr wertvolle Leistung für die ganze Pflanzenwelt», betont Huggenberger.
«Mineralischen Stickstoffdünger herzustellen ist extrem energieintensiv», sagt Edith Nüssli, Kommunikationsleiterin der OGG. Mit Hülsenfrüchten in der Fruchtfolge gibt es nicht nur den Stickstoff, den sie selbst nutzen, sie hinterlassen auch wichtigen Stickstoff für die Folgekultur. Europäische Forschende kamen in einer in Schottland durchgeführten Studie zum Schluss, dass beim Einbau von Hülsenfrüchten in die übliche Fruchtfolge nur noch die Hälfte Stickstoffdünger benötigt wird. «Das ist ein klarer Schritt zu mehr Nachhaltigkeit», betont Nüssli.
Weltweit wachsen Hülsenfrüchte auf 14,5 Prozent der Ackerfläche – inklusive Soja zur Ölproduktion. Sehr wichtig sind Hülsenfrüchte für die Ernährung in Südamerika, Asien und Afrika. «In Europa und auch in der Schweiz ist das etwas vergessen gegangen», bedauert Nüssli. 1,5 Prozent der Ackerfläche sind es in Europa, auf der Hülsenfrüchte wachsen. Die Bäuerinnen und Bauern pflanzen aber nicht mehr Hülsenfrüchte an, solange die Konsumentinnen und Konsumenten sie nicht kaufen.
Wieso haben die Hülsenfrüchte in Europa einen schwereren Stand? Der Aufwand ist für Nüssli ein Punkt. Mit Ausnahme der Linsen müssen die Hülsenfrüchte eingelegt werden, bevor sie gegessen werden können. Für das spontane Znacht eignen sie sich also nicht, sofern sie nicht aus der Dose kommen sollen. Auch befürchtete Verdauungsprobleme können ein Hinderungsgrund sein. «Dem kann man gut entgegenwirken, indem man die Bohnen gut kocht und das Einweichwasser wegschüttet», erklärt Nüssli. Auch die Zugabe von Natron zum Wasser helfe, da dadurch die Schale durchlässiger werde. Und bei regelmässigem Konsum gewöhnt sich der Körper an die Hülsenfrüchte.
Hülsenfrüchte sind sehr gesund, gute Lieferanten von Protein. Zusammen mit den Kartoffeln sind die Hülsenfrüchte die besten pflanzlichen Proteinlieferanten. Hinzu kommen Mineralstoffe und Vitamine. «Sie können deshalb einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Ernährung zur Versorgung der Weltbevölkerung leisten», so Edith Nüssli. «Hülsenfrüchte sind gut für Menschen, Umwelt und Boden», fasst sie es zusammen.
Für Nüssli genügend Gründe, den Hülsenfrucht-Anbau in der Schweiz populärer zu machen. Und auch politisch tut sich was. Das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2022 sieht vor, Einzelkulturbeiträge für den Anbau von Eiweisspflanzen zur menschlichen Ernährung einzuführen. Die Vernehmlassung dazu läuft bis zum 2. Mai.
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