Pflanzenzüchtung mit Zeit und Mass
Bei der Saatgutentwicklung zeigen sich Zielkonflikte zwischen raschen technischen Ergebnissen und dem langfristig-res...
Am 1. und 2. Oktober wurden an 20 Messstationen von Meteo Schweiz Rekorde gebrochen. So zum Beispiel im bündnerischen Samedan, wo der älteste Rekord für einen Tag im Oktober übertroffen wurde – ein Wert, der immerhin seit 1962 bestand. Da stellt sich die Frage, ob die Pflanzen zu Beginn des Herbstes unter diesen ungewöhnlich hohen Temperaturen leiden und welche Folgen diese Verlängerung des ohnehin schon heissen und trockenen Sommers hat.
Auf Seiten der Schweizer Gemüseproduzentinnen und -produzenten weist der stellvertretende Direktor Markus Waber auf die Schwierigkeiten bestimmter Sorten hin: «Einige der derzeit angebauten Pflanzen wurden speziell für tiefere Temperaturen selektiert und können daher Probleme haben, beispielsweise bei der Kopfbildung – insbesondere Salate zum Aufbewahren.» Beim Getreide hingegen haben die starken Niederschläge der letzten Wochen wieder etwas Boden gut gemacht. Die durch den Wassermangel geschwächten Wiesen werden langsam wieder grün werden und die Bedingungen für die Winteraussaat von Gerste sind gut, während die Winteraussaat von Weizen noch aussteht. Für den Raps, der in der zweiten Augusthälfte gesät wird, stellt die Hitze allerdings ein Problem dar: Wenn er sich vor dem Winter zu stark entwickelt, könnte er durch Frost geschädigt werden.
Interessanter wird es jedoch im Obstgarten, wenn es um saisonales Obst geht. «Nehmen wir das Beispiel Äpfel», erklärt Nicolas Mischler, Obstbautechniker bei der Union Fruitière Lémanique. «Unabhängig davon, ob es sich um frühe oder späte Sorten handelt, haben wir bei uns keine engeren Erntezeiten beobachtet – es bleibt gestaffelt, aber zweifellos einige Tage früher.» Der Gala-Apfel konnte Ende August gepflückt werden und der Pink-Lady-Apfel sollte Ende Oktober erntereif sein. «Was vielleicht ein Problem war», fügt Nicolas Mischler an, «ist die Färbung der Früchte.» Wenn es die ganze Zeit heiss sei und auch die Nächte warm seien, färbten sich die Äpfel nur wenig. «In den letzten Tagen gab es jedoch gute Temperaturschwankungen mit kühlen Nächten und hoher Feuchtigkeit nach sehr heissen Nachmittagen – das ist optimal für die Färbung.»
Für viele Saisonfrüchte ist viel Sonne also grundsätzlich belebend. «Die Produzentinnen und Produzenten können sich glücklich schätzen», schlussfolgert Nicolas Mischler, «denn diese milden Bedingungen sind ausserdem ideal für die Mitarbeitenden bei der Ernte und überdies verhindert der wenig feuchte Boden, dass es Spurrillen gibt.»
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